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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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Das Unvermeidliche.
und Charlotte hörte ihren Namen in den Reden dersel¬
ben nennen. Sie stieß einen leisen Schrei aus und
schmiegte sich fest an Aurelio an. Das volle verräthe¬
rische Mondlicht fiel auf die Gestalt des Reiters und
der ihn umschlingenden Geliebten, und die Leute fuhren
überrascht zurück. Aurelio beugte sich mit einem heißen
Kuß über das Mädchen, und gab seinem Pferde einen
Druck in die Seiten. --

-- Ob es auch ihr Wille war? Und wäre sie wirk¬
lich noch nicht dazu entschlossen gewesen, so konnte sie
doch jetzt nicht mehr zurück, nachdem man sie so über¬
rascht hatte. --

Das Pferd des Kunstreiters jagte mit den Beiden
in rasender Eile von dannen, und in wenigen Augen¬
blicken war auch der letzte Hufschlag des edlen Thieres
in der stillen Nacht verhallt.


Der Polizeidirektor W. gebrauchte noch das Bad.
Das Aeußere dieses Mannes war durch seine letzten Schick¬
sale furchtbar zerfallen, und er glich dem unheimlichen

Das Unvermeidliche.
und Charlotte hoͤrte ihren Namen in den Reden derſel¬
ben nennen. Sie ſtieß einen leiſen Schrei aus und
ſchmiegte ſich feſt an Aurelio an. Das volle verraͤthe¬
riſche Mondlicht fiel auf die Geſtalt des Reiters und
der ihn umſchlingenden Geliebten, und die Leute fuhren
uͤberraſcht zuruͤck. Aurelio beugte ſich mit einem heißen
Kuß uͤber das Maͤdchen, und gab ſeinem Pferde einen
Druck in die Seiten. —

— Ob es auch ihr Wille war? Und waͤre ſie wirk¬
lich noch nicht dazu entſchloſſen geweſen, ſo konnte ſie
doch jetzt nicht mehr zuruͤck, nachdem man ſie ſo uͤber¬
raſcht hatte. —

Das Pferd des Kunſtreiters jagte mit den Beiden
in raſender Eile von dannen, und in wenigen Augen¬
blicken war auch der letzte Hufſchlag des edlen Thieres
in der ſtillen Nacht verhallt.


Der Polizeidirektor W. gebrauchte noch das Bad.
Das Aeußere dieſes Mannes war durch ſeine letzten Schick¬
ſale furchtbar zerfallen, und er glich dem unheimlichen

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[196/0210] Das Unvermeidliche. und Charlotte hoͤrte ihren Namen in den Reden derſel¬ ben nennen. Sie ſtieß einen leiſen Schrei aus und ſchmiegte ſich feſt an Aurelio an. Das volle verraͤthe¬ riſche Mondlicht fiel auf die Geſtalt des Reiters und der ihn umſchlingenden Geliebten, und die Leute fuhren uͤberraſcht zuruͤck. Aurelio beugte ſich mit einem heißen Kuß uͤber das Maͤdchen, und gab ſeinem Pferde einen Druck in die Seiten. — — Ob es auch ihr Wille war? Und waͤre ſie wirk¬ lich noch nicht dazu entſchloſſen geweſen, ſo konnte ſie doch jetzt nicht mehr zuruͤck, nachdem man ſie ſo uͤber¬ raſcht hatte. — Das Pferd des Kunſtreiters jagte mit den Beiden in raſender Eile von dannen, und in wenigen Augen¬ blicken war auch der letzte Hufſchlag des edlen Thieres in der ſtillen Nacht verhallt. Der Polizeidirektor W. gebrauchte noch das Bad. Das Aeußere dieſes Mannes war durch ſeine letzten Schick¬ ſale furchtbar zerfallen, und er glich dem unheimlichen

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/210>, abgerufen am 02.05.2024.