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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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des Landschaftsbildes.
nach den bestimmten darauf hinzielenden inneren
Organisationseinrichtungen
einteilen. Dabei findet
man höchst interessante Einzelbeziehungen zwischen äus-
seren Einflüssen und innerer Ausgestaltung heraus, eine
Aufgabe, deren weites Feld der Hauptsache nach noch
eingehender Bearbeitung bedarf und bei deren Lösung sich
auch die geographische Richtung der Botanik als Natur-
forschung lebender, und in jedem Zuge nur das fein-
fühligste Leben verratender Organisation glänzend aus-
breiten wird. Man findet aber auch stets wichtige Ein-
richtungen der Lebensweise zahlreich in vielen Umge-
staltungen verteilt an sehr verschiedene, im natürlichen
System weit voneinander entfernt stehende Gewächse, nur
gebunden an bestimmte Klimate, daher gebunden an be-
stimmte Zonen und dieselben höchstens an einzelnen durch
besondere Standortseinflüsse umgewandelten Stellen über-
schreitend.

Während diese grossen pflanzenbiologischen, nach der
Gesamtperiode und den durch sie beeinflussten Wuchs-
verhältnissen abgegrenzten "Vegetationszonen" in
Berghaus' physikalischem Atlas, Pflanzenverbreitung Bl. III
(Nr. 46) in einer die thatsächlichen Vegetationsgrenzen
möglichst genau wiedergebenden Karte zur Darstellung
gebracht sind, während auch Englers Karte (Entwickel.
d. Floreng.
, Bd. II) in ihrem Flächenkolorit deren Dar-
stellung in ähnlicher Weise bezweckt, ist hier eine Karte
beigefügt, welche die klimatischen Grundlagen selbst in
möglichst den pflanzenbiologischen Verhältnissen Rechnung
tragender Weise wiedergibt und dadurch die Haupt-
positionen aller Vegetationszonen zugleich auf die sie be-
einflussenden Agentien zurückführt. Der Vergleich dieser
Karte mit der genannten im physikalischen Atlas wird
zeigen, dass nicht immer, und nicht immer streng, die
klimatischen Zoneneinteilungen mit den Vegetationszonen
zusammenfallen, dass dies aber doch in der Hauptsache
wirklich der Fall ist und dass die Abweichungen zum
Teil auch darin ihren Grund haben, dass die zur beider-
seitigen Einteilung verwendeten Prinzipien stets etwas an
Erzwungenheiten leiden, manchen Uebergängen oder

des Landschaftsbildes.
nach den bestimmten darauf hinzielenden inneren
Organisationseinrichtungen
einteilen. Dabei findet
man höchst interessante Einzelbeziehungen zwischen äus-
seren Einflüssen und innerer Ausgestaltung heraus, eine
Aufgabe, deren weites Feld der Hauptsache nach noch
eingehender Bearbeitung bedarf und bei deren Lösung sich
auch die geographische Richtung der Botanik als Natur-
forschung lebender, und in jedem Zuge nur das fein-
fühligste Leben verratender Organisation glänzend aus-
breiten wird. Man findet aber auch stets wichtige Ein-
richtungen der Lebensweise zahlreich in vielen Umge-
staltungen verteilt an sehr verschiedene, im natürlichen
System weit voneinander entfernt stehende Gewächse, nur
gebunden an bestimmte Klimate, daher gebunden an be-
stimmte Zonen und dieselben höchstens an einzelnen durch
besondere Standortseinflüsse umgewandelten Stellen über-
schreitend.

Während diese grossen pflanzenbiologischen, nach der
Gesamtperiode und den durch sie beeinflussten Wuchs-
verhältnissen abgegrenzten „Vegetationszonen“ in
Berghaus’ physikalischem Atlas, Pflanzenverbreitung Bl. III
(Nr. 46) in einer die thatsächlichen Vegetationsgrenzen
möglichst genau wiedergebenden Karte zur Darstellung
gebracht sind, während auch Englers Karte (Entwickel.
d. Floreng.
, Bd. II) in ihrem Flächenkolorit deren Dar-
stellung in ähnlicher Weise bezweckt, ist hier eine Karte
beigefügt, welche die klimatischen Grundlagen selbst in
möglichst den pflanzenbiologischen Verhältnissen Rechnung
tragender Weise wiedergibt und dadurch die Haupt-
positionen aller Vegetationszonen zugleich auf die sie be-
einflussenden Agentien zurückführt. Der Vergleich dieser
Karte mit der genannten im physikalischen Atlas wird
zeigen, dass nicht immer, und nicht immer streng, die
klimatischen Zoneneinteilungen mit den Vegetationszonen
zusammenfallen, dass dies aber doch in der Hauptsache
wirklich der Fall ist und dass die Abweichungen zum
Teil auch darin ihren Grund haben, dass die zur beider-
seitigen Einteilung verwendeten Prinzipien stets etwas an
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[71/0093] des Landschaftsbildes. nach den bestimmten darauf hinzielenden inneren Organisationseinrichtungen einteilen. Dabei findet man höchst interessante Einzelbeziehungen zwischen äus- seren Einflüssen und innerer Ausgestaltung heraus, eine Aufgabe, deren weites Feld der Hauptsache nach noch eingehender Bearbeitung bedarf und bei deren Lösung sich auch die geographische Richtung der Botanik als Natur- forschung lebender, und in jedem Zuge nur das fein- fühligste Leben verratender Organisation glänzend aus- breiten wird. Man findet aber auch stets wichtige Ein- richtungen der Lebensweise zahlreich in vielen Umge- staltungen verteilt an sehr verschiedene, im natürlichen System weit voneinander entfernt stehende Gewächse, nur gebunden an bestimmte Klimate, daher gebunden an be- stimmte Zonen und dieselben höchstens an einzelnen durch besondere Standortseinflüsse umgewandelten Stellen über- schreitend. Während diese grossen pflanzenbiologischen, nach der Gesamtperiode und den durch sie beeinflussten Wuchs- verhältnissen abgegrenzten „Vegetationszonen“ in Berghaus’ physikalischem Atlas, Pflanzenverbreitung Bl. III (Nr. 46) in einer die thatsächlichen Vegetationsgrenzen möglichst genau wiedergebenden Karte zur Darstellung gebracht sind, während auch Englers Karte (Entwickel. d. Floreng., Bd. II) in ihrem Flächenkolorit deren Dar- stellung in ähnlicher Weise bezweckt, ist hier eine Karte beigefügt, welche die klimatischen Grundlagen selbst in möglichst den pflanzenbiologischen Verhältnissen Rechnung tragender Weise wiedergibt und dadurch die Haupt- positionen aller Vegetationszonen zugleich auf die sie be- einflussenden Agentien zurückführt. Der Vergleich dieser Karte mit der genannten im physikalischen Atlas wird zeigen, dass nicht immer, und nicht immer streng, die klimatischen Zoneneinteilungen mit den Vegetationszonen zusammenfallen, dass dies aber doch in der Hauptsache wirklich der Fall ist und dass die Abweichungen zum Teil auch darin ihren Grund haben, dass die zur beider- seitigen Einteilung verwendeten Prinzipien stets etwas an Erzwungenheiten leiden, manchen Uebergängen oder

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/93>, abgerufen am 30.04.2024.