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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Sicher will begegnen,
Daß sich all' Dein Lust und Leid
Wandeln wird zu Seligkeit,
Wohlverleih heißt's Kräutchen,
Wohlverleih! -- Wohlverleih!"

Laut hat's Gudula gesungen,
Und der Klang hat süß durchdrungen
Nella's Seele und Gemüth,
Rosenhell die Wange glüht:
"Welches Glück könnt' harren mein?
Wer, ach, sollt' der Freier sein,
Den dies Blümlein kündet an?"
"Just der erste Rittersmann,
Fräulein, der Euch jetzt begegnet,
Der mit frommem Gruß Euch segnet,
Der, den Ihr zuerst jetzt schaut,
Wird Euch bald als süße Braut
Jubelnd in den Armen halten!"
"Liebes Dirnchen, wen wohl sollten
Schauen wir in der Kapelle?
Welch' ein edeler Geselle
Hätt' sich hier zum Wald verloren,
Den mein Herz sich auserkoren
Zum Gemahl?" -- Und Nella lachte,
Lacht' aus voller Kehle. -- Sachte
Trägt ihr goldroth Roß sie weiter.
"Aufgepaßt denn!" ruft sie heiter,
"Welch' ein schmucker Junggeselle
Harret an der Burgthorschwelle!"
"Kehren nicht zur Wartburg heute,
Wie so oft schon, Edelleute,

Sicher will begegnen,
Daß ſich all' Dein Luſt und Leid
Wandeln wird zu Seligkeit,
Wohlverleih heißt's Kräutchen,
Wohlverleih! — Wohlverleih!“

Laut hat's Gudula geſungen,
Und der Klang hat ſüß durchdrungen
Nella's Seele und Gemüth,
Roſenhell die Wange glüht:
„Welches Glück könnt' harren mein?
Wer, ach, ſollt' der Freier ſein,
Den dies Blümlein kündet an?“
„Juſt der erſte Rittersmann,
Fräulein, der Euch jetzt begegnet,
Der mit frommem Gruß Euch ſegnet,
Der, den Ihr zuerſt jetzt ſchaut,
Wird Euch bald als ſüße Braut
Jubelnd in den Armen halten!“
„Liebes Dirnchen, wen wohl ſollten
Schauen wir in der Kapelle?
Welch' ein edeler Geſelle
Hätt' ſich hier zum Wald verloren,
Den mein Herz ſich auserkoren
Zum Gemahl?“ — Und Nella lachte,
Lacht' aus voller Kehle. — Sachte
Trägt ihr goldroth Roß ſie weiter.
„Aufgepaßt denn!“ ruft ſie heiter,
„Welch' ein ſchmucker Junggeſelle
Harret an der Burgthorſchwelle!“
„Kehren nicht zur Wartburg heute,
Wie ſo oft ſchon, Edelleute,
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[105/0119] Sicher will begegnen, Daß ſich all' Dein Luſt und Leid Wandeln wird zu Seligkeit, Wohlverleih heißt's Kräutchen, Wohlverleih! — Wohlverleih!“ Laut hat's Gudula geſungen, Und der Klang hat ſüß durchdrungen Nella's Seele und Gemüth, Roſenhell die Wange glüht: „Welches Glück könnt' harren mein? Wer, ach, ſollt' der Freier ſein, Den dies Blümlein kündet an?“ „Juſt der erſte Rittersmann, Fräulein, der Euch jetzt begegnet, Der mit frommem Gruß Euch ſegnet, Der, den Ihr zuerſt jetzt ſchaut, Wird Euch bald als ſüße Braut Jubelnd in den Armen halten!“ „Liebes Dirnchen, wen wohl ſollten Schauen wir in der Kapelle? Welch' ein edeler Geſelle Hätt' ſich hier zum Wald verloren, Den mein Herz ſich auserkoren Zum Gemahl?“ — Und Nella lachte, Lacht' aus voller Kehle. — Sachte Trägt ihr goldroth Roß ſie weiter. „Aufgepaßt denn!“ ruft ſie heiter, „Welch' ein ſchmucker Junggeſelle Harret an der Burgthorſchwelle!“ „Kehren nicht zur Wartburg heute, Wie ſo oft ſchon, Edelleute,

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/119>, abgerufen am 02.05.2024.