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Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820.

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Ein seltenes Schauspiel hat man gerade auf
dieser Landspitze, wo die zwei größten Ströme des
westlichen Amerikas sich vereinigen. Der bei wei-
tem stärkere Missouri drängt die klaren, und in
Vergleich mit dem reissenden Missouri stillen Flu-
then des Mississippi an das jenseitige Ufer des
Illinoisstaats, wo das Wasser bis beinahe 12
Meilen abwärts fortwährend hell und klar bleibt,
während der übrige Theil durch die trüben Ge-
wässer des Missouri das Ansehen eines durch starke
Regengüsse und Schlamm überfüllten Flusses er-
hält.

Der Missouri kann vielleicht einst der Canal
werden, wodurch die Amerikaner ihren Handel
in die Südsee, nach China etc. treiben werden.
Man spricht jetzt schon viel darüber, daß das Gou-
vernement den nicht sehr weiten Weg, zwischen
dem Ursprung des Missouri über die weißen Berge,
bis zu den Gewässern des Colombia, welcher
sich westlich in die Südsee ergießt, in Stand
setzen lassen wolle. Auch ist bereits wieder in die-
sem Jahre von der Regierung ein Militair-Detasche-
ment in 2 Dampfschiffen den Missouri aufwärts
gesandt worden, um dort einige Militairposten,
zur Sicherstellung der Schiffahrt, anzulegen. Auf
jeden Fall wird dieser Weg nach der Südsee der
kürzeste, und in der Folge gewiß der sicherste und

Ein ſeltenes Schauſpiel hat man gerade auf
dieſer Landſpitze, wo die zwei groͤßten Stroͤme des
weſtlichen Amerikas ſich vereinigen. Der bei wei-
tem ſtaͤrkere Miſſouri draͤngt die klaren, und in
Vergleich mit dem reiſſenden Miſſouri ſtillen Flu-
then des Miſſiſſippi an das jenſeitige Ufer des
Illinoisſtaats, wo das Waſſer bis beinahe 12
Meilen abwaͤrts fortwaͤhrend hell und klar bleibt,
waͤhrend der uͤbrige Theil durch die truͤben Ge-
waͤſſer des Miſſouri das Anſehen eines durch ſtarke
Regenguͤſſe und Schlamm uͤberfuͤllten Fluſſes er-
haͤlt.

Der Miſſouri kann vielleicht einſt der Canal
werden, wodurch die Amerikaner ihren Handel
in die Suͤdſee, nach China ꝛc. treiben werden.
Man ſpricht jetzt ſchon viel daruͤber, daß das Gou-
vernement den nicht ſehr weiten Weg, zwiſchen
dem Urſprung des Miſſouri uͤber die weißen Berge,
bis zu den Gewaͤſſern des Colombia, welcher
ſich weſtlich in die Suͤdſee ergießt, in Stand
ſetzen laſſen wolle. Auch iſt bereits wieder in die-
ſem Jahre von der Regierung ein Militair-Detaſche-
ment in 2 Dampfſchiffen den Miſſouri aufwaͤrts
geſandt worden, um dort einige Militairpoſten,
zur Sicherſtellung der Schiffahrt, anzulegen. Auf
jeden Fall wird dieſer Weg nach der Suͤdſee der
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[117/0131] Ein ſeltenes Schauſpiel hat man gerade auf dieſer Landſpitze, wo die zwei groͤßten Stroͤme des weſtlichen Amerikas ſich vereinigen. Der bei wei- tem ſtaͤrkere Miſſouri draͤngt die klaren, und in Vergleich mit dem reiſſenden Miſſouri ſtillen Flu- then des Miſſiſſippi an das jenſeitige Ufer des Illinoisſtaats, wo das Waſſer bis beinahe 12 Meilen abwaͤrts fortwaͤhrend hell und klar bleibt, waͤhrend der uͤbrige Theil durch die truͤben Ge- waͤſſer des Miſſouri das Anſehen eines durch ſtarke Regenguͤſſe und Schlamm uͤberfuͤllten Fluſſes er- haͤlt. Der Miſſouri kann vielleicht einſt der Canal werden, wodurch die Amerikaner ihren Handel in die Suͤdſee, nach China ꝛc. treiben werden. Man ſpricht jetzt ſchon viel daruͤber, daß das Gou- vernement den nicht ſehr weiten Weg, zwiſchen dem Urſprung des Miſſouri uͤber die weißen Berge, bis zu den Gewaͤſſern des Colombia, welcher ſich weſtlich in die Suͤdſee ergießt, in Stand ſetzen laſſen wolle. Auch iſt bereits wieder in die- ſem Jahre von der Regierung ein Militair-Detaſche- ment in 2 Dampfſchiffen den Miſſouri aufwaͤrts geſandt worden, um dort einige Militairpoſten, zur Sicherſtellung der Schiffahrt, anzulegen. Auf jeden Fall wird dieſer Weg nach der Suͤdſee der kuͤrzeſte, und in der Folge gewiß der ſicherſte und

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Zitationshilfe: Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/131>, abgerufen am 21.05.2024.