Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Ende des zweyten und dritten Theiles der Wanderjahre
abgedruckt stehen.

Bey der begonnenen Umarbeitung und Vervollstän¬
digung dieses früher in Einem Bande erschienenen Ro¬
mans, hatte Goethe nämlich seinen Anschlag auf zwey
Bände gemacht, wie auch in der Ankündigung der neuen
Ausgabe der sämmtlichen Werke gedruckt steht. Im
Fortgange der Arbeit jedoch wuchs ihm das Manuscript
über die Erwartung, und da sein Schreiber etwas
weitläufig geschrieben, so täuschte sich Goethe und glaubte,
statt zu zwey Bänden, zu dreyen genug zu haben, und
das Manuscript ging in drey Bänden an die Verlags¬
handlung ab. Als nun aber der Druck bis zu einem
gewissen Puncte gediehen war, fand es sich, daß Goethe
sich verrechnet hatte, und daß besonders die beyden letzten
Bände zu klein ausfielen. Man bat um weiteres
Manuscript, und da nun in dem Gang des Romans
nichts mehr geändert, auch in dem Drange der Zeit
keine neue Novelle mehr erfunden, geschrieben und ein¬
geschaltet werden konnte, so befand sich Goethe wirklich
in einiger Verlegenheit.

Unter diesen Umständen ließ er mich rufen; er er¬
zählte mir den Hergang und eröffnete mir zugleich, wie
er sich zu helfen gedenke, indem er mir zwey starke
Manuscript-Bündel vorlegte, die er zu diesem Zweck
hatte herbeyholen lassen.

"In diesen beyden Paketen, sagte er, werden Sie

Ende des zweyten und dritten Theiles der Wanderjahre
abgedruckt ſtehen.

Bey der begonnenen Umarbeitung und Vervollſtaͤn¬
digung dieſes fruͤher in Einem Bande erſchienenen Ro¬
mans, hatte Goethe naͤmlich ſeinen Anſchlag auf zwey
Baͤnde gemacht, wie auch in der Ankuͤndigung der neuen
Ausgabe der ſaͤmmtlichen Werke gedruckt ſteht. Im
Fortgange der Arbeit jedoch wuchs ihm das Manuſcript
uͤber die Erwartung, und da ſein Schreiber etwas
weitlaͤufig geſchrieben, ſo taͤuſchte ſich Goethe und glaubte,
ſtatt zu zwey Baͤnden, zu dreyen genug zu haben, und
das Manuſcript ging in drey Baͤnden an die Verlags¬
handlung ab. Als nun aber der Druck bis zu einem
gewiſſen Puncte gediehen war, fand es ſich, daß Goethe
ſich verrechnet hatte, und daß beſonders die beyden letzten
Baͤnde zu klein ausfielen. Man bat um weiteres
Manuſcript, und da nun in dem Gang des Romans
nichts mehr geaͤndert, auch in dem Drange der Zeit
keine neue Novelle mehr erfunden, geſchrieben und ein¬
geſchaltet werden konnte, ſo befand ſich Goethe wirklich
in einiger Verlegenheit.

Unter dieſen Umſtaͤnden ließ er mich rufen; er er¬
zaͤhlte mir den Hergang und eroͤffnete mir zugleich, wie
er ſich zu helfen gedenke, indem er mir zwey ſtarke
Manuſcript-Buͤndel vorlegte, die er zu dieſem Zweck
hatte herbeyholen laſſen.

