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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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übergeben, u. anschl. der grundst.
von gerichtswegen bestätiget worden ist, und sich
in des nunmehrigen herrn Professor Reinh. Abr.
Moellers,
zu Rinteln, probeschrift: de adsigna-
tione bonorum parentali etc,
Marb. 1764, cap.
III, s. 16, s. 17 befindet; tue hinzu: den § 25,
s. 19 eb. sihe auch den folgenden § 759. Wenn
allso die aeltern die herrschaft, so lange es inen ge-
fällig ist, behalten; so ist in disem falle der an-
schlag des gutes weiter nichts, als eine überwei-
sung des gutes an das kind, und dises erhält erst
auf ableiben der aeltern den besiz desselben, samt
dem eigentume. Jnzwischen haben die aeltern
für alle bäuerliche lasten, dinste, abgaben zu ste-
hen. Dahingegen, wo der auszug so fort ange-
nommen, auch angetreten wird, erhält dasjenige
kind, welches denselben leistet, nach der regel, das
gut unwiderruflich; mithin fällt die testamentma-
cherei der aeltern hirbei weg; sie werden auch als
auszüger nun nicht mehr als beschwerete mitgli-
der bei der gemeinde angesehen; bezalen jedoch kein
beisaß-gelt; gehören nicht mehr zum ausschusse,
wie das wort: auszihen solches mit sich bringet,
vermöge dessen man von der verbindlichkeit sich ent-
lediget, Haltaus unter dem worte: auszihen sp.
89; sondern ihr kind muß für alles haften. We-
gen des auszuges hat man mancherlei meinungen,
daß es 1) eine gattung des usus sei, oder der ha-
bitation; 2) ein kauf wäre, oder 3) eine väterliche
teilung, Moeller § XI fgg., s. 8 fgg.; allein es
schläget keines von den dreien dahir an; sondern
es ist der anschlag der güter ein teutsches geschäft,
da abgelebete aeltern gegen einen gewissen anschlag,
und vorbehalt der wonung, auch järlicher gefälle,
und leistungen, das irige einem kinde überlassen.
Er kömmt dem contractui vitalitio am nächsten;
jedoch ist er davon unterschiden. Er hat man-

cherlei
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uͤbergeben, u. anſchl. der grundſt.
von gerichtswegen beſtaͤtiget worden iſt, und ſich
in des nunmehrigen herrn Profeſſor Reinh. Abr.
Moellers,
zu Rinteln, probeſchrift: de adſigna-
tione bonorum parentali etc,
Marb. 1764, cap.
III, ſ. 16, ſ. 17 befindet; tue hinzu: den § 25,
ſ. 19 eb. ſihe auch den folgenden § 759. Wenn
allſo die aeltern die herrſchaft, ſo lange es inen ge-
faͤllig iſt, behalten; ſo iſt in diſem falle der an-
ſchlag des gutes weiter nichts, als eine uͤberwei-
ſung des gutes an das kind, und diſes erhaͤlt erſt
auf ableiben der aeltern den beſiz deſſelben, ſamt
dem eigentume. Jnzwiſchen haben die aeltern
fuͤr alle baͤuerliche laſten, dinſte, abgaben zu ſte-
hen. Dahingegen, wo der auszug ſo fort ange-
nommen, auch angetreten wird, erhaͤlt dasjenige
kind, welches denſelben leiſtet, nach der regel, das
gut unwiderruflich; mithin faͤllt die teſtamentma-
cherei der aeltern hirbei weg; ſie werden auch als
auszuͤger nun nicht mehr als beſchwerete mitgli-
der bei der gemeinde angeſehen; bezalen jedoch kein
beiſaß-gelt; gehoͤren nicht mehr zum ausſchuſſe,
wie das wort: auszihen ſolches mit ſich bringet,
vermoͤge deſſen man von der verbindlichkeit ſich ent-
lediget, Haltaus unter dem worte: auszihen ſp.
89; ſondern ihr kind muß fuͤr alles haften. We-
gen des auszuges hat man mancherlei meinungen,
daß es 1) eine gattung des uſus ſei, oder der ha-
bitation; 2) ein kauf waͤre, oder 3) eine vaͤterliche
teilung, Moeller § XI fgg., ſ. 8 fgg.; allein es
ſchlaͤget keines von den dreien dahir an; ſondern
es iſt der anſchlag der guͤter ein teutſches geſchaͤft,
da abgelebete aeltern gegen einen gewiſſen anſchlag,
und vorbehalt der wonung, auch jaͤrlicher gefaͤlle,
und leiſtungen, das irige einem kinde uͤberlaſſen.
Er koͤmmt dem contractui vitalitio am naͤchſten;
jedoch iſt er davon unterſchiden. Er hat man-

cherlei
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[451/0475] uͤbergeben, u. anſchl. der grundſt. von gerichtswegen beſtaͤtiget worden iſt, und ſich in des nunmehrigen herrn Profeſſor Reinh. Abr. Moellers, zu Rinteln, probeſchrift: de adſigna- tione bonorum parentali etc, Marb. 1764, cap. III, ſ. 16, ſ. 17 befindet; tue hinzu: den § 25, ſ. 19 eb. ſihe auch den folgenden § 759. Wenn allſo die aeltern die herrſchaft, ſo lange es inen ge- faͤllig iſt, behalten; ſo iſt in diſem falle der an- ſchlag des gutes weiter nichts, als eine uͤberwei- ſung des gutes an das kind, und diſes erhaͤlt erſt auf ableiben der aeltern den beſiz deſſelben, ſamt dem eigentume. Jnzwiſchen haben die aeltern fuͤr alle baͤuerliche laſten, dinſte, abgaben zu ſte- hen. Dahingegen, wo der auszug ſo fort ange- nommen, auch angetreten wird, erhaͤlt dasjenige kind, welches denſelben leiſtet, nach der regel, das gut unwiderruflich; mithin faͤllt die teſtamentma- cherei der aeltern hirbei weg; ſie werden auch als auszuͤger nun nicht mehr als beſchwerete mitgli- der bei der gemeinde angeſehen; bezalen jedoch kein beiſaß-gelt; gehoͤren nicht mehr zum ausſchuſſe, wie das wort: auszihen ſolches mit ſich bringet, vermoͤge deſſen man von der verbindlichkeit ſich ent- lediget, Haltaus unter dem worte: auszihen ſp. 89; ſondern ihr kind muß fuͤr alles haften. We- gen des auszuges hat man mancherlei meinungen, daß es 1) eine gattung des uſus ſei, oder der ha- bitation; 2) ein kauf waͤre, oder 3) eine vaͤterliche teilung, Moeller § XI fgg., ſ. 8 fgg.; allein es ſchlaͤget keines von den dreien dahir an; ſondern es iſt der anſchlag der guͤter ein teutſches geſchaͤft, da abgelebete aeltern gegen einen gewiſſen anſchlag, und vorbehalt der wonung, auch jaͤrlicher gefaͤlle, und leiſtungen, das irige einem kinde uͤberlaſſen. Er koͤmmt dem contractui vitalitio am naͤchſten; jedoch iſt er davon unterſchiden. Er hat man- cherlei F f 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/475>, abgerufen am 28.04.2024.