Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein guter Rath für Hochmütige.
Wie klein war der Wohnplaz nicht, da ihr als ge-
ringe Würmer,

Zwischen Koth und Harn verstekt. O! ihr grossen
Erdenstürmer,

Wie gar bald ward die Begierde auch nach der Ge-
buhrt gestillt,

Da ward ihr mit wenig Tropffen von den weissen
Safft gefüllt.

Denket nach wie gros der Raum, denn ihr nach
dem Tode brauchet,

Wenn die Nerven sind entspannt und die Seele aus-
gehauchet.

Alsdenn sind gar wenig Spannen, wenn das Le-
bens Oel verglimmt,

Wo der Körper kann verfaulen, nur zu euren Raum
bestimmt.

Werdet ihr dies mit Vernunfft, als Vernünfftige
bedenken;

So könnt ihr dadurch den Trieb eurer Habsucht
bald einschränken.


Das
Ein guter Rath fuͤr Hochmuͤtige.
Wie klein war der Wohnplaz nicht, da ihr als ge-
ringe Wuͤrmer,

Zwiſchen Koth und Harn verſtekt. O! ihr groſſen
Erdenſtuͤrmer,

Wie gar bald ward die Begierde auch nach der Ge-
buhrt geſtillt,

Da ward ihr mit wenig Tropffen von den weiſſen
Safft gefuͤllt.

Denket nach wie gros der Raum, denn ihr nach
dem Tode brauchet,

Wenn die Nerven ſind entſpannt und die Seele aus-
gehauchet.

Alsdenn ſind gar wenig Spannen, wenn das Le-
bens Oel verglimmt,

Wo der Koͤrper kann verfaulen, nur zu euren Raum
beſtimmt.

Werdet ihr dies mit Vernunfft, als Vernuͤnfftige
bedenken;

So koͤnnt ihr dadurch den Trieb eurer Habſucht
bald einſchraͤnken.


Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0136" n="120"/>
          <fw place="top" type="header">Ein guter Rath fu&#x0364;r Hochmu&#x0364;tige.</fw><lb/>
          <l>Wie klein war der Wohnplaz nicht, da ihr als ge-<lb/><hi rendition="#et">ringe Wu&#x0364;rmer,</hi></l><lb/>
          <l>Zwi&#x017F;chen Koth und Harn ver&#x017F;tekt. O! ihr gro&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Erden&#x017F;tu&#x0364;rmer,</hi></l><lb/>
          <l>Wie gar bald ward die Begierde auch nach der Ge-<lb/><hi rendition="#et">buhrt ge&#x017F;tillt,</hi></l><lb/>
          <l>Da ward ihr mit wenig Tropffen von den wei&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Safft gefu&#x0364;llt.</hi></l><lb/>
          <l>Denket nach wie gros der Raum, denn ihr nach<lb/><hi rendition="#et">dem Tode brauchet,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn die Nerven &#x017F;ind ent&#x017F;pannt und die Seele aus-<lb/><hi rendition="#et">gehauchet.</hi></l><lb/>
          <l>Alsdenn &#x017F;ind gar wenig Spannen, wenn das Le-<lb/><hi rendition="#et">bens Oel verglimmt,</hi></l><lb/>
          <l>Wo der Ko&#x0364;rper kann verfaulen, nur zu euren Raum<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;timmt.</hi></l><lb/>
          <l>Werdet ihr dies mit Vernunfft, als Vernu&#x0364;nfftige<lb/><hi rendition="#et">bedenken;</hi></l><lb/>
          <l>So ko&#x0364;nnt ihr dadurch den Trieb eurer Hab&#x017F;ucht<lb/><hi rendition="#et">bald ein&#x017F;chra&#x0364;nken.</hi></l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0136] Ein guter Rath fuͤr Hochmuͤtige. Wie klein war der Wohnplaz nicht, da ihr als ge- ringe Wuͤrmer, Zwiſchen Koth und Harn verſtekt. O! ihr groſſen Erdenſtuͤrmer, Wie gar bald ward die Begierde auch nach der Ge- buhrt geſtillt, Da ward ihr mit wenig Tropffen von den weiſſen Safft gefuͤllt. Denket nach wie gros der Raum, denn ihr nach dem Tode brauchet, Wenn die Nerven ſind entſpannt und die Seele aus- gehauchet. Alsdenn ſind gar wenig Spannen, wenn das Le- bens Oel verglimmt, Wo der Koͤrper kann verfaulen, nur zu euren Raum beſtimmt. Werdet ihr dies mit Vernunfft, als Vernuͤnfftige bedenken; So koͤnnt ihr dadurch den Trieb eurer Habſucht bald einſchraͤnken. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/136
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/136>, abgerufen am 29.04.2024.