Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

"Wie ich Euch sage, Frau Gevatterin! Wie ich Euch
sage. Hat die gräulichsten, gotteslästerlichsten Dinge dru¬
cken lassen, glaubt weder an Gott, noch den Teufel,
noch den König!" --

"Gott steh' uns bei, Frau Gevatterin!" --

"Wie ich Euch sage. Und heute Morgen ist der
Kommissair gekommen mit vier Gensd'armen, hat ihm
alle seine Briefschaften versiegelt, und ihn nach der Vogtei
geführt." --

"Was man nicht erlebt in diesen Zeiten! Dieser
stille, magere Mensch mit dem Wassersuppengesicht, --
ei, Du mein Gott, wer hätt's von dem gedacht, daß
er einmal mit der Polizei zu thun kriegte! --

"Hab's immer gesagt, Frau Gevatterin, sind Heim¬
tücker, die Kerle. Jetzt sieht man's. Ein Kommissai
mit vier Gensd'armen, und am hellen Tage durch die
Stadt geführt!" --

4

Wie ich Euch ſage, Frau Gevatterin! Wie ich Euch
ſage. Hat die graͤulichſten, gotteslaͤſterlichſten Dinge dru¬
cken laſſen, glaubt weder an Gott, noch den Teufel,
noch den Koͤnig!“ —

„Gott ſteh' uns bei, Frau Gevatterin!“ —

„Wie ich Euch ſage. Und heute Morgen iſt der
Kommiſſair gekommen mit vier Gensd'armen, hat ihm
alle ſeine Briefſchaften verſiegelt, und ihn nach der Vogtei
gefuͤhrt.“ —

„Was man nicht erlebt in dieſen Zeiten! Dieſer
ſtille, magere Menſch mit dem Waſſerſuppengeſicht, —
ei, Du mein Gott, wer haͤtt's von dem gedacht, daß
er einmal mit der Polizei zu thun kriegte! —

„Hab's immer geſagt, Frau Gevatterin, ſind Heim¬
tuͤcker, die Kerle. Jetzt ſieht man's. Ein Kommiſſai
mit vier Gensd'armen, und am hellen Tage durch die
Stadt gefuͤhrt!“ —

4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0063" n="[49]"/>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#in">W</hi>ie ich Euch &#x017F;age, Frau Gevatterin! Wie ich Euch<lb/>
&#x017F;age. Hat die gra&#x0364;ulich&#x017F;ten, gottesla&#x0364;&#x017F;terlich&#x017F;ten Dinge dru¬<lb/>
cken la&#x017F;&#x017F;en, glaubt weder an Gott, noch den Teufel,<lb/>
noch den Ko&#x0364;nig!&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Gott &#x017F;teh' uns bei, Frau Gevatterin!&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wie ich Euch &#x017F;age. Und heute Morgen i&#x017F;t der<lb/>
Kommi&#x017F;&#x017F;air gekommen mit vier Gensd'armen, hat ihm<lb/>
alle &#x017F;eine Brief&#x017F;chaften ver&#x017F;iegelt, und ihn nach der Vogtei<lb/>
gefu&#x0364;hrt.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was man nicht erlebt in die&#x017F;en Zeiten! Die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;tille, magere Men&#x017F;ch mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;uppenge&#x017F;icht, &#x2014;<lb/>
ei, Du mein Gott, wer ha&#x0364;tt's von dem gedacht, daß<lb/>
er einmal mit der Polizei zu thun kriegte! &#x2014;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Hab's immer ge&#x017F;agt, Frau Gevatterin, &#x017F;ind Heim¬<lb/>
tu&#x0364;cker, die Kerle. Jetzt &#x017F;ieht man's. Ein Kommi&#x017F;&#x017F;ai<lb/>
mit vier Gensd'armen, und am hellen Tage durch die<lb/>
Stadt gefu&#x0364;hrt!&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">4<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[49]/0063] „Wie ich Euch ſage, Frau Gevatterin! Wie ich Euch ſage. Hat die graͤulichſten, gotteslaͤſterlichſten Dinge dru¬ cken laſſen, glaubt weder an Gott, noch den Teufel, noch den Koͤnig!“ — „Gott ſteh' uns bei, Frau Gevatterin!“ — „Wie ich Euch ſage. Und heute Morgen iſt der Kommiſſair gekommen mit vier Gensd'armen, hat ihm alle ſeine Briefſchaften verſiegelt, und ihn nach der Vogtei gefuͤhrt.“ — „Was man nicht erlebt in dieſen Zeiten! Dieſer ſtille, magere Menſch mit dem Waſſerſuppengeſicht, — ei, Du mein Gott, wer haͤtt's von dem gedacht, daß er einmal mit der Polizei zu thun kriegte! — „Hab's immer geſagt, Frau Gevatterin, ſind Heim¬ tuͤcker, die Kerle. Jetzt ſieht man's. Ein Kommiſſai mit vier Gensd'armen, und am hellen Tage durch die Stadt gefuͤhrt!“ — 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/63
Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. [49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/63>, abgerufen am 01.05.2024.