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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

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Aber wenn die Kinder nicht in den Him-
mel kommen, wie steht es dann mit den
Eltern? Wie die ewige Wahrheit uns ver-
sichert, wird der Richter über Leben und Tod
einst beim allgemeinen Gerichte an viele die
Worte richten: "Weichet von Mir, ihr Ver-
fluchten, in das ewige Feuer!"
(Matth. 25, 41.)
Schreckliche Worte für jene, welchen sie gelten,
nicht minder schrecklich für deren Väter und
Mütter. Man sollte meinen, der Himmel
müsse für solche Eltern aufhören, Himmel zu
sein, wenn sie allein in denselben eingehen
müssen ohne die Begleitschaft ihrer auf ewig
verlorenen Kinder. Aber, ob sie allein ohne
ihre Kinder Einlaß in den Himmel finden,
das ist erst noch eine große und ernste Frage.
Der Richter straft nicht bloß die Sünder,
sondern auch die, welche an ihrem Verder-
ben mitschuldig sind, und da stehen mei-
stens die Eltern in der vordersten Reihe.
Schon hienieden läßt sich bei Tausenden von
Sündern leicht ersehen, daß ein Teil der
Schuld auf ihre Eltern fällt. Beim letzten
Gerichte wird das noch gründlicher unter-
sucht und aller Welt offenbar werden. Es
ist ein entsetzlicher Gedanke, daß Kinder vor
dem ewigen Richter und vor den geöffneten

Aber wenn die Kinder nicht in den Him-
mel kommen, wie steht es dann mit den
Eltern? Wie die ewige Wahrheit uns ver-
sichert, wird der Richter über Leben und Tod
einst beim allgemeinen Gerichte an viele die
Worte richten: „Weichet von Mir, ihr Ver-
fluchten, in das ewige Feuer!“
(Matth. 25, 41.)
Schreckliche Worte für jene, welchen sie gelten,
nicht minder schrecklich für deren Väter und
Mütter. Man sollte meinen, der Himmel
müsse für solche Eltern aufhören, Himmel zu
sein, wenn sie allein in denselben eingehen
müssen ohne die Begleitschaft ihrer auf ewig
verlorenen Kinder. Aber, ob sie allein ohne
ihre Kinder Einlaß in den Himmel finden,
das ist erst noch eine große und ernste Frage.
Der Richter straft nicht bloß die Sünder,
sondern auch die, welche an ihrem Verder-
ben mitschuldig sind, und da stehen mei-
stens die Eltern in der vordersten Reihe.
Schon hienieden läßt sich bei Tausenden von
Sündern leicht ersehen, daß ein Teil der
Schuld auf ihre Eltern fällt. Beim letzten
Gerichte wird das noch gründlicher unter-
sucht und aller Welt offenbar werden. Es
ist ein entsetzlicher Gedanke, daß Kinder vor
dem ewigen Richter und vor den geöffneten

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[31/0045] Aber wenn die Kinder nicht in den Him- mel kommen, wie steht es dann mit den Eltern? Wie die ewige Wahrheit uns ver- sichert, wird der Richter über Leben und Tod einst beim allgemeinen Gerichte an viele die Worte richten: „Weichet von Mir, ihr Ver- fluchten, in das ewige Feuer!“ (Matth. 25, 41.) Schreckliche Worte für jene, welchen sie gelten, nicht minder schrecklich für deren Väter und Mütter. Man sollte meinen, der Himmel müsse für solche Eltern aufhören, Himmel zu sein, wenn sie allein in denselben eingehen müssen ohne die Begleitschaft ihrer auf ewig verlorenen Kinder. Aber, ob sie allein ohne ihre Kinder Einlaß in den Himmel finden, das ist erst noch eine große und ernste Frage. Der Richter straft nicht bloß die Sünder, sondern auch die, welche an ihrem Verder- ben mitschuldig sind, und da stehen mei- stens die Eltern in der vordersten Reihe. Schon hienieden läßt sich bei Tausenden von Sündern leicht ersehen, daß ein Teil der Schuld auf ihre Eltern fällt. Beim letzten Gerichte wird das noch gründlicher unter- sucht und aller Welt offenbar werden. Es ist ein entsetzlicher Gedanke, daß Kinder vor dem ewigen Richter und vor den geöffneten

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Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/45>, abgerufen am 28.04.2024.