Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Allmacht GOttes.
So deucht mir, man hab gedacht,
Wie unendlich GOttes Macht.

Will man weiter dies nachsinnen,
Und sieht an den blauen Zinnen,
Ungezählter Sternen Zahl,
Die sich alle auf einmahl
Mit den ungemeßnen Bogen,
Aus der Tieff hervor gezogen:
So stuzt der verschlungne Sin,
Und weißt uns zur Allmacht hin.
Denkt man, daß die Himmels-Lasten,
Gar auf keinen Pfeiler rasten,
Daß der grosse Luftkreis schwimmt,
Daß darin die Sonne glimmt;
Daß in jener blauen Ferne,
Mehr, als Millionen Sterne:
So wird uns auch dargestelt,
GOttes Macht, die dies erhält.
Daß die ungeheuren Spheren,
Welzend sich umdrehn und kehren,
Und in ihren Gleisen gehn,
Können wir zwar woll verstehn:
Aber wer dies Triebwerk rühret,
Und derselben Lauf regieret,
Jst der weiseste Verstand,
Und des Höchsten Allmachts-Hand.
Wenn wir mit geschärften Denken,
Unsern Blik zur Erde lenken,
Jhre Form und Lage schaun,
So entsteht in uns ein Graun,
Daß
S 2

Die Allmacht GOttes.
So deucht mir, man hab gedacht,
Wie unendlich GOttes Macht.

Will man weiter dies nachſinnen,
Und ſieht an den blauen Zinnen,
Ungezaͤhlter Sternen Zahl,
Die ſich alle auf einmahl
Mit den ungemeßnen Bogen,
Aus der Tieff hervor gezogen:
So ſtuzt der verſchlungne Sin,
Und weißt uns zur Allmacht hin.
Denkt man, daß die Himmels-Laſten,
Gar auf keinen Pfeiler raſten,
Daß der groſſe Luftkreis ſchwimmt,
Daß darin die Sonne glimmt;
Daß in jener blauen Ferne,
Mehr, als Millionen Sterne:
So wird uns auch dargeſtelt,
GOttes Macht, die dies erhaͤlt.
Daß die ungeheuren Spheren,
Welzend ſich umdrehn und kehren,
Und in ihren Gleiſen gehn,
Koͤnnen wir zwar woll verſtehn:
Aber wer dies Triebwerk ruͤhret,
Und derſelben Lauf regieret,
Jſt der weiſeſte Verſtand,
Und des Hoͤchſten Allmachts-Hand.
Wenn wir mit geſchaͤrften Denken,
Unſern Blik zur Erde lenken,
Jhre Form und Lage ſchaun,
So entſteht in uns ein Graun,
Daß
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg n="3">
          <l><pb facs="#f0291" n="275"/><fw place="top" type="header">Die Allmacht GOttes.</fw><lb/>
So deucht mir, man hab gedacht,<lb/>
Wie unendlich <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Macht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="4">
          <l><hi rendition="#in">W</hi>ill man weiter dies nach&#x017F;innen,<lb/>
Und &#x017F;ieht an den blauen Zinnen,<lb/>
Ungeza&#x0364;hlter Sternen Zahl,<lb/>
Die &#x017F;ich alle auf einmahl<lb/>
Mit den ungemeßnen Bogen,<lb/>
Aus der Tieff hervor gezogen:<lb/>
So &#x017F;tuzt der ver&#x017F;chlungne Sin,<lb/>
Und weißt uns zur Allmacht hin.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="5">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>enkt man, daß die Himmels-La&#x017F;ten,<lb/>
Gar auf keinen Pfeiler ra&#x017F;ten,<lb/>
Daß der gro&#x017F;&#x017F;e Luftkreis &#x017F;chwimmt,<lb/>
Daß darin die Sonne glimmt;<lb/>
Daß in jener blauen Ferne,<lb/>
Mehr, als Millionen Sterne:<lb/>
So wird uns auch darge&#x017F;telt,<lb/><hi rendition="#fr">GOttes</hi> Macht, die dies erha&#x0364;lt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="6">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>aß die ungeheuren Spheren,<lb/>
Welzend &#x017F;ich umdrehn und kehren,<lb/>
Und in ihren Glei&#x017F;en gehn,<lb/>
Ko&#x0364;nnen wir zwar woll ver&#x017F;tehn:<lb/>
Aber wer dies Triebwerk ru&#x0364;hret,<lb/>
Und der&#x017F;elben Lauf regieret,<lb/>
J&#x017F;t der wei&#x017F;e&#x017F;te Ver&#x017F;tand,<lb/>
Und des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Allmachts-Hand.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="7">
          <l><hi rendition="#in">W</hi>enn wir mit ge&#x017F;cha&#x0364;rften Denken,<lb/>
Un&#x017F;ern Blik zur Erde lenken,<lb/>
Jhre Form und Lage &#x017F;chaun,<lb/>
So ent&#x017F;teht in uns ein Graun,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0291] Die Allmacht GOttes. So deucht mir, man hab gedacht, Wie unendlich GOttes Macht. Will man weiter dies nachſinnen, Und ſieht an den blauen Zinnen, Ungezaͤhlter Sternen Zahl, Die ſich alle auf einmahl Mit den ungemeßnen Bogen, Aus der Tieff hervor gezogen: So ſtuzt der verſchlungne Sin, Und weißt uns zur Allmacht hin. Denkt man, daß die Himmels-Laſten, Gar auf keinen Pfeiler raſten, Daß der groſſe Luftkreis ſchwimmt, Daß darin die Sonne glimmt; Daß in jener blauen Ferne, Mehr, als Millionen Sterne: So wird uns auch dargeſtelt, GOttes Macht, die dies erhaͤlt. Daß die ungeheuren Spheren, Welzend ſich umdrehn und kehren, Und in ihren Gleiſen gehn, Koͤnnen wir zwar woll verſtehn: Aber wer dies Triebwerk ruͤhret, Und derſelben Lauf regieret, Jſt der weiſeſte Verſtand, Und des Hoͤchſten Allmachts-Hand. Wenn wir mit geſchaͤrften Denken, Unſern Blik zur Erde lenken, Jhre Form und Lage ſchaun, So entſteht in uns ein Graun, Daß S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/291
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/291>, abgerufen am 02.05.2024.