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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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"Nein, da magst Du Einwürfe und Entschuldigungen
vorsuchen, so viele Du willst," sagte Arthur zu seinem
Kommilitonen und Stubenkameraden Eduard, "das läßt
sich weder rechtfertigen, noch entschuldigen. Wenn sich
Jemand an Mitgliedern der Behörde, weil sie ihn be¬
strafen mußten, eigenmächtig vergreift, so ist das nichts
weiter, als Rache, und jede Rache ist gemein und ver¬
ächtlich." --

"Ich habe das auch keineswegs zu rechtfertigen ge¬
sucht," erwiederte Eduard. "Ich behaupte nur, daß er¬
littenes Unrecht in jedem Menschen, sei er auch der
sanftmüthigste der Welt, Haß gegen den erregt, von dem
ihm das Unrecht zugefügt worden. Widerfährt es ihm
jedoch öfter, oder leidet er nachhaltig unter dem einen
Schlag, so wird sich sein erbittertes, von Haß erfülltes
Gemüth zuletzt in einer Rachethat Luft machen. Das
ist nur zu sehr erklärlich, und die, welche ihn dazu trie¬
ben, haben sich allein die Folgen zuzuschreiben." --

Nein, da magſt Du Einwuͤrfe und Entſchuldigungen
vorſuchen, ſo viele Du willſt,“ ſagte Arthur zu ſeinem
Kommilitonen und Stubenkameraden Eduard, „das laͤßt
ſich weder rechtfertigen, noch entſchuldigen. Wenn ſich
Jemand an Mitgliedern der Behoͤrde, weil ſie ihn be¬
ſtrafen mußten, eigenmaͤchtig vergreift, ſo iſt das nichts
weiter, als Rache, und jede Rache iſt gemein und ver¬
aͤchtlich.“ —

„Ich habe das auch keineswegs zu rechtfertigen ge¬
ſucht,“ erwiederte Eduard. „Ich behaupte nur, daß er¬
littenes Unrecht in jedem Menſchen, ſei er auch der
ſanftmuͤthigſte der Welt, Haß gegen den erregt, von dem
ihm das Unrecht zugefuͤgt worden. Widerfaͤhrt es ihm
jedoch oͤfter, oder leidet er nachhaltig unter dem einen
Schlag, ſo wird ſich ſein erbittertes, von Haß erfuͤlltes
Gemuͤth zuletzt in einer Rachethat Luft machen. Das
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[[155]/0169] „Nein, da magſt Du Einwuͤrfe und Entſchuldigungen vorſuchen, ſo viele Du willſt,“ ſagte Arthur zu ſeinem Kommilitonen und Stubenkameraden Eduard, „das laͤßt ſich weder rechtfertigen, noch entſchuldigen. Wenn ſich Jemand an Mitgliedern der Behoͤrde, weil ſie ihn be¬ ſtrafen mußten, eigenmaͤchtig vergreift, ſo iſt das nichts weiter, als Rache, und jede Rache iſt gemein und ver¬ aͤchtlich.“ — „Ich habe das auch keineswegs zu rechtfertigen ge¬ ſucht,“ erwiederte Eduard. „Ich behaupte nur, daß er¬ littenes Unrecht in jedem Menſchen, ſei er auch der ſanftmuͤthigſte der Welt, Haß gegen den erregt, von dem ihm das Unrecht zugefuͤgt worden. Widerfaͤhrt es ihm jedoch oͤfter, oder leidet er nachhaltig unter dem einen Schlag, ſo wird ſich ſein erbittertes, von Haß erfuͤlltes Gemuͤth zuletzt in einer Rachethat Luft machen. Das iſt nur zu ſehr erklaͤrlich, und die, welche ihn dazu trie¬ ben, haben ſich allein die Folgen zuzuſchreiben.“ —

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. [155]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/169>, abgerufen am 30.04.2024.