Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Noch der Ritter ihn begleitet, Wo er mit viel frommen Wünschen Von dem guten Klausner scheidet. "Gisberth!" ruft er, "leucht' dem alten Würd'gen Mann zu rechten Wegen." "Dank Euch!" murmelt Robert, tiefer Die Kapuze noch sich legend In das Antlitz; -- und so wankt er Durch das Thor, wo vor vier Stunden Als ein Klausner von dem Berge Gastlich Einlaß er gefunden. Wochen sind seit dem verstrichen;
In dem buntgefärbten Laube Spielt der Herbstwind, fegt die Blätter Wirbelnd nieder zu dem Staube, Und er pfeift um Thurm und Söller, Streitet mit der Wetterfahne, Reißt die schlanken Weingewinde Frevelnd von dem Burgaltane; Zaust Schön Nella's schwarzen Schleier, Wenn sie durch den Schloßhof schreitet, Just als ob er dem Gewebe Seinen holden Dienst beneidet. Nella aber steht und schauet Sinnend nieder in die Wellen, Die mit schaumgekröntem Haupte Sturmgepeitscht am Strand zerschellen, Und sie legt um Guda's Nacken Ihren Arm: "Solch' herbstlich Klingen Mahnet mich, Du liebe Kleine, Noch der Ritter ihn begleitet, Wo er mit viel frommen Wünſchen Von dem guten Klausner ſcheidet. „Gisberth!“ ruft er, „leucht' dem alten Würd'gen Mann zu rechten Wegen.“ „Dank Euch!“ murmelt Robert, tiefer Die Kapuze noch ſich legend In das Antlitz; — und ſo wankt er Durch das Thor, wo vor vier Stunden Als ein Klausner von dem Berge Gaſtlich Einlaß er gefunden. Wochen ſind ſeit dem verſtrichen;
In dem buntgefärbten Laube Spielt der Herbſtwind, fegt die Blätter Wirbelnd nieder zu dem Staube, Und er pfeift um Thurm und Söller, Streitet mit der Wetterfahne, Reißt die ſchlanken Weingewinde Frevelnd von dem Burgaltane; Zauſt Schön Nella's ſchwarzen Schleier, Wenn ſie durch den Schloßhof ſchreitet, Juſt als ob er dem Gewebe Seinen holden Dienſt beneidet. Nella aber ſteht und ſchauet Sinnend nieder in die Wellen, Die mit ſchaumgekröntem Haupte Sturmgepeitſcht am Strand zerſchellen, Und ſie legt um Guda's Nacken Ihren Arm: „Solch' herbſtlich Klingen Mahnet mich, Du liebe Kleine, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0170" n="156"/> <lg n="4"> <l>Noch der Ritter ihn begleitet,</l><lb/> <l>Wo er mit viel frommen Wünſchen</l><lb/> <l>Von dem guten Klausner ſcheidet.</l><lb/> <l>„Gisberth!“ ruft er, „leucht' dem alten</l><lb/> <l>Würd'gen Mann zu rechten Wegen.“</l><lb/> <l>„Dank Euch!“ murmelt Robert, tiefer</l><lb/> <l>Die Kapuze noch ſich legend</l><lb/> <l>In das Antlitz; — und ſo wankt er</l><lb/> <l>Durch das Thor, wo vor vier Stunden</l><lb/> <l>Als ein Klausner von dem Berge</l><lb/> <l>Gaſtlich Einlaß er gefunden.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wochen ſind ſeit dem verſtrichen;</l><lb/> <l>In dem buntgefärbten Laube</l><lb/> <l>Spielt der Herbſtwind, fegt die Blätter</l><lb/> <l>Wirbelnd nieder zu dem Staube,</l><lb/> <l>Und er pfeift um Thurm und Söller,</l><lb/> <l>Streitet mit der Wetterfahne,</l><lb/> <l>Reißt die ſchlanken Weingewinde</l><lb/> <l>Frevelnd von dem Burgaltane;</l><lb/> <l>Zauſt Schön Nella's ſchwarzen Schleier,</l><lb/> <l>Wenn ſie durch den Schloßhof ſchreitet,</l><lb/> <l>Juſt als ob er dem Gewebe</l><lb/> <l>Seinen holden Dienſt beneidet.</l><lb/> <l>Nella aber ſteht und ſchauet</l><lb/> <l>Sinnend nieder in die Wellen,</l><lb/> <l>Die mit ſchaumgekröntem Haupte</l><lb/> <l>Sturmgepeitſcht am Strand zerſchellen,</l><lb/> <l>Und ſie legt um Guda's Nacken</l><lb/> <l>Ihren Arm: „Solch' herbſtlich Klingen</l><lb/> <l>Mahnet mich, Du liebe Kleine,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [156/0170]
Noch der Ritter ihn begleitet,
Wo er mit viel frommen Wünſchen
Von dem guten Klausner ſcheidet.
„Gisberth!“ ruft er, „leucht' dem alten
Würd'gen Mann zu rechten Wegen.“
„Dank Euch!“ murmelt Robert, tiefer
Die Kapuze noch ſich legend
In das Antlitz; — und ſo wankt er
Durch das Thor, wo vor vier Stunden
Als ein Klausner von dem Berge
Gaſtlich Einlaß er gefunden.
Wochen ſind ſeit dem verſtrichen;
In dem buntgefärbten Laube
Spielt der Herbſtwind, fegt die Blätter
Wirbelnd nieder zu dem Staube,
Und er pfeift um Thurm und Söller,
Streitet mit der Wetterfahne,
Reißt die ſchlanken Weingewinde
Frevelnd von dem Burgaltane;
Zauſt Schön Nella's ſchwarzen Schleier,
Wenn ſie durch den Schloßhof ſchreitet,
Juſt als ob er dem Gewebe
Seinen holden Dienſt beneidet.
Nella aber ſteht und ſchauet
Sinnend nieder in die Wellen,
Die mit ſchaumgekröntem Haupte
Sturmgepeitſcht am Strand zerſchellen,
Und ſie legt um Guda's Nacken
Ihren Arm: „Solch' herbſtlich Klingen
Mahnet mich, Du liebe Kleine,
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