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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Abend-Gedauken.
Die Augen fallen zu,
Und sehnen nach der Ruh;
Doch vor dem Schlafe denke ich,
Mit meinen Sinn, Mein GOtt! an dich.

Du Schöpfer dieser ganzen Welt,
Du hast mich heut erhalten,
Für deine Güt die mich erhält,
Muß ich die Hände falten.
Nim meine Seufzer an,
Als ich sie bringen kann,
Und zieh nach meines Hertzens Sinn
Dein Väterliches Auge hin.
Wer bin ich der du mich so liebst,
Ein Staub verworfner Erden,
Dem du des Lebens Othem giebst,
Sonst muß ich Asche werden.
Für Nahrung, Speis und Trank,
Sag ich dir jetzo Dank
Womit du heute mich begabt,
Und meiner Glieder Bau gelabt.
Nichts gutes ist mein GOtt an mir
Jch bin wie Adams Kinder
Entblöst von deines Bildes Zier,
Jch bin wie sie ein Sünder:
Du wilt den Tod doch nicht,
Drum zeigst du mir dein Licht,
Mein Heiland hat durch seine Macht,
Mir auch das Leben wiederbracht.
Ach gieb den Geist in meine Brust
Der mir dies möge lehren
Und
J 5

Abend-Gedauken.
Die Augen fallen zu,
Und ſehnen nach der Ruh;
Doch vor dem Schlafe denke ich,
Mit meinen Sinn, Mein GOtt! an dich.

Du Schoͤpfer dieſer ganzen Welt,
Du haſt mich heut erhalten,
Fuͤr deine Guͤt die mich erhaͤlt,
Muß ich die Haͤnde falten.
Nim meine Seufzer an,
Als ich ſie bringen kann,
Und zieh nach meines Hertzens Sinn
Dein Vaͤterliches Auge hin.
Wer bin ich der du mich ſo liebſt,
Ein Staub verworfner Erden,
Dem du des Lebens Othem giebſt,
Sonſt muß ich Aſche werden.
Fuͤr Nahrung, Speis und Trank,
Sag ich dir jetzo Dank
Womit du heute mich begabt,
Und meiner Glieder Bau gelabt.
Nichts gutes iſt mein GOtt an mir
Jch bin wie Adams Kinder
Entbloͤſt von deines Bildes Zier,
Jch bin wie ſie ein Suͤnder:
Du wilt den Tod doch nicht,
Drum zeigſt du mir dein Licht,
Mein Heiland hat durch ſeine Macht,
Mir auch das Leben wiederbracht.
Ach gieb den Geiſt in meine Bruſt
Der mir dies moͤge lehren
Und
J 5
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[137/0153] Abend-Gedauken. Die Augen fallen zu, Und ſehnen nach der Ruh; Doch vor dem Schlafe denke ich, Mit meinen Sinn, Mein GOtt! an dich. Du Schoͤpfer dieſer ganzen Welt, Du haſt mich heut erhalten, Fuͤr deine Guͤt die mich erhaͤlt, Muß ich die Haͤnde falten. Nim meine Seufzer an, Als ich ſie bringen kann, Und zieh nach meines Hertzens Sinn Dein Vaͤterliches Auge hin. Wer bin ich der du mich ſo liebſt, Ein Staub verworfner Erden, Dem du des Lebens Othem giebſt, Sonſt muß ich Aſche werden. Fuͤr Nahrung, Speis und Trank, Sag ich dir jetzo Dank Womit du heute mich begabt, Und meiner Glieder Bau gelabt. Nichts gutes iſt mein GOtt an mir Jch bin wie Adams Kinder Entbloͤſt von deines Bildes Zier, Jch bin wie ſie ein Suͤnder: Du wilt den Tod doch nicht, Drum zeigſt du mir dein Licht, Mein Heiland hat durch ſeine Macht, Mir auch das Leben wiederbracht. Ach gieb den Geiſt in meine Bruſt Der mir dies moͤge lehren Und J 5

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/153>, abgerufen am 27.04.2024.