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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Die abwechselnde Zeit
Bald mit Beschäftigung der zu begreifnen Sachen,
Dadurch wir eine Bahn zum Stand und Glükke
machen.
So gehet unvermerkt auch unsre Jugend fort,
Und ehe man es meint, so stehn wir an dem Port,
Da wir bei männlichen, und schon erreichten Jahren,
Den Wink der Vorsehung zum Lebens Zwek erfahren.
Die stete Wechselung, ein künftiges Geschik
Ein unbestimmter Fall von Glük und Ungelük
Die Mischung süsser Lust, mit saurer Last und Bürde,
Verkürzet uns das Jahr, wens gleich verlängert würde.
Bei der Beschäftigung die uns die Erde giebt,
Und die der Sterbliche mit steter Unruh liebt,
Bei Freude, Arbeit, Scherz, bei Sorg und Kümmer-
nissen,
Verfliesset uns die Zeit, eh wir es selbsten wissen.
Da komt, eh man es denkt, des Lebens letztes Jahr,
Da bringt der blasse Tod uns schon die Leichenbahr
Wenn unser Anschlag noch in weit entfernten Zeiten,
Uns einen Glükkes Bau zu spät will zubereiten.
Ein jeder Mensch erkennt, daß dieses Warheit sei
Und fällt dem Ausspruch auch: Die Zeit hat Flü-
gel, bei
Ach! möchte jeder auch sich nach den Warheits Lehren,
Bei seinen Lebens Lauf und dessen Führung kehren.
Der Schöpfer hat die Zeit, die wie mit Flügeln eilt
Nach seinen weisen Rath uns darum mitgetheilt,
Daß wir mit Sorgfalt stets, die schnellen Stunden
zählen,
Darin ein ewigs Gut zu unsern Ziel erwählen.
Die Zeit ist wechsel voll und sie verfliegt uns bald,
Bei ihren schnellen Flug, ist gar kein Aufenthalt,
Will uns die weise Güt nicht dadurch deutlich zeigen,
Daß man sie brauchen muß, so lang sie uns noch eigen.
Die
Die abwechſelnde Zeit
Bald mit Beſchaͤftigung der zu begreifnen Sachen,
Dadurch wir eine Bahn zum Stand und Gluͤkke
machen.
So gehet unvermerkt auch unſre Jugend fort,
Und ehe man es meint, ſo ſtehn wir an dem Port,
Da wir bei maͤnnlichen, und ſchon erreichten Jahren,
Den Wink der Vorſehung zum Lebens Zwek erfahren.
Die ſtete Wechſelung, ein kuͤnftiges Geſchik
Ein unbeſtimmter Fall von Gluͤk und Ungeluͤk
Die Miſchung ſuͤſſer Luſt, mit ſaurer Laſt und Buͤrde,
Verkuͤrzet uns das Jahr, wens gleich verlaͤngert wuͤrde.
Bei der Beſchaͤftigung die uns die Erde giebt,
Und die der Sterbliche mit ſteter Unruh liebt,
Bei Freude, Arbeit, Scherz, bei Sorg und Kuͤmmer-
niſſen,
Verflieſſet uns die Zeit, eh wir es ſelbſten wiſſen.
Da komt, eh man es denkt, des Lebens letztes Jahr,
Da bringt der blaſſe Tod uns ſchon die Leichenbahr
Wenn unſer Anſchlag noch in weit entfernten Zeiten,
Uns einen Gluͤkkes Bau zu ſpaͤt will zubereiten.
Ein jeder Menſch erkennt, daß dieſes Warheit ſei
Und faͤllt dem Ausſpruch auch: Die Zeit hat Fluͤ-
gel, bei
Ach! moͤchte jeder auch ſich nach den Warheits Lehren,
Bei ſeinen Lebens Lauf und deſſen Fuͤhrung kehren.
Der Schoͤpfer hat die Zeit, die wie mit Fluͤgeln eilt
Nach ſeinen weiſen Rath uns darum mitgetheilt,
Daß wir mit Sorgfalt ſtets, die ſchnellen Stunden
zaͤhlen,
Darin ein ewigs Gut zu unſern Ziel erwaͤhlen.
Die Zeit iſt wechſel voll und ſie verfliegt uns bald,
Bei ihren ſchnellen Flug, iſt gar kein Aufenthalt,
Will uns die weiſe Guͤt nicht dadurch deutlich zeigen,
Daß man ſie brauchen muß, ſo lang ſie uns noch eigen.
Die
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[134/0150] Die abwechſelnde Zeit Bald mit Beſchaͤftigung der zu begreifnen Sachen, Dadurch wir eine Bahn zum Stand und Gluͤkke machen. So gehet unvermerkt auch unſre Jugend fort, Und ehe man es meint, ſo ſtehn wir an dem Port, Da wir bei maͤnnlichen, und ſchon erreichten Jahren, Den Wink der Vorſehung zum Lebens Zwek erfahren. Die ſtete Wechſelung, ein kuͤnftiges Geſchik Ein unbeſtimmter Fall von Gluͤk und Ungeluͤk Die Miſchung ſuͤſſer Luſt, mit ſaurer Laſt und Buͤrde, Verkuͤrzet uns das Jahr, wens gleich verlaͤngert wuͤrde. Bei der Beſchaͤftigung die uns die Erde giebt, Und die der Sterbliche mit ſteter Unruh liebt, Bei Freude, Arbeit, Scherz, bei Sorg und Kuͤmmer- niſſen, Verflieſſet uns die Zeit, eh wir es ſelbſten wiſſen. Da komt, eh man es denkt, des Lebens letztes Jahr, Da bringt der blaſſe Tod uns ſchon die Leichenbahr Wenn unſer Anſchlag noch in weit entfernten Zeiten, Uns einen Gluͤkkes Bau zu ſpaͤt will zubereiten. Ein jeder Menſch erkennt, daß dieſes Warheit ſei Und faͤllt dem Ausſpruch auch: Die Zeit hat Fluͤ- gel, bei Ach! moͤchte jeder auch ſich nach den Warheits Lehren, Bei ſeinen Lebens Lauf und deſſen Fuͤhrung kehren. Der Schoͤpfer hat die Zeit, die wie mit Fluͤgeln eilt Nach ſeinen weiſen Rath uns darum mitgetheilt, Daß wir mit Sorgfalt ſtets, die ſchnellen Stunden zaͤhlen, Darin ein ewigs Gut zu unſern Ziel erwaͤhlen. Die Zeit iſt wechſel voll und ſie verfliegt uns bald, Bei ihren ſchnellen Flug, iſt gar kein Aufenthalt, Will uns die weiſe Guͤt nicht dadurch deutlich zeigen, Daß man ſie brauchen muß, ſo lang ſie uns noch eigen. Die

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/150>, abgerufen am 27.04.2024.