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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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vom kaufe und verkaufe.
namen des geschäftes irren, hat der richter nicht
auf den namen, vilmehr auf den im verborgenen
ligenden handel zu sehen; gestalt das wesen des
darlehnes erheischet: daß dises in eben der gattung
(genere) wider abgetragen werde. Derowegen
stecket allhir ein kauf darhinter; folglich sollen die
1200 thlr. das kaufgelt für die 1100 thlr. holzes
seyn. Disem nach muß der Cajus dem Titius
entweder das holz lifern, oder das interesse dafür
leisten; mithin hat der käufer wider den verkäufer
die actionem emti directam, oder wider den unter-
händeler die utilem. Unterdessen, im falle, da der
verkäufer das verkausete noch nicht gelifert hat, mag
auf die rückgabe vom käufer nicht geklaget werden.
Und ob zwar sonst, wenn keine verkürzung vor-
handen wäre, das holz schlechterdinges hätte geli-
fert werden sollen; nichts destoweniger wird jewei-
len das interesse geleistet, und bis hirher hat der
käufer auf das äußerliche, nicht aber das innerli-
che interesse zu sehen, Boehmer T. I P. II cons. 33
n. 16 s. 150; weshalber der künftige, auch unge-
wisse gewinn dahir wegfället, Ge. Engelbrecht
de interesse damni emerg. et lucri cess § 7 s. 11 fg.
daher nicht der erfolg, vilmehr nur der wahre wehrt
zum augenmerke zu nemen; folglich fil der gewinst
weg; gleichwohl kömmt es darauf an, da inzwi-
schen der verkäufer in concurs verfallen, ob der
curator litis die angebliche verlezung über die hälf-
te darzutun vermag, daß nämlich die klafter holzes
mehr, dann noch sovil damals gegolten habe? und
wenn diles befolget ist, wird der handel aufgeho-
ben, auch dem käufer sein kaufgelt zugestellet. Jn-
deß bleibet die frage wegen des interesse, und des
schadens übrig; angesehen auf den fall, da der
verkäufer das verkaufete nicht lifern kan, mag der
käufer dasselbe fodern; jedoch, daß der richter sol-

ches
III Teil. L l l l

vom kaufe und verkaufe.
namen des geſchaͤftes irren, hat der richter nicht
auf den namen, vilmehr auf den im verborgenen
ligenden handel zu ſehen; geſtalt das weſen des
darlehnes erheiſchet: daß diſes in eben der gattung
(genere) wider abgetragen werde. Derowegen
ſtecket allhir ein kauf darhinter; folglich ſollen die
1200 thlr. das kaufgelt fuͤr die 1100 thlr. holzes
ſeyn. Diſem nach muß der Cajus dem Titius
entweder das holz lifern, oder das intereſſe dafuͤr
leiſten; mithin hat der kaͤufer wider den verkaͤufer
die actionem emti directam, oder wider den unter-
haͤndeler die utilem. Unterdeſſen, im falle, da der
verkaͤufer das verkauſete noch nicht gelifert hat, mag
auf die ruͤckgabe vom kaͤufer nicht geklaget werden.
Und ob zwar ſonſt, wenn keine verkuͤrzung vor-
handen waͤre, das holz ſchlechterdinges haͤtte geli-
fert werden ſollen; nichts deſtoweniger wird jewei-
len das intereſſe geleiſtet, und bis hirher hat der
kaͤufer auf das aͤußerliche, nicht aber das innerli-
che intereſſe zu ſehen, Boehmer T. I P. II conſ. 33
n. 16 ſ. 150; weshalber der kuͤnftige, auch unge-
wiſſe gewinn dahir wegfaͤllet, Ge. Engelbrecht
de intereſſe damni emerg. et lucri ceſſ § 7 ſ. 11 fg.
daher nicht der erfolg, vilmehr nur der wahre wehrt
zum augenmerke zu nemen; folglich fil der gewinſt
weg; gleichwohl koͤmmt es darauf an, da inzwi-
ſchen der verkaͤufer in concurs verfallen, ob der
curator litis die angebliche verlezung uͤber die haͤlf-
te darzutun vermag, daß naͤmlich die klafter holzes
mehr, dann noch ſovil damals gegolten habe? und
wenn diles befolget iſt, wird der handel aufgeho-
ben, auch dem kaͤufer ſein kaufgelt zugeſtellet. Jn-
deß bleibet die frage wegen des intereſſe, und des
ſchadens uͤbrig; angeſehen auf den fall, da der
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III Teil. L l l l
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[1265/1289] vom kaufe und verkaufe. namen des geſchaͤftes irren, hat der richter nicht auf den namen, vilmehr auf den im verborgenen ligenden handel zu ſehen; geſtalt das weſen des darlehnes erheiſchet: daß diſes in eben der gattung (genere) wider abgetragen werde. Derowegen ſtecket allhir ein kauf darhinter; folglich ſollen die 1200 thlr. das kaufgelt fuͤr die 1100 thlr. holzes ſeyn. Diſem nach muß der Cajus dem Titius entweder das holz lifern, oder das intereſſe dafuͤr leiſten; mithin hat der kaͤufer wider den verkaͤufer die actionem emti directam, oder wider den unter- haͤndeler die utilem. Unterdeſſen, im falle, da der verkaͤufer das verkauſete noch nicht gelifert hat, mag auf die ruͤckgabe vom kaͤufer nicht geklaget werden. Und ob zwar ſonſt, wenn keine verkuͤrzung vor- handen waͤre, das holz ſchlechterdinges haͤtte geli- fert werden ſollen; nichts deſtoweniger wird jewei- len das intereſſe geleiſtet, und bis hirher hat der kaͤufer auf das aͤußerliche, nicht aber das innerli- che intereſſe zu ſehen, Boehmer T. I P. II conſ. 33 n. 16 ſ. 150; weshalber der kuͤnftige, auch unge- wiſſe gewinn dahir wegfaͤllet, Ge. Engelbrecht de intereſſe damni emerg. et lucri ceſſ § 7 ſ. 11 fg. daher nicht der erfolg, vilmehr nur der wahre wehrt zum augenmerke zu nemen; folglich fil der gewinſt weg; gleichwohl koͤmmt es darauf an, da inzwi- ſchen der verkaͤufer in concurs verfallen, ob der curator litis die angebliche verlezung uͤber die haͤlf- te darzutun vermag, daß naͤmlich die klafter holzes mehr, dann noch ſovil damals gegolten habe? und wenn diles befolget iſt, wird der handel aufgeho- ben, auch dem kaͤufer ſein kaufgelt zugeſtellet. Jn- deß bleibet die frage wegen des intereſſe, und des ſchadens uͤbrig; angeſehen auf den fall, da der verkaͤufer das verkaufete nicht lifern kan, mag der kaͤufer daſſelbe fodern; jedoch, daß der richter ſol- ches III Teil. L l l l

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1289>, abgerufen am 29.04.2024.