Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Verhältniß und waren ebenso gottbegabt als
Jene."

"Und überall, was ist es und was soll es? --
Gott hat sich nach den bekannten imaginirten sechs
Schöpfungstagen keineswegs zur Ruhe begeben, viel¬
mehr ist er noch fortwährend wirksam, wie am ersten.
Diese plumpe Welt aus einfachen Elementen zusammen¬
zusetzen und sie jahraus jahrein in den Strahlen der
Sonne rollen zu lassen, hätte ihm sicher wenig Spaß
gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich
auf dieser materiellen Unterlage eine Pflanzschule für
eine Welt von Geistern zu gründen. So ist er nun
fortwährend in höheren Naturen wirksam, um die ge¬
ringeren heranzuziehen."

Goethe schwieg. Ich aber bewahrte seine großen
und guten Worte in meinem Herzen.


dem Verhältniß und waren ebenſo gottbegabt als
Jene.“

„Und überall, was iſt es und was ſoll es? —
Gott hat ſich nach den bekannten imaginirten ſechs
Schöpfungstagen keineswegs zur Ruhe begeben, viel¬
mehr iſt er noch fortwährend wirkſam, wie am erſten.
Dieſe plumpe Welt aus einfachen Elementen zuſammen¬
zuſetzen und ſie jahraus jahrein in den Strahlen der
Sonne rollen zu laſſen, hätte ihm ſicher wenig Spaß
gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, ſich
auf dieſer materiellen Unterlage eine Pflanzſchule für
eine Welt von Geiſtern zu gründen. So iſt er nun
fortwährend in höheren Naturen wirkſam, um die ge¬
ringeren heranzuziehen.“

Goethe ſchwieg. Ich aber bewahrte ſeine großen
und guten Worte in meinem Herzen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <div n="4">
          <p><pb facs="#f0397" n="375"/>
dem Verhältniß und waren eben&#x017F;o gottbegabt als<lb/>
Jene.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und überall, was i&#x017F;t es und was &#x017F;oll es? &#x2014;<lb/>
Gott hat &#x017F;ich nach den bekannten imaginirten &#x017F;echs<lb/>
Schöpfungstagen keineswegs zur Ruhe begeben, viel¬<lb/>
mehr i&#x017F;t er noch fortwährend wirk&#x017F;am, wie am er&#x017F;ten.<lb/>
Die&#x017F;e plumpe Welt aus einfachen Elementen zu&#x017F;ammen¬<lb/>
zu&#x017F;etzen und &#x017F;ie jahraus jahrein in den Strahlen der<lb/>
Sonne rollen zu la&#x017F;&#x017F;en, hätte ihm &#x017F;icher wenig Spaß<lb/>
gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, &#x017F;ich<lb/>
auf die&#x017F;er materiellen Unterlage eine Pflanz&#x017F;chule für<lb/>
eine Welt von Gei&#x017F;tern zu gründen. So i&#x017F;t er nun<lb/>
fortwährend in höheren Naturen wirk&#x017F;am, um die ge¬<lb/>
ringeren heranzuziehen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Goethe &#x017F;chwieg. Ich aber bewahrte &#x017F;eine großen<lb/>
und guten Worte in meinem Herzen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0397] dem Verhältniß und waren ebenſo gottbegabt als Jene.“ „Und überall, was iſt es und was ſoll es? — Gott hat ſich nach den bekannten imaginirten ſechs Schöpfungstagen keineswegs zur Ruhe begeben, viel¬ mehr iſt er noch fortwährend wirkſam, wie am erſten. Dieſe plumpe Welt aus einfachen Elementen zuſammen¬ zuſetzen und ſie jahraus jahrein in den Strahlen der Sonne rollen zu laſſen, hätte ihm ſicher wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, ſich auf dieſer materiellen Unterlage eine Pflanzſchule für eine Welt von Geiſtern zu gründen. So iſt er nun fortwährend in höheren Naturen wirkſam, um die ge¬ ringeren heranzuziehen.“ Goethe ſchwieg. Ich aber bewahrte ſeine großen und guten Worte in meinem Herzen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/397
Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/397>, abgerufen am 28.05.2024.