Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

Leib gehört dazu, daß man von Mitternacht an nüch-
tern
sei (außer in einer gefährlichen Krankheit), und
daß man reinlich und anständig gekleidet in der Kirche
erscheine.

Für die Seele besteht die erste Bedingung einer
würdigen Kommunion in der Reinigkeit des Gewissens,
d. h. darin, daß man von allen schweren Sün-
den frei
und somit im Stande der Gnade sei. Läß-
liche Sünden machen die Kommunion nicht unwürdig,
doch soll man sich auch so viel möglich von diesen
reinigen, damit die Gnade im Herzen ungehinderter
wirken kann. Wer aber wissentlich in einer Todsünde
kommuniziert, begeht eine sehr schwere Sünde, einen
erschrecklichen Gottesraub, wie Judas, und ißt sich das
Gericht und die Verdammnis hinein. Der heilige
Apostel Paulus hat darum die ernste Mahnung ge-
geben: "Der Mensch prüfe sich selbst, und so esse er
von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche. Denn
wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich
das Gericht, indem er den Leib des Herrn nicht unter-
scheidet."
(I. Kor. 11, 28.) Die unwürdige Kommunion
ist das Unheilvollste und zugleich Thörichteste, was
von einem Christen verschuldet werden kann. Da-
rum sei gewissenhaft bei der vorausgehenden Beicht.
Wenn du würdig beichtest, so kannst du auch würdig
kommunizieren.

Zur Vorbereitung der Seele gehört weiter die An-
dacht des Herzens, d. i. die Uebung des Glaubens,
der Hoffnung, der Liebe und der Begierde nach der
Vereinigung mit Jesus Christus. Man bedient sich
hiefür der sog. Kommuniongebete. Wer dazu
fähig ist, soll suchen, diese Vorbereitung ohne Gebet-
buch aus seinem Herzen zu machen. Wer sich eines
Gebetbuches bedient, lese wenig, langsam, mit Ueber-
legung. Besonders bei dieser heiligen Handlung gilt

Leib gehört dazu, daß man von Mitternacht an nüch-
tern
sei (außer in einer gefährlichen Krankheit), und
daß man reinlich und anständig gekleidet in der Kirche
erscheine.

Für die Seele besteht die erste Bedingung einer
würdigen Kommunion in der Reinigkeit des Gewissens,
d. h. darin, daß man von allen schweren Sün-
den frei
und somit im Stande der Gnade sei. Läß-
liche Sünden machen die Kommunion nicht unwürdig,
doch soll man sich auch so viel möglich von diesen
reinigen, damit die Gnade im Herzen ungehinderter
wirken kann. Wer aber wissentlich in einer Todsünde
kommuniziert, begeht eine sehr schwere Sünde, einen
erschrecklichen Gottesraub, wie Judas, und ißt sich das
Gericht und die Verdammnis hinein. Der heilige
Apostel Paulus hat darum die ernste Mahnung ge-
geben: „Der Mensch prüfe sich selbst, und so esse er
von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche. Denn
wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich
das Gericht, indem er den Leib des Herrn nicht unter-
scheidet.“
(I. Kor. 11, 28.) Die unwürdige Kommunion
ist das Unheilvollste und zugleich Thörichteste, was
von einem Christen verschuldet werden kann. Da-
rum sei gewissenhaft bei der vorausgehenden Beicht.
Wenn du würdig beichtest, so kannst du auch würdig
kommunizieren.

