Die Frühlingslieder neu beginnen -- Du kehrst nach manchem Jahr zurück, Und stehest still, Dich zu besinnen, Wie auf ein längstvergang'nes Glück. Doch wüstverwachsen liegt der Garten, Das Haus steht lange still und leer, Kein Lieb' will Dein am Fenster warten, Und Dich und mich kennt Niemand mehr.
Doch eine Lerche siehst Du steigen Vom Thal zum blauen Himmelsport, Ein Bächlein rauschet da so eigen, Als weinte es in einem fort. Dort haben sie mich hingetragen, Bedeckten mir mit Stein den Mund -- Nun kann ich Dir nicht einmal sagen, Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.
Die Fruͤhlingslieder neu beginnen — Du kehrſt nach manchem Jahr zuruͤck, Und ſteheſt ſtill, Dich zu beſinnen, Wie auf ein laͤngſtvergang'nes Gluͤck. Doch wuͤſtverwachſen liegt der Garten, Das Haus ſteht lange ſtill und leer, Kein Lieb' will Dein am Fenſter warten, Und Dich und mich kennt Niemand mehr.
Doch eine Lerche ſiehſt Du ſteigen Vom Thal zum blauen Himmelsport, Ein Baͤchlein rauſchet da ſo eigen, Als weinte es in einem fort. Dort haben ſie mich hingetragen, Bedeckten mir mit Stein den Mund — Nun kann ich Dir nicht einmal ſagen, Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0449"n="431"/><lgtype="poem"><l>Die Fruͤhlingslieder neu beginnen —</l><lb/><l>Du kehrſt nach manchem Jahr zuruͤck,</l><lb/><l>Und ſteheſt ſtill, Dich zu beſinnen,</l><lb/><l>Wie auf ein laͤngſtvergang'nes Gluͤck.</l><lb/><l>Doch wuͤſtverwachſen liegt der Garten,</l><lb/><l>Das Haus ſteht lange ſtill und leer,</l><lb/><l>Kein Lieb' will Dein am Fenſter warten,</l><lb/><l>Und Dich und mich kennt Niemand mehr.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Doch eine Lerche ſiehſt Du ſteigen</l><lb/><l>Vom Thal zum blauen Himmelsport,</l><lb/><l>Ein Baͤchlein rauſchet da ſo eigen,</l><lb/><l>Als weinte es in einem fort.</l><lb/><l>Dort haben ſie mich hingetragen,</l><lb/><l>Bedeckten mir mit Stein den Mund —</l><lb/><l>Nun kann ich Dir nicht einmal ſagen,</l><lb/><l>Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.</l><lb/></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[431/0449]
Die Fruͤhlingslieder neu beginnen —
Du kehrſt nach manchem Jahr zuruͤck,
Und ſteheſt ſtill, Dich zu beſinnen,
Wie auf ein laͤngſtvergang'nes Gluͤck.
Doch wuͤſtverwachſen liegt der Garten,
Das Haus ſteht lange ſtill und leer,
Kein Lieb' will Dein am Fenſter warten,
Und Dich und mich kennt Niemand mehr.
Doch eine Lerche ſiehſt Du ſteigen
Vom Thal zum blauen Himmelsport,
Ein Baͤchlein rauſchet da ſo eigen,
Als weinte es in einem fort.
Dort haben ſie mich hingetragen,
Bedeckten mir mit Stein den Mund —
Nun kann ich Dir nicht einmal ſagen,
Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/449>, abgerufen am 29.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.