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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Entstehung der Vegetationszonen.
man dann also schliessen, dass da, wo wir im Tertiär
oder etwa in einer noch älteren Erdperiode paläonto-
logisch eine wohl charakterisierte Vegetationsform von
bestimmten Durchschnittsansprüchen biologischer Art an
das Klima nachweisen können, dass da in jener älteren
Periode ein Klima geherrscht habe, entsprechend dem,
unter welchem wir dieselbe Vegetationsform noch heute
kraftvoll sich entfalten sehen.

Daraus geht dann also gleichzeitig hervor, dass die
Sippen des Systems nicht wie zufällig zerstreut sein können,
sondern dass ihre Heimat den biologischen Gewohnheiten
gemäß beschränkt ist. Diese Beschränkung gilt sogar
noch für die grössere Zahl der Sippen vom Ordnungs-
range, weil nämlich die in dem morphologischen System
miteinander verwandten Glieder des Pflanzenreichs zu-
gleich auch biologische Verwandtschaft zu besitzen pflegen,
oder anders ausgedrückt, weil auch in Sippen von höherem
Range möglichst lange gleichartige Lebensgewohnheiten
festgehalten werden.

Sonderung klimatischer Pflanzengruppen. Die
Phyto-Paläontologie gibt also durch Vergleich der früheren
Verbreitung systematisch und biologisch wohlbekannter
Sippen, wie es z. B. die Palmen sind, mit deren heutigem
Areal eine langsame, aber gewaltige Verschiebung der
Vegetationszonen zu erkennen, sie zeigt eine allmäh-
liche Entstehung der von uns für die Gegenwart
unterschiedenen Vegetationszonen
. Hierüber hat
A. de Candolle eine lehrreiche Studie angestellt (Archives
des sciences de la Biblioth. univers., Geneve 1874), indem
er zuvörderst eine Einteilung der Gewächse in biologische
Gruppen ganz allein nach ihrem Verhalten gegen Wärme,
bezüglich gegen Wärme mit Feuchtigkeit zusammen und
unter Vernachlässigung der Lichtperiode, vollzog, welche
einigermaßen der Grundlage unserer oben betrachteten
Vegetationszonen entspricht. Die 5 Abteilungen sind
folgende;

1. Megathermen (deutlicher gesagt "Hydromegathermen")
mit den Ansprüchen an hohe Temperaturen (20°C. und darüber)

Entstehung der Vegetationszonen.
man dann also schliessen, dass da, wo wir im Tertiär
oder etwa in einer noch älteren Erdperiode paläonto-
logisch eine wohl charakterisierte Vegetationsform von
bestimmten Durchschnittsansprüchen biologischer Art an
das Klima nachweisen können, dass da in jener älteren
Periode ein Klima geherrscht habe, entsprechend dem,
unter welchem wir dieselbe Vegetationsform noch heute
kraftvoll sich entfalten sehen.

Daraus geht dann also gleichzeitig hervor, dass die
Sippen des Systems nicht wie zufällig zerstreut sein können,
sondern dass ihre Heimat den biologischen Gewohnheiten
gemäß beschränkt ist. Diese Beschränkung gilt sogar
noch für die grössere Zahl der Sippen vom Ordnungs-
range, weil nämlich die in dem morphologischen System
miteinander verwandten Glieder des Pflanzenreichs zu-
gleich auch biologische Verwandtschaft zu besitzen pflegen,
oder anders ausgedrückt, weil auch in Sippen von höherem
Range möglichst lange gleichartige Lebensgewohnheiten
festgehalten werden.

Sonderung klimatischer Pflanzengruppen. Die
Phyto-Paläontologie gibt also durch Vergleich der früheren
Verbreitung systematisch und biologisch wohlbekannter
Sippen, wie es z. B. die Palmen sind, mit deren heutigem
Areal eine langsame, aber gewaltige Verschiebung der
Vegetationszonen zu erkennen, sie zeigt eine allmäh-
liche Entstehung der von uns für die Gegenwart
unterschiedenen Vegetationszonen
. Hierüber hat
A. de Candolle eine lehrreiche Studie angestellt (Archives
des sciences de la Biblioth. univers., Genève 1874), indem
er zuvörderst eine Einteilung der Gewächse in biologische
Gruppen ganz allein nach ihrem Verhalten gegen Wärme,
bezüglich gegen Wärme mit Feuchtigkeit zusammen und
unter Vernachlässigung der Lichtperiode, vollzog, welche
einigermaßen der Grundlage unserer oben betrachteten
Vegetationszonen entspricht. Die 5 Abteilungen sind
folgende;

1. Megathermen (deutlicher gesagt „Hydromegathermen“)
mit den Ansprüchen an hohe Temperaturen (20°C. und darüber)

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[111/0133] Entstehung der Vegetationszonen. man dann also schliessen, dass da, wo wir im Tertiär oder etwa in einer noch älteren Erdperiode paläonto- logisch eine wohl charakterisierte Vegetationsform von bestimmten Durchschnittsansprüchen biologischer Art an das Klima nachweisen können, dass da in jener älteren Periode ein Klima geherrscht habe, entsprechend dem, unter welchem wir dieselbe Vegetationsform noch heute kraftvoll sich entfalten sehen. Daraus geht dann also gleichzeitig hervor, dass die Sippen des Systems nicht wie zufällig zerstreut sein können, sondern dass ihre Heimat den biologischen Gewohnheiten gemäß beschränkt ist. Diese Beschränkung gilt sogar noch für die grössere Zahl der Sippen vom Ordnungs- range, weil nämlich die in dem morphologischen System miteinander verwandten Glieder des Pflanzenreichs zu- gleich auch biologische Verwandtschaft zu besitzen pflegen, oder anders ausgedrückt, weil auch in Sippen von höherem Range möglichst lange gleichartige Lebensgewohnheiten festgehalten werden. Sonderung klimatischer Pflanzengruppen. Die Phyto-Paläontologie gibt also durch Vergleich der früheren Verbreitung systematisch und biologisch wohlbekannter Sippen, wie es z. B. die Palmen sind, mit deren heutigem Areal eine langsame, aber gewaltige Verschiebung der Vegetationszonen zu erkennen, sie zeigt eine allmäh- liche Entstehung der von uns für die Gegenwart unterschiedenen Vegetationszonen. Hierüber hat A. de Candolle eine lehrreiche Studie angestellt (Archives des sciences de la Biblioth. univers., Genève 1874), indem er zuvörderst eine Einteilung der Gewächse in biologische Gruppen ganz allein nach ihrem Verhalten gegen Wärme, bezüglich gegen Wärme mit Feuchtigkeit zusammen und unter Vernachlässigung der Lichtperiode, vollzog, welche einigermaßen der Grundlage unserer oben betrachteten Vegetationszonen entspricht. Die 5 Abteilungen sind folgende; 1. Megathermen (deutlicher gesagt „Hydromegathermen“) mit den Ansprüchen an hohe Temperaturen (20°C. und darüber)

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/133>, abgerufen am 28.04.2024.