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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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Ehrgeizes; ja schon derjenige durfte sich einer hohen Gunst-
bezeugung rühmen, welchem nur ein Antheil von der Tafel
des Königs übersendet wurde.

Als derselbe in die Halle trat, warfen sich fast alle
Anwesenden vor ihm nieder; nur seine Verwandten, welche
durch die blau und weiße Binde an ihren Tiaren kenntlich
waren, begnügten sich mit einer ehrerbietigen Verbeugung.

Nachdem der König in seinem Gemache Platz genom-
men hatte, ließen sich auch die Tischgenossen nieder, und
nun begann eine ungeheure Schmauserei. Ganze gebra-
tene Thiere wurden auf die Tafel gesetzt und, als der
Hunger gestillt war, mehrere Gänge der seltensten Näsche-
reien aufgetragen, welche später als "persischer Nachtisch"
selbst bei den Griechen berühmt wurden 25).

Dann erschienen Sclaven, die den Tisch von den
Ueberresten der Mahlzeit säuberten. -- Andere Diener
brachten riesige Weinkrüge herbei, der König trat aus sei-
nem Zimmer heraus, um sich an der Spitze der großen
Tafel niederzulassen, zahlreiche Schenken füllten auf's Zier-
lichste die goldnen Becher und kosteten den Wein, um zu
zeigen, daß sich kein Gift in demselben verberge, und bald
war eines jener Trinkgelage im besten Gange, bei denen
später Alexander der Große das Maßhalten, ja selbst die
Freundschaft vergaß.

Kambyses war heute außergewöhnlich schweigsam.
Ein Argwohn, Bartja liebe seine neue Gemahlin, war in
seiner Seele wach geworden. Warum weigerte sich der
Jüngling gegen alle Sitte so dringend, ein vornehmes
schönes Mädchen heimzuführen, warum wollte er Nitetis
vor seiner Abreise zu den Tapuren noch einmal sehen, wa-
rum erröthete er, als er diese Bitte aussprach, warum hatte
ihm die Aegypterin so hohes Lob gezollt?

Ehrgeizes; ja ſchon derjenige durfte ſich einer hohen Gunſt-
bezeugung rühmen, welchem nur ein Antheil von der Tafel
des Königs überſendet wurde.

Als derſelbe in die Halle trat, warfen ſich faſt alle
Anweſenden vor ihm nieder; nur ſeine Verwandten, welche
durch die blau und weiße Binde an ihren Tiaren kenntlich
waren, begnügten ſich mit einer ehrerbietigen Verbeugung.

Nachdem der König in ſeinem Gemache Platz genom-
men hatte, ließen ſich auch die Tiſchgenoſſen nieder, und
nun begann eine ungeheure Schmauſerei. Ganze gebra-
tene Thiere wurden auf die Tafel geſetzt und, als der
Hunger geſtillt war, mehrere Gänge der ſeltenſten Näſche-
reien aufgetragen, welche ſpäter als „perſiſcher Nachtiſch“
ſelbſt bei den Griechen berühmt wurden 25).

Dann erſchienen Sclaven, die den Tiſch von den
Ueberreſten der Mahlzeit ſäuberten. — Andere Diener
brachten rieſige Weinkrüge herbei, der König trat aus ſei-
nem Zimmer heraus, um ſich an der Spitze der großen
Tafel niederzulaſſen, zahlreiche Schenken füllten auf’s Zier-
lichſte die goldnen Becher und koſteten den Wein, um zu
zeigen, daß ſich kein Gift in demſelben verberge, und bald
war eines jener Trinkgelage im beſten Gange, bei denen
ſpäter Alexander der Große das Maßhalten, ja ſelbſt die
Freundſchaft vergaß.

Kambyſes war heute außergewöhnlich ſchweigſam.
Ein Argwohn, Bartja liebe ſeine neue Gemahlin, war in
ſeiner Seele wach geworden. Warum weigerte ſich der
Jüngling gegen alle Sitte ſo dringend, ein vornehmes
ſchönes Mädchen heimzuführen, warum wollte er Nitetis
vor ſeiner Abreiſe zu den Tapuren noch einmal ſehen, wa-
rum erröthete er, als er dieſe Bitte ausſprach, warum hatte
ihm die Aegypterin ſo hohes Lob gezollt?

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[26/0028] Ehrgeizes; ja ſchon derjenige durfte ſich einer hohen Gunſt- bezeugung rühmen, welchem nur ein Antheil von der Tafel des Königs überſendet wurde. Als derſelbe in die Halle trat, warfen ſich faſt alle Anweſenden vor ihm nieder; nur ſeine Verwandten, welche durch die blau und weiße Binde an ihren Tiaren kenntlich waren, begnügten ſich mit einer ehrerbietigen Verbeugung. Nachdem der König in ſeinem Gemache Platz genom- men hatte, ließen ſich auch die Tiſchgenoſſen nieder, und nun begann eine ungeheure Schmauſerei. Ganze gebra- tene Thiere wurden auf die Tafel geſetzt und, als der Hunger geſtillt war, mehrere Gänge der ſeltenſten Näſche- reien aufgetragen, welche ſpäter als „perſiſcher Nachtiſch“ ſelbſt bei den Griechen berühmt wurden 25). Dann erſchienen Sclaven, die den Tiſch von den Ueberreſten der Mahlzeit ſäuberten. — Andere Diener brachten rieſige Weinkrüge herbei, der König trat aus ſei- nem Zimmer heraus, um ſich an der Spitze der großen Tafel niederzulaſſen, zahlreiche Schenken füllten auf’s Zier- lichſte die goldnen Becher und koſteten den Wein, um zu zeigen, daß ſich kein Gift in demſelben verberge, und bald war eines jener Trinkgelage im beſten Gange, bei denen ſpäter Alexander der Große das Maßhalten, ja ſelbſt die Freundſchaft vergaß. Kambyſes war heute außergewöhnlich ſchweigſam. Ein Argwohn, Bartja liebe ſeine neue Gemahlin, war in ſeiner Seele wach geworden. Warum weigerte ſich der Jüngling gegen alle Sitte ſo dringend, ein vornehmes ſchönes Mädchen heimzuführen, warum wollte er Nitetis vor ſeiner Abreiſe zu den Tapuren noch einmal ſehen, wa- rum erröthete er, als er dieſe Bitte ausſprach, warum hatte ihm die Aegypterin ſo hohes Lob gezollt?

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/28>, abgerufen am 06.11.2024.