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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den verjärungen.
und drüber ging, und die gewalt es ausmachete;
so hatten sie hirzu langsam einen rechtmässigen ti-
tel. Derohalben sezeten die Franken, nächst an-
dern völkern, ausser den Sachsen, die zeit auf 30
jare, welche in Teutschlande hernach bald verlän-
gert, bald nach den umständen verkürzet worden
ist. Endlich haben die Teutsche die unüberdenk-
liche verjärung sehr gemein gemachet. Dreissig
jare waren bei den Teutschen ein gewisses zeital-
ter (saeculum § 2877 des 2ten th.), worin auch
einer für einen mann gehalten wurde, das ist,
daß ihm zu seiner stärke, und zu seinen kräften
nichts mehr felete (§ 78 des 1ten th., und § 977
des 3ten th.); nicht minder lehne erlanget werden
konnten II, 26, § 4, II, 33, Freiherr von Sen-
kenberg
in iur. feud. primis lineis, 1737, 8v,
P. II, cap. X, § 260, s. 288, Ge. Lud. Boeh-
mer
in obs. iur. feud. Goett. 1764, 8v, obs. 1,
s. 64, Carl Ferd. Hommels academische reden
über das Maseovische lehnrecht 1758, 8v, s. 283
fg. § 3, cap. VIIII. Die Sachsen taten zu den
30 jaren noch das schrei-jar (§ 79, und § 977),
welches das zurückfoderungs- (revocations- oder
vindications-) jar, da man nämlich wegen der
verjärung sich melden, und seine sache zurückfo-
dern konnte. Das ewige schäzeten sie auch wohl
nach einem zeitraume von 100 jaren, Haltaus sp.
980 fg. Allso berufeten sich die kurfürsten am
Rheine unter den zeiten des kaisers Alberts I,
auf die lange zeit, binnen welcher sie die Rhein-
zölle erhoben hätten, besage der Colmarischen
chronicke th. II, s. 61. So wird auch die lan-
ge zeit in dem Reichsabschide 1548, § 56 und
§ 59 auf menschen gedenken gesezet.

§ 2873
Q q q 5

von den verjaͤrungen.
und druͤber ging, und die gewalt es ausmachete;
ſo hatten ſie hirzu langſam einen rechtmaͤſſigen ti-
tel. Derohalben ſezeten die Franken, naͤchſt an-
dern voͤlkern, auſſer den Sachſen, die zeit auf 30
jare, welche in Teutſchlande hernach bald verlaͤn-
gert, bald nach den umſtaͤnden verkuͤrzet worden
iſt. Endlich haben die Teutſche die unuͤberdenk-
liche verjaͤrung ſehr gemein gemachet. Dreiſſig
jare waren bei den Teutſchen ein gewiſſes zeital-
ter (ſaeculum § 2877 des 2ten th.), worin auch
einer fuͤr einen mann gehalten wurde, das iſt,
daß ihm zu ſeiner ſtaͤrke, und zu ſeinen kraͤften
nichts mehr felete (§ 78 des 1ten th., und § 977
des 3ten th.); nicht minder lehne erlanget werden
konnten II, 26, § 4, II, 33, Freiherr von Sen-
kenberg
in iur. feud. primis lineis, 1737, 8v,
P. II, cap. X, § 260, ſ. 288, Ge. Lud. Boeh-
mer
in obſ. iur. feud. Goett. 1764, 8v, obſ. 1,
ſ. 64, Carl Ferd. Hommels academiſche reden
uͤber das Maſeoviſche lehnrecht 1758, 8v, ſ. 283
fg. § 3, cap. VIIII. Die Sachſen taten zu den
30 jaren noch das ſchrei-jar (§ 79, und § 977),
welches das zuruͤckfoderungs- (revocations- oder
vindications-) jar, da man naͤmlich wegen der
verjaͤrung ſich melden, und ſeine ſache zuruͤckfo-
dern konnte. Das ewige ſchaͤzeten ſie auch wohl
nach einem zeitraume von 100 jaren, Haltaus ſp.
980 fg. Allſo berufeten ſich die kurfuͤrſten am
Rheine unter den zeiten des kaiſers Alberts I,
auf die lange zeit, binnen welcher ſie die Rhein-
zoͤlle erhoben haͤtten, beſage der Colmariſchen
chronicke th. II, ſ. 61. So wird auch die lan-
ge zeit in dem Reichsabſchide 1548, § 56 und
§ 59 auf menſchen gedenken geſezet.

§ 2873
Q q q 5
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[985/1009] von den verjaͤrungen. und druͤber ging, und die gewalt es ausmachete; ſo hatten ſie hirzu langſam einen rechtmaͤſſigen ti- tel. Derohalben ſezeten die Franken, naͤchſt an- dern voͤlkern, auſſer den Sachſen, die zeit auf 30 jare, welche in Teutſchlande hernach bald verlaͤn- gert, bald nach den umſtaͤnden verkuͤrzet worden iſt. Endlich haben die Teutſche die unuͤberdenk- liche verjaͤrung ſehr gemein gemachet. Dreiſſig jare waren bei den Teutſchen ein gewiſſes zeital- ter (ſaeculum § 2877 des 2ten th.), worin auch einer fuͤr einen mann gehalten wurde, das iſt, daß ihm zu ſeiner ſtaͤrke, und zu ſeinen kraͤften nichts mehr felete (§ 78 des 1ten th., und § 977 des 3ten th.); nicht minder lehne erlanget werden konnten II, 26, § 4, II, 33, Freiherr von Sen- kenberg in iur. feud. primis lineis, 1737, 8v, P. II, cap. X, § 260, ſ. 288, Ge. Lud. Boeh- mer in obſ. iur. feud. Goett. 1764, 8v, obſ. 1, ſ. 64, Carl Ferd. Hommels academiſche reden uͤber das Maſeoviſche lehnrecht 1758, 8v, ſ. 283 fg. § 3, cap. VIIII. Die Sachſen taten zu den 30 jaren noch das ſchrei-jar (§ 79, und § 977), welches das zuruͤckfoderungs- (revocations- oder vindications-) jar, da man naͤmlich wegen der verjaͤrung ſich melden, und ſeine ſache zuruͤckfo- dern konnte. Das ewige ſchaͤzeten ſie auch wohl nach einem zeitraume von 100 jaren, Haltaus ſp. 980 fg. Allſo berufeten ſich die kurfuͤrſten am Rheine unter den zeiten des kaiſers Alberts I, auf die lange zeit, binnen welcher ſie die Rhein- zoͤlle erhoben haͤtten, beſage der Colmariſchen chronicke th. II, ſ. 61. So wird auch die lan- ge zeit in dem Reichsabſchide 1548, § 56 und § 59 auf menſchen gedenken geſezet. § 2873 Q q q 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 985. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1009>, abgerufen am 28.04.2024.