Zur Vorbereitung der Seele gehört weiter die An-
dacht des Herzens, d. i. die Uebung des Glaubens,
der Hoffnung, der Liebe und der Begierde nach der
Vereinigung mit Jesus Christus. Man bedient sich
hiefür der sog. Kommuniongebete. Wer dazu
fähig ist, soll suchen, diese Vorbereitung ohne Gebet-
buch aus seinem Herzen zu machen. Wer sich eines
Gebetbuches bedient, lese wenig, langsam, mit Ueber-
legung. Besonders bei dieser heiligen Handlung gilt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p rendition="#s"><pb facs="#f0399" xml:id="E29V3_001_1895_pb0383_0001" n="383"/>
Leib gehört dazu, daß man von Mitternacht an <hi rendition="#g">nüch-<lb/>
tern</hi> sei (außer in einer gefährlichen Krankheit), und<lb/>
daß man reinlich und anständig gekleidet in der Kirche<lb/>
erscheine.</p>
            <p rendition="#s">Für die Seele besteht die erste Bedingung einer<lb/>
würdigen Kommunion in der Reinigkeit des Gewissens,<lb/>
d. h. darin, daß man <hi rendition="#g">von allen schweren Sün-<lb/>
den frei</hi> und somit im Stande der Gnade sei. Läß-<lb/>
liche Sünden machen die Kommunion nicht unwürdig,<lb/>
doch soll man sich auch so viel möglich von diesen<lb/>
reinigen, damit die Gnade im Herzen ungehinderter<lb/>
wirken kann. Wer aber wissentlich in einer Todsünde<lb/>
kommuniziert, begeht eine sehr schwere Sünde, einen<lb/>
erschrecklichen Gottesraub, wie Judas, und ißt sich das<lb/>
Gericht und die Verdammnis hinein. Der heilige<lb/>
Apostel Paulus hat darum die ernste Mahnung ge-<lb/>
geben: <q>&#x201E;Der Mensch prüfe sich selbst, und so esse er<lb/>
von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche. Denn<lb/>
wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich<lb/>
das Gericht, indem er den Leib des Herrn nicht unter-<lb/>
scheidet.&#x201C;</q> (I. Kor. 11, 28.) Die unwürdige Kommunion<lb/>
ist das Unheilvollste und zugleich Thörichteste, was<lb/>
von einem Christen verschuldet werden kann. Da-<lb/>
rum sei gewissenhaft bei der vorausgehenden Beicht.<lb/>
Wenn du würdig beichtest, so kannst du auch würdig<lb/>
kommunizieren.</p>
            <p rendition="#s">Zur Vorbereitung der Seele gehört weiter die An-<lb/>
dacht des Herzens, d. i. die Uebung des Glaubens,<lb/>
der Hoffnung, der Liebe und der Begierde nach der<lb/>
Vereinigung mit Jesus Christus. Man bedient sich<lb/>
hiefür der sog. <hi rendition="#g">Kommuniongebete</hi>. Wer dazu<lb/>
fähig ist, soll suchen, diese Vorbereitung ohne Gebet-<lb/>
buch aus seinem Herzen zu machen. Wer sich eines<lb/>
Gebetbuches bedient, lese wenig, langsam, mit Ueber-<lb/>
legung. Besonders bei dieser heiligen Handlung gilt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0399] Leib gehört dazu, daß man von Mitternacht an nüch- tern sei (außer in einer gefährlichen Krankheit), und daß man reinlich und anständig gekleidet in der Kirche erscheine. Für die Seele besteht die erste Bedingung einer würdigen Kommunion in der Reinigkeit des Gewissens, d. h. darin, daß man von allen schweren Sün- den frei und somit im Stande der Gnade sei. Läß- liche Sünden machen die Kommunion nicht unwürdig, doch soll man sich auch so viel möglich von diesen reinigen, damit die Gnade im Herzen ungehinderter wirken kann. Wer aber wissentlich in einer Todsünde kommuniziert, begeht eine sehr schwere Sünde, einen erschrecklichen Gottesraub, wie Judas, und ißt sich das Gericht und die Verdammnis hinein. Der heilige Apostel Paulus hat darum die ernste Mahnung ge- geben: „Der Mensch prüfe sich selbst, und so esse er von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche. Denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht, indem er den Leib des Herrn nicht unter- scheidet.“ (I. Kor. 11, 28.) Die unwürdige Kommunion ist das Unheilvollste und zugleich Thörichteste, was von einem Christen verschuldet werden kann. Da- rum sei gewissenhaft bei der vorausgehenden Beicht. Wenn du würdig beichtest, so kannst du auch würdig kommunizieren. Zur Vorbereitung der Seele gehört weiter die An- dacht des Herzens, d. i. die Uebung des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und der Begierde nach der Vereinigung mit Jesus Christus. Man bedient sich hiefür der sog. Kommuniongebete. Wer dazu fähig ist, soll suchen, diese Vorbereitung ohne Gebet- buch aus seinem Herzen zu machen. Wer sich eines Gebetbuches bedient, lese wenig, langsam, mit Ueber- legung. Besonders bei dieser heiligen Handlung gilt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/399
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/399>, abgerufen am 05.05.2024.