„In dieſen beyden Paketen, ſagte er, werden Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <div n="4">
          <p><pb facs="#f0353" n="343"/>
Ende des zweyten und dritten Theiles der Wanderjahre<lb/>
abgedruckt &#x017F;tehen.</p><lb/>
          <p>Bey der begonnenen Umarbeitung und Vervoll&#x017F;ta&#x0364;<lb/>
digung die&#x017F;es fru&#x0364;her in Einem Bande er&#x017F;chienenen Ro¬<lb/>
mans, hatte Goethe na&#x0364;mlich &#x017F;einen An&#x017F;chlag auf <hi rendition="#g">zwey</hi><lb/>
Ba&#x0364;nde gemacht, wie auch in der Anku&#x0364;ndigung der neuen<lb/>
Ausgabe der &#x017F;a&#x0364;mmtlichen Werke gedruckt &#x017F;teht. Im<lb/>
Fortgange der Arbeit jedoch wuchs ihm das Manu&#x017F;cript<lb/>
u&#x0364;ber die Erwartung, und da &#x017F;ein Schreiber etwas<lb/>
weitla&#x0364;ufig ge&#x017F;chrieben, &#x017F;o ta&#x0364;u&#x017F;chte &#x017F;ich Goethe und glaubte,<lb/>
&#x017F;tatt zu <hi rendition="#g">zwey</hi> Ba&#x0364;nden, zu dreyen genug zu haben, und<lb/>
das Manu&#x017F;cript ging in <hi rendition="#g">drey</hi> Ba&#x0364;nden an die Verlags¬<lb/>
handlung ab. Als nun aber der Druck bis zu einem<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Puncte gediehen war, fand es &#x017F;ich, daß Goethe<lb/>
&#x017F;ich verrechnet hatte, und daß be&#x017F;onders die beyden letzten<lb/>
Ba&#x0364;nde zu klein ausfielen. Man bat um weiteres<lb/>
Manu&#x017F;cript, und da nun in dem Gang des Romans<lb/>
nichts mehr gea&#x0364;ndert, auch in dem Drange der Zeit<lb/>
keine neue Novelle mehr erfunden, ge&#x017F;chrieben und ein¬<lb/>
ge&#x017F;chaltet werden konnte, &#x017F;o befand &#x017F;ich Goethe wirklich<lb/>
in einiger Verlegenheit.</p><lb/>
          <p>Unter die&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden ließ er mich rufen; er er¬<lb/>
za&#x0364;hlte mir den Hergang und ero&#x0364;ffnete mir zugleich, wie<lb/>
er &#x017F;ich zu helfen gedenke, indem er mir zwey &#x017F;tarke<lb/>
Manu&#x017F;cript-Bu&#x0364;ndel vorlegte, die er zu die&#x017F;em Zweck<lb/>
hatte herbeyholen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>&#x201E;In die&#x017F;en beyden Paketen, &#x017F;agte er, werden Sie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0353] Ende des zweyten und dritten Theiles der Wanderjahre abgedruckt ſtehen. Bey der begonnenen Umarbeitung und Vervollſtaͤn¬ digung dieſes fruͤher in Einem Bande erſchienenen Ro¬ mans, hatte Goethe naͤmlich ſeinen Anſchlag auf zwey Baͤnde gemacht, wie auch in der Ankuͤndigung der neuen Ausgabe der ſaͤmmtlichen Werke gedruckt ſteht. Im Fortgange der Arbeit jedoch wuchs ihm das Manuſcript uͤber die Erwartung, und da ſein Schreiber etwas weitlaͤufig geſchrieben, ſo taͤuſchte ſich Goethe und glaubte, ſtatt zu zwey Baͤnden, zu dreyen genug zu haben, und das Manuſcript ging in drey Baͤnden an die Verlags¬ handlung ab. Als nun aber der Druck bis zu einem gewiſſen Puncte gediehen war, fand es ſich, daß Goethe ſich verrechnet hatte, und daß beſonders die beyden letzten Baͤnde zu klein ausfielen. Man bat um weiteres Manuſcript, und da nun in dem Gang des Romans nichts mehr geaͤndert, auch in dem Drange der Zeit keine neue Novelle mehr erfunden, geſchrieben und ein¬ geſchaltet werden konnte, ſo befand ſich Goethe wirklich in einiger Verlegenheit. Unter dieſen Umſtaͤnden ließ er mich rufen; er er¬ zaͤhlte mir den Hergang und eroͤffnete mir zugleich, wie er ſich zu helfen gedenke, indem er mir zwey ſtarke Manuſcript-Buͤndel vorlegte, die er zu dieſem Zweck hatte herbeyholen laſſen. „In dieſen beyden Paketen, ſagte er, werden Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/353
Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/353>, abgerufen am 28.04.2024.