Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Die aus lauter Armuth rauben,
Will ich immer noch für besser
Als die Plünderritter glauben!
Solche Herrn, die auf den Burgen
In dem Ueberflusse prassen
Und sich ehrlos noch bereichern
Durch den Raub auf offnen Gassen,
Solche Herrn kann ich als Ritter
Nun und nimmer mehr betrachten,
Kann sie nur als ein Gesindel
Niederigster Art verachten!"
Gottfried nickt und will entgegnen,
Doch ein Holpern ohne Gleichen
Schüttelt ihn auf seinem Sitze
Und benöthigt ihn zu schweigen.
In den Wiesengrund einschwenket
Jetzt der Zug. -- Zur linken Seite
Grenzt der Tann ihn, doch zur rechten
Strebet auf das Breitgescheide
Mit der kahlen, steilen Felswand.
Plötzlich knatterts in dem Walde,
Und aus wilden Kehlen donnert's
Furchtbar drohend: "Halte! Halte!"
Und wie aus der Erd' gewachsen
Blitzt es rings von blanken Waffen.
Meister Gottfried fühlt die Glieder
Wie in Todesgraun erschlaffen. --
"Waffa! Waffa!" gellt es wieder,
-- Kurzes -- fürchterliches Ringen --
Hieb auf Hieb -- in schnellen Stößen
Schwerter aufeinander klingen!
3*
Die aus lauter Armuth rauben,
Will ich immer noch für beſſer
Als die Plünderritter glauben!
Solche Herrn, die auf den Burgen
In dem Ueberfluſſe praſſen
Und ſich ehrlos noch bereichern
Durch den Raub auf offnen Gaſſen,
Solche Herrn kann ich als Ritter
Nun und nimmer mehr betrachten,
Kann ſie nur als ein Geſindel
Niederigſter Art verachten!“
Gottfried nickt und will entgegnen,
Doch ein Holpern ohne Gleichen
Schüttelt ihn auf ſeinem Sitze
Und benöthigt ihn zu ſchweigen.
In den Wieſengrund einſchwenket
Jetzt der Zug. — Zur linken Seite
Grenzt der Tann ihn, doch zur rechten
Strebet auf das Breitgeſcheide
Mit der kahlen, ſteilen Felswand.
Plötzlich knatterts in dem Walde,
Und aus wilden Kehlen donnert's
Furchtbar drohend: „Halte! Halte!“
Und wie aus der Erd' gewachſen
Blitzt es rings von blanken Waffen.
Meiſter Gottfried fühlt die Glieder
Wie in Todesgraun erſchlaffen. —
„Waffâ! Waffâ!“ gellt es wieder,
— Kurzes — fürchterliches Ringen —
Hieb auf Hieb — in ſchnellen Stößen
Schwerter aufeinander klingen!
3*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0049" n="35"/>
          <lg n="8">
            <l>Die aus lauter Armuth rauben,</l><lb/>
            <l>Will ich immer noch für be&#x017F;&#x017F;er</l><lb/>
            <l>Als die Plünderritter glauben!</l><lb/>
            <l>Solche Herrn, die auf den Burgen</l><lb/>
            <l>In dem Ueberflu&#x017F;&#x017F;e pra&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ich ehrlos noch bereichern</l><lb/>
            <l>Durch den Raub auf offnen Ga&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Solche Herrn kann ich als Ritter</l><lb/>
            <l>Nun und nimmer mehr betrachten,</l><lb/>
            <l>Kann &#x017F;ie nur als ein Ge&#x017F;indel</l><lb/>
            <l>Niederig&#x017F;ter Art verachten!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Gottfried nickt und will entgegnen,</l><lb/>
            <l>Doch ein Holpern ohne Gleichen</l><lb/>
            <l>Schüttelt ihn auf &#x017F;einem Sitze</l><lb/>
            <l>Und benöthigt ihn zu &#x017F;chweigen.</l><lb/>
            <l>In den Wie&#x017F;engrund ein&#x017F;chwenket</l><lb/>
            <l>Jetzt der Zug. &#x2014; Zur linken Seite</l><lb/>
            <l>Grenzt der Tann ihn, doch zur rechten</l><lb/>
            <l>Strebet auf das Breitge&#x017F;cheide</l><lb/>
            <l>Mit der kahlen, &#x017F;teilen Felswand.</l><lb/>
            <l>Plötzlich knatterts in dem Walde,</l><lb/>
            <l>Und aus wilden Kehlen donnert's</l><lb/>
            <l>Furchtbar drohend: &#x201E;Halte! Halte!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Und wie aus der Erd' gewach&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Blitzt es rings von blanken Waffen.</l><lb/>
            <l>Mei&#x017F;ter Gottfried fühlt die Glieder</l><lb/>
            <l>Wie in Todesgraun er&#x017F;chlaffen. &#x2014;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Waff<hi rendition="#aq">â</hi>! Waff<hi rendition="#aq">â</hi>!&#x201C; gellt es wieder,</l><lb/>
            <l>&#x2014; Kurzes &#x2014; fürchterliches Ringen &#x2014;</l><lb/>
            <l>Hieb auf Hieb &#x2014; in &#x017F;chnellen Stößen</l><lb/>
            <l>Schwerter aufeinander klingen!</l><lb/>
          </lg>
          <fw place="bottom" type="sig">3*<lb/></fw>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0049] Die aus lauter Armuth rauben, Will ich immer noch für beſſer Als die Plünderritter glauben! Solche Herrn, die auf den Burgen In dem Ueberfluſſe praſſen Und ſich ehrlos noch bereichern Durch den Raub auf offnen Gaſſen, Solche Herrn kann ich als Ritter Nun und nimmer mehr betrachten, Kann ſie nur als ein Geſindel Niederigſter Art verachten!“ Gottfried nickt und will entgegnen, Doch ein Holpern ohne Gleichen Schüttelt ihn auf ſeinem Sitze Und benöthigt ihn zu ſchweigen. In den Wieſengrund einſchwenket Jetzt der Zug. — Zur linken Seite Grenzt der Tann ihn, doch zur rechten Strebet auf das Breitgeſcheide Mit der kahlen, ſteilen Felswand. Plötzlich knatterts in dem Walde, Und aus wilden Kehlen donnert's Furchtbar drohend: „Halte! Halte!“ Und wie aus der Erd' gewachſen Blitzt es rings von blanken Waffen. Meiſter Gottfried fühlt die Glieder Wie in Todesgraun erſchlaffen. — „Waffâ! Waffâ!“ gellt es wieder, — Kurzes — fürchterliches Ringen — Hieb auf Hieb — in ſchnellen Stößen Schwerter aufeinander klingen! 3*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/49
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/49>, abgerufen am 28.04.2024.