Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Hölle.
Was vor ein Dampf und geistisch Bla-
sen?

Entsteht aus greulich bangen Rasen
Der Geister, die von GOtt getrennt,
O! weh! was vor ein knirschend Zagen,
Mir deucht, das sind die Höllen Plagen,
Worinn das Heer der Teufel brennt.
Was schwärmet dort in trüben Win-
kel?

Betriegt mich nicht ein falscher Dünkel;
So ist es der verdammten Zahl,
Die nach der Art der finstren Eulen,
Erbärmlich winseln, klagen, heulen,
Ob der empfundnen Seelen Qual.
Hie ist ein wütend grauser Lermen,
Und wer erregt dies bange Schwermen?
Mir deucht, ich hör es aus den Thon,
Es sind die Spötter, die da schmählen,
Und sich, wie sie verlacht, erzählen
GOtt, Christum und Religion.
Was kommt dort vor ein wilder Haufen,
Verwirrt und winselnd hergelauffen?
Der gleich den wilden Thieren schäumt?
Jch seh, es sind die falschen Christen,
Die bei der Herrschaft eitler Lüsten,
Stets voller Hofnung nur geträumt.
Da
X 2
Die Hoͤlle.
Was vor ein Dampf und geiſtiſch Bla-
ſen?

Entſteht aus greulich bangen Raſen
Der Geiſter, die von GOtt getrennt,
O! weh! was vor ein knirſchend Zagen,
Mir deucht, das ſind die Hoͤllen Plagen,
Worinn das Heer der Teufel brennt.
Was ſchwaͤrmet dort in truͤben Win-
kel?

Betriegt mich nicht ein falſcher Duͤnkel;
So iſt es der verdammten Zahl,
Die nach der Art der finſtren Eulen,
Erbaͤrmlich winſeln, klagen, heulen,
Ob der empfundnen Seelen Qual.
Hie iſt ein wuͤtend grauſer Lermen,
Und wer erregt dies bange Schwermen?
Mir deucht, ich hoͤr es aus den Thon,
Es ſind die Spoͤtter, die da ſchmaͤhlen,
Und ſich, wie ſie verlacht, erzaͤhlen
GOtt, Chriſtum und Religion.
Was kommt dort vor ein wilder Haufen,
Verwirrt und winſelnd hergelauffen?
Der gleich den wilden Thieren ſchaͤumt?
Jch ſeh, es ſind die falſchen Chriſten,
Die bei der Herrſchaft eitler Luͤſten,
Stets voller Hofnung nur getraͤumt.
Da
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0339" n="323"/>
          <fw place="top" type="header">Die Ho&#x0364;lle.</fw><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>as vor ein Dampf und gei&#x017F;ti&#x017F;ch Bla-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;en?</hi></l><lb/>
            <l>Ent&#x017F;teht aus greulich bangen Ra&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Der Gei&#x017F;ter, die von <hi rendition="#fr">GOtt</hi> getrennt,</l><lb/>
            <l>O! weh! was vor ein knir&#x017F;chend Zagen,</l><lb/>
            <l>Mir deucht, das &#x017F;ind die Ho&#x0364;llen Plagen,</l><lb/>
            <l>Worinn das Heer der Teufel brennt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>as &#x017F;chwa&#x0364;rmet dort in tru&#x0364;ben Win-<lb/><hi rendition="#et">kel?</hi></l><lb/>
            <l>Betriegt mich nicht ein fal&#x017F;cher Du&#x0364;nkel;</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t es der verdammten Zahl,</l><lb/>
            <l>Die nach der Art der fin&#x017F;tren Eulen,</l><lb/>
            <l>Erba&#x0364;rmlich win&#x017F;eln, klagen, heulen,</l><lb/>
            <l>Ob der empfundnen Seelen Qual.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">H</hi>ie i&#x017F;t ein wu&#x0364;tend grau&#x017F;er Lermen,</l><lb/>
            <l>Und wer erregt dies bange Schwermen?</l><lb/>
            <l>Mir deucht, ich ho&#x0364;r es aus den Thon,</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;ind die Spo&#x0364;tter, die da &#x017F;chma&#x0364;hlen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ich, wie &#x017F;ie verlacht, erza&#x0364;hlen<lb/><hi rendition="#fr">GOtt,</hi> Chri&#x017F;tum und Religion.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>as kommt dort vor ein wilder Haufen,</l><lb/>
            <l>Verwirrt und win&#x017F;elnd hergelauffen?</l><lb/>
            <l>Der gleich den wilden Thieren &#x017F;cha&#x0364;umt?</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;eh, es &#x017F;ind die fal&#x017F;chen Chri&#x017F;ten,</l><lb/>
            <l>Die bei der Herr&#x017F;chaft eitler Lu&#x0364;&#x017F;ten,</l><lb/>
            <l>Stets voller Hofnung nur getra&#x0364;umt.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">X 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0339] Die Hoͤlle. Was vor ein Dampf und geiſtiſch Bla- ſen? Entſteht aus greulich bangen Raſen Der Geiſter, die von GOtt getrennt, O! weh! was vor ein knirſchend Zagen, Mir deucht, das ſind die Hoͤllen Plagen, Worinn das Heer der Teufel brennt. Was ſchwaͤrmet dort in truͤben Win- kel? Betriegt mich nicht ein falſcher Duͤnkel; So iſt es der verdammten Zahl, Die nach der Art der finſtren Eulen, Erbaͤrmlich winſeln, klagen, heulen, Ob der empfundnen Seelen Qual. Hie iſt ein wuͤtend grauſer Lermen, Und wer erregt dies bange Schwermen? Mir deucht, ich hoͤr es aus den Thon, Es ſind die Spoͤtter, die da ſchmaͤhlen, Und ſich, wie ſie verlacht, erzaͤhlen GOtt, Chriſtum und Religion. Was kommt dort vor ein wilder Haufen, Verwirrt und winſelnd hergelauffen? Der gleich den wilden Thieren ſchaͤumt? Jch ſeh, es ſind die falſchen Chriſten, Die bei der Herrſchaft eitler Luͤſten, Stets voller Hofnung nur getraͤumt. Da X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/339
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/339>, abgerufen am 27.04.2024.