Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

gegen GOtt und Menschen.

Aber es geht sein Bemühen,
Auch dahin den Stolz zu fliehen,
Der die sonsten schwindelnd macht,
Die sich in die Höh gebracht
Demut zeigt mit gleichen Mienen,
Hoch und Niedrige zu dienen.

Demut liebt der Ordnung Sitten,
Und wird um den Rang gestritten,
Nimmt sie keine Stelle ein,
Der sie nicht kan würdig seyn,
Soll sie ja dem Stolze weichen,
Thut sie dieses ohn Erbleichen,
Ohn Verdrus der solche plagt,
Die ein hoher Siz behagt,
Sie erkennt daß Ehre Schatten,
Damit sich die Körper gatten.
Demut pflegt die nicht zu schelten,
Die vielmehr als sie selbst gelten,
Gönnet andern ihre Zier,
Und stellt sich im Herzen für,
Daß oft andre auf der Erden,
Können nüzlich, heilsam werden,
Und daß Ehre, Würde, Stand
Nicht allzeit dem zu erkannt,
Der mit grössern Gaben pranget,
Als man selbst von GOtt erlanget.
Demut aber kan nicht schmeicheln,
Noch als die Schmaruzzer heucheln,
Sie giebt jedem nach Gebühr
Seine Ehre, seine Zier
Da
H 2

gegen GOtt und Menſchen.

Aber es geht ſein Bemuͤhen,
Auch dahin den Stolz zu fliehen,
Der die ſonſten ſchwindelnd macht,
Die ſich in die Hoͤh gebracht
Demut zeigt mit gleichen Mienen,
Hoch und Niedrige zu dienen.

Demut liebt der Ordnung Sitten,
Und wird um den Rang geſtritten,
Nimmt ſie keine Stelle ein,
Der ſie nicht kan wuͤrdig ſeyn,
Soll ſie ja dem Stolze weichen,
Thut ſie dieſes ohn Erbleichen,
Ohn Verdrus der ſolche plagt,
Die ein hoher Siz behagt,
Sie erkennt daß Ehre Schatten,
Damit ſich die Koͤrper gatten.
Demut pflegt die nicht zu ſchelten,
Die vielmehr als ſie ſelbſt gelten,
Goͤnnet andern ihre Zier,
Und ſtellt ſich im Herzen fuͤr,
Daß oft andre auf der Erden,
Koͤnnen nuͤzlich, heilſam werden,
Und daß Ehre, Wuͤrde, Stand
Nicht allzeit dem zu erkannt,
Der mit groͤſſern Gaben pranget,
Als man ſelbſt von GOtt erlanget.
Demut aber kan nicht ſchmeicheln,
Noch als die Schmaruzzer heucheln,
Sie giebt jedem nach Gebuͤhr
Seine Ehre, ſeine Zier
Da
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="18">
            <l>
              <pb facs="#f0127" n="115"/>
              <fw place="top" type="header">gegen GOtt und Men&#x017F;chen.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Aber es geht &#x017F;ein Bemu&#x0364;hen,</l><lb/>
            <l>Auch dahin den Stolz zu fliehen,</l><lb/>
            <l>Der die &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;chwindelnd macht,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich in die Ho&#x0364;h gebracht</l><lb/>
            <l>Demut zeigt mit gleichen Mienen,</l><lb/>
            <l>Hoch und Niedrige zu dienen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>emut liebt der Ordnung Sitten,</l><lb/>
            <l>Und wird um den Rang ge&#x017F;tritten,</l><lb/>
            <l>Nimmt &#x017F;ie keine Stelle ein,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;ie nicht kan wu&#x0364;rdig &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Soll &#x017F;ie ja dem Stolze weichen,</l><lb/>
            <l>Thut &#x017F;ie die&#x017F;es ohn Erbleichen,</l><lb/>
            <l>Ohn Verdrus der &#x017F;olche plagt,</l><lb/>
            <l>Die ein hoher Siz behagt,</l><lb/>
            <l>Sie erkennt daß Ehre Schatten,</l><lb/>
            <l>Damit &#x017F;ich die Ko&#x0364;rper gatten.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="20">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>emut pflegt die nicht zu &#x017F;chelten,</l><lb/>
            <l>Die vielmehr als &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t gelten,</l><lb/>
            <l>Go&#x0364;nnet andern ihre Zier,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;tellt &#x017F;ich im Herzen fu&#x0364;r,</l><lb/>
            <l>Daß oft andre auf der Erden,</l><lb/>
            <l>Ko&#x0364;nnen nu&#x0364;zlich, heil&#x017F;am werden,</l><lb/>
            <l>Und daß Ehre, Wu&#x0364;rde, Stand</l><lb/>
            <l>Nicht allzeit dem zu erkannt,</l><lb/>
            <l>Der mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Gaben pranget,</l><lb/>
            <l>Als man &#x017F;elb&#x017F;t von <hi rendition="#fr">GOtt</hi> erlanget.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="21">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>emut aber kan nicht &#x017F;chmeicheln,</l><lb/>
            <l>Noch als die Schmaruzzer heucheln,</l><lb/>
            <l>Sie giebt jedem nach Gebu&#x0364;hr</l><lb/>
            <l>Seine Ehre, &#x017F;eine Zier<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0127] gegen GOtt und Menſchen. Aber es geht ſein Bemuͤhen, Auch dahin den Stolz zu fliehen, Der die ſonſten ſchwindelnd macht, Die ſich in die Hoͤh gebracht Demut zeigt mit gleichen Mienen, Hoch und Niedrige zu dienen. Demut liebt der Ordnung Sitten, Und wird um den Rang geſtritten, Nimmt ſie keine Stelle ein, Der ſie nicht kan wuͤrdig ſeyn, Soll ſie ja dem Stolze weichen, Thut ſie dieſes ohn Erbleichen, Ohn Verdrus der ſolche plagt, Die ein hoher Siz behagt, Sie erkennt daß Ehre Schatten, Damit ſich die Koͤrper gatten. Demut pflegt die nicht zu ſchelten, Die vielmehr als ſie ſelbſt gelten, Goͤnnet andern ihre Zier, Und ſtellt ſich im Herzen fuͤr, Daß oft andre auf der Erden, Koͤnnen nuͤzlich, heilſam werden, Und daß Ehre, Wuͤrde, Stand Nicht allzeit dem zu erkannt, Der mit groͤſſern Gaben pranget, Als man ſelbſt von GOtt erlanget. Demut aber kan nicht ſchmeicheln, Noch als die Schmaruzzer heucheln, Sie giebt jedem nach Gebuͤhr Seine Ehre, ſeine Zier Da H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/127
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/127>, abgerufen am 28.04.2024.