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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von den bauergütern.
ren das grab zwoer millionen Europäer. Man
findet daher freisassen, und freigüter. Unterdes-
sen haben die zinsen iren ursprung öfters aus der
leibeigenschaft, immasen selbige anstatt der ge-
wönlichen leib-bäte, oder des leibeigenen-pfen-
niges abzutragen und auf die güter geleget worden
sind.

§ 1981

Es sind also die Teutsche güter überhaubt ent-die Teut-
schen güter
sind entwe-
der frei oder
beschweret,

weder frei, oder beschweret, nächst dem teilbar
oder unteilbar. Nicht minder ist entweder das
ganze gut zinsbar angeschriben, oder nur einzelne
grundstücke. Im ersten falle wird es für ein erb-
lehn, oder zinß-gut gehalten. Im oberfürsten-
tume Hessen sind die bauern-güter entweder lehn
(lihn), oder eigen, oder frei.

§ 1982

Teilbare güter heissen, worein sich die kinderwas teilba-
re güter
heissen.

und leibes-erben teilen; unteilbare aber werden
genennet, welche nur ein kind bekömmt, die an-
dern aber abgefunden werden. In Westphalen
ist noch an vilen orten der mirat; kraft dessen das
jüngste kind das vorrecht zu den unbeweglichen
gütern hat, Esbach übern Carpzov s. 445. wie
dann auch diß recht zu Iserlon gilt, anbei in Hes-
sen ehedem beobachtet worden ist. Dises ge-
schäft nennet man von seiten der ältern: einem kin-
de das gut anschlagen; and an seiten des kindes:
das gut annemen und dem andern geschwister her-
ausgeben.

§ 1983

Immittels sind die gewonheiten desfalls unter-wie es bei
den kindern
mit den un-
teilbaren
gütern ge-
halten wird,

schiden; sintemal an manchen orten das älteste
kind männlichen geschlechts das gut erhält, z. e.
im Lüneburgischen etc., an andern orten aber z. e.
im Wolfenbüttelischen, Bremischen, Verdi-

schen
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von den bauerguͤtern.
ren das grab zwoer millionen Europaͤer. Man
findet daher freiſaſſen, und freiguͤter. Unterdeſ-
ſen haben die zinſen iren urſprung oͤfters aus der
leibeigenſchaft, immaſen ſelbige anſtatt der ge-
woͤnlichen leib-baͤte, oder des leibeigenen-pfen-
niges abzutragen und auf die guͤter geleget worden
ſind.

§ 1981

Es ſind alſo die Teutſche guͤter uͤberhaubt ent-die Teut-
ſchen guͤter
ſind entwe-
der frei oder
beſchweret,

weder frei, oder beſchweret, naͤchſt dem teilbar
oder unteilbar. Nicht minder iſt entweder das
ganze gut zinsbar angeſchriben, oder nur einzelne
grundſtuͤcke. Im erſten falle wird es fuͤr ein erb-
lehn, oder zinß-gut gehalten. Im oberfuͤrſten-
tume Heſſen ſind die bauern-guͤter entweder lehn
(lihn), oder eigen, oder frei.

§ 1982

Teilbare guͤter heiſſen, worein ſich die kinderwas teilba-
re guͤter
heiſſen.

und leibes-erben teilen; unteilbare aber werden
genennet, welche nur ein kind bekoͤmmt, die an-
dern aber abgefunden werden. In Weſtphalen
iſt noch an vilen orten der mirat; kraft deſſen das
juͤngſte kind das vorrecht zu den unbeweglichen
guͤtern hat, Esbach uͤbern Carpzov ſ. 445. wie
dann auch diß recht zu Iſerlon gilt, anbei in Heſ-
ſen ehedem beobachtet worden iſt. Diſes ge-
ſchaͤft nennet man von ſeiten der aͤltern: einem kin-
de das gut anſchlagen; and an ſeiten des kindes:
das gut annemen und dem andern geſchwiſter her-
ausgeben.

§ 1983

Immittels ſind die gewonheiten desfalls unter-wie es bei
den kindern
mit den un-
teilbaren
guͤtern ge-
halten wird,

ſchiden; ſintemal an manchen orten das aͤlteſte
kind maͤnnlichen geſchlechts das gut erhaͤlt, z. e.
im Luͤneburgiſchen ꝛc., an andern orten aber z. e.
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[805/0817] von den bauerguͤtern. ren das grab zwoer millionen Europaͤer. Man findet daher freiſaſſen, und freiguͤter. Unterdeſ- ſen haben die zinſen iren urſprung oͤfters aus der leibeigenſchaft, immaſen ſelbige anſtatt der ge- woͤnlichen leib-baͤte, oder des leibeigenen-pfen- niges abzutragen und auf die guͤter geleget worden ſind. § 1981 Es ſind alſo die Teutſche guͤter uͤberhaubt ent- weder frei, oder beſchweret, naͤchſt dem teilbar oder unteilbar. Nicht minder iſt entweder das ganze gut zinsbar angeſchriben, oder nur einzelne grundſtuͤcke. Im erſten falle wird es fuͤr ein erb- lehn, oder zinß-gut gehalten. Im oberfuͤrſten- tume Heſſen ſind die bauern-guͤter entweder lehn (lihn), oder eigen, oder frei. die Teut- ſchen guͤter ſind entwe- der frei oder beſchweret, § 1982 Teilbare guͤter heiſſen, worein ſich die kinder und leibes-erben teilen; unteilbare aber werden genennet, welche nur ein kind bekoͤmmt, die an- dern aber abgefunden werden. In Weſtphalen iſt noch an vilen orten der mirat; kraft deſſen das juͤngſte kind das vorrecht zu den unbeweglichen guͤtern hat, Esbach uͤbern Carpzov ſ. 445. wie dann auch diß recht zu Iſerlon gilt, anbei in Heſ- ſen ehedem beobachtet worden iſt. Diſes ge- ſchaͤft nennet man von ſeiten der aͤltern: einem kin- de das gut anſchlagen; and an ſeiten des kindes: das gut annemen und dem andern geſchwiſter her- ausgeben. was teilba- re guͤter heiſſen. § 1983 Immittels ſind die gewonheiten desfalls unter- ſchiden; ſintemal an manchen orten das aͤlteſte kind maͤnnlichen geſchlechts das gut erhaͤlt, z. e. im Luͤneburgiſchen ꝛc., an andern orten aber z. e. im Wolfenbuͤtteliſchen, Bremiſchen, Verdi- ſchen wie es bei den kindern mit den un- teilbaren guͤtern ge- halten wird, E e e 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/817>, abgerufen am 29.04.2024.