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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Die Gedult.

Es findet ja der Sieg nicht stat,
Wo man nicht erst gekämpfet hat.
Und wenn uns eine Noth betroffen,
So ist das Stilleseyn und Hoffen
Das Beste das man in der Welt,
Dem quälenden Gemüth vorhält.

Ein Kranker der auf harten Phülen,
Sich sucht durch Ummuth abzukühlen,
Verdirbet sich dadurch noch mehr;
Und welzet er sich hin und her:
So wird er keine Lindrung spüren,
Vielmehr die Kraft noch gar verlieren:
Es ist die beste Arzenei
Daß er still und geduldig sey.
Den Höchsten in den Leiden ehren,
Und sich nicht über ihn beschweren,
Jst warlich eine Christenpflicht,
Die ihm das Vater-Herze bricht:
Hingegen der in Unmuth heulet,
Wenn er mit seiner Hülf verweilet,
Der macht, daß seiner Vorsicht Schlus,
Die Leidens-Zeit verlängern muß.
Wer Dornen die ihn schmerzend stechen,
Jn Unmuth suchet zu zerbrechen,
Der drükket sie nur tieffer ein,
Und machet seinen Schmerz zur Pein:
Hingegen wer gedultig siehet,
Wie er sie aus den Finger ziehet,
Der
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Die Gedult.

Es findet ja der Sieg nicht ſtat,
Wo man nicht erſt gekaͤmpfet hat.
Und wenn uns eine Noth betroffen,
So iſt das Stilleſeyn und Hoffen
Das Beſte das man in der Welt,
Dem quaͤlenden Gemuͤth vorhaͤlt.

Ein Kranker der auf harten Phuͤlen,
Sich ſucht durch Ummuth abzukuͤhlen,
Verdirbet ſich dadurch noch mehr;
Und welzet er ſich hin und her:
So wird er keine Lindrung ſpuͤren,
Vielmehr die Kraft noch gar verlieren:
Es iſt die beſte Arzenei
Daß er ſtill und geduldig ſey.
Den Hoͤchſten in den Leiden ehren,
Und ſich nicht uͤber ihn beſchweren,
Jſt warlich eine Chriſtenpflicht,
Die ihm das Vater-Herze bricht:
Hingegen der in Unmuth heulet,
Wenn er mit ſeiner Huͤlf verweilet,
Der macht, daß ſeiner Vorſicht Schlus,
Die Leidens-Zeit verlaͤngern muß.
Wer Dornen die ihn ſchmerzend ſtechen,
Jn Unmuth ſuchet zu zerbrechen,
Der druͤkket ſie nur tieffer ein,
Und machet ſeinen Schmerz zur Pein:
Hingegen wer gedultig ſiehet,
Wie er ſie aus den Finger ziehet,
Der
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[325/0337] Die Gedult. Es findet ja der Sieg nicht ſtat, Wo man nicht erſt gekaͤmpfet hat. Und wenn uns eine Noth betroffen, So iſt das Stilleſeyn und Hoffen Das Beſte das man in der Welt, Dem quaͤlenden Gemuͤth vorhaͤlt. Ein Kranker der auf harten Phuͤlen, Sich ſucht durch Ummuth abzukuͤhlen, Verdirbet ſich dadurch noch mehr; Und welzet er ſich hin und her: So wird er keine Lindrung ſpuͤren, Vielmehr die Kraft noch gar verlieren: Es iſt die beſte Arzenei Daß er ſtill und geduldig ſey. Den Hoͤchſten in den Leiden ehren, Und ſich nicht uͤber ihn beſchweren, Jſt warlich eine Chriſtenpflicht, Die ihm das Vater-Herze bricht: Hingegen der in Unmuth heulet, Wenn er mit ſeiner Huͤlf verweilet, Der macht, daß ſeiner Vorſicht Schlus, Die Leidens-Zeit verlaͤngern muß. Wer Dornen die ihn ſchmerzend ſtechen, Jn Unmuth ſuchet zu zerbrechen, Der druͤkket ſie nur tieffer ein, Und machet ſeinen Schmerz zur Pein: Hingegen wer gedultig ſiehet, Wie er ſie aus den Finger ziehet, Der X 3

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/337>, abgerufen am 29.04.2024.