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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, LXII haubtstück,
wenn der vogelfang auf verschidene weise geschehen
konnte; und daher fingen sie die vögel durch stri-
cke, neze, käuze, krähen, geier, weiher, stoßvögel, rei-
her, und anizt durch falken, welche aus Jütland
(Jßland) gebracht werden. Die falken waren
sonst nicht bekannt. Wo ich die jagt habe, darf
ich auch lerchen fangen; in betracht, nach der regel,
der vogelfang eine zubehörung der jagt ist. Von
disem jagt- vogel- und fischwesen können nachgese-
hen werden: der von Goechhausen notabilia artis
venator.,
und der kurze begriff der ädelen jägerei,
Nordhausen 1733, 8v, des Geörge Christian
Kreyssigs
bibliotheca scriptorum venat. Altenb.
1750, 8v. Die hohe jagt wird deshalber allso
genennet: weil sie über hohes wildpret sich erstre-
cket, welches bald rotes, bald schwarzes ist. Wenn
einer mit der jagt, oder den jagten belehnet ist; so
wird nur die nidere jagt verlihen zu seyn vermutet.
Denn die hohe jagt ist etwas ausserordentliches;
mithin ist es nicht zu vermuten; sondern stehet zu
erweisen. Denn die teutsche könige hatten ursprüng-
lich die hohe jagten, von inen bekamen sie die
Reichsstände, und dijenige, welchen selbige ver-
stattet, und vergönnet wurde. Daher muß ein
adelicher, welcher jagen will, erweisen: daß er sol-
che rechtmässiger weise hergebracht habe; sonst darf
er sie nicht ausüben. Der vasall kan allso jagt,
mitjagt, oder gar keine haben; dafern die landes-
gewonheit ein anderes nicht besaget. Wer aber
hirzu die erlaubniß nicht hatte, und dennoch das
wild fing, beging ein verbrechen, und wurde für
einen wilddib gehalten. Und ob er schon am leben
langsam, oder gar nicht bestrafet wurde; gleichwie
auch die holzdibe nicht; so wurde er doch mit einer
andern strafe beleget. Difemnach darf nur der-
jenige jagen, welcher damit begnadiget ist, oder sol-

ches

II buch, LXII haubtſtuͤck,
wenn der vogelfang auf verſchidene weiſe geſchehen
konnte; und daher fingen ſie die voͤgel durch ſtri-
cke, neze, kaͤuze, kraͤhen, geier, weiher, ſtoßvoͤgel, rei-
her, und anizt durch falken, welche aus Juͤtland
(Jßland) gebracht werden. Die falken waren
ſonſt nicht bekannt. Wo ich die jagt habe, darf
ich auch lerchen fangen; in betracht, nach der regel,
der vogelfang eine zubehoͤrung der jagt iſt. Von
diſem jagt- vogel- und fiſchweſen koͤnnen nachgeſe-
hen werden: der von Goechhauſen notabilia artis
venator.,
und der kurze begriff der aͤdelen jaͤgerei,
Nordhauſen 1733, 8v, des Geoͤrge Chriſtian
Kreyſſigs
bibliotheca ſcriptorum venat. Altenb.
1750, 8v. Die hohe jagt wird deshalber allſo
genennet: weil ſie uͤber hohes wildpret ſich erſtre-
cket, welches bald rotes, bald ſchwarzes iſt. Wenn
einer mit der jagt, oder den jagten belehnet iſt; ſo
wird nur die nidere jagt verlihen zu ſeyn vermutet.
Denn die hohe jagt iſt etwas auſſerordentliches;
mithin iſt es nicht zu vermuten; ſondern ſtehet zu
erweiſen. Denn die teutſche koͤnige hatten urſpruͤng-
lich die hohe jagten, von inen bekamen ſie die
Reichsſtaͤnde, und dijenige, welchen ſelbige ver-
ſtattet, und vergoͤnnet wurde. Daher muß ein
adelicher, welcher jagen will, erweiſen: daß er ſol-
che rechtmaͤſſiger weiſe hergebracht habe; ſonſt darf
er ſie nicht ausuͤben. Der vaſall kan allſo jagt,
mitjagt, oder gar keine haben; dafern die landes-
gewonheit ein anderes nicht beſaget. Wer aber
hirzu die erlaubniß nicht hatte, und dennoch das
wild fing, beging ein verbrechen, und wurde fuͤr
einen wilddib gehalten. Und ob er ſchon am leben
langſam, oder gar nicht beſtrafet wurde; gleichwie
auch die holzdibe nicht; ſo wurde er doch mit einer
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jenige jagen, welcher damit begnadiget iſt, oder ſol-

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[950/0974] II buch, LXII haubtſtuͤck, wenn der vogelfang auf verſchidene weiſe geſchehen konnte; und daher fingen ſie die voͤgel durch ſtri- cke, neze, kaͤuze, kraͤhen, geier, weiher, ſtoßvoͤgel, rei- her, und anizt durch falken, welche aus Juͤtland (Jßland) gebracht werden. Die falken waren ſonſt nicht bekannt. Wo ich die jagt habe, darf ich auch lerchen fangen; in betracht, nach der regel, der vogelfang eine zubehoͤrung der jagt iſt. Von diſem jagt- vogel- und fiſchweſen koͤnnen nachgeſe- hen werden: der von Goechhauſen notabilia artis venator., und der kurze begriff der aͤdelen jaͤgerei, Nordhauſen 1733, 8v, des Geoͤrge Chriſtian Kreyſſigs bibliotheca ſcriptorum venat. Altenb. 1750, 8v. Die hohe jagt wird deshalber allſo genennet: weil ſie uͤber hohes wildpret ſich erſtre- cket, welches bald rotes, bald ſchwarzes iſt. Wenn einer mit der jagt, oder den jagten belehnet iſt; ſo wird nur die nidere jagt verlihen zu ſeyn vermutet. Denn die hohe jagt iſt etwas auſſerordentliches; mithin iſt es nicht zu vermuten; ſondern ſtehet zu erweiſen. Denn die teutſche koͤnige hatten urſpruͤng- lich die hohe jagten, von inen bekamen ſie die Reichsſtaͤnde, und dijenige, welchen ſelbige ver- ſtattet, und vergoͤnnet wurde. Daher muß ein adelicher, welcher jagen will, erweiſen: daß er ſol- che rechtmaͤſſiger weiſe hergebracht habe; ſonſt darf er ſie nicht ausuͤben. Der vaſall kan allſo jagt, mitjagt, oder gar keine haben; dafern die landes- gewonheit ein anderes nicht beſaget. Wer aber hirzu die erlaubniß nicht hatte, und dennoch das wild fing, beging ein verbrechen, und wurde fuͤr einen wilddib gehalten. Und ob er ſchon am leben langſam, oder gar nicht beſtrafet wurde; gleichwie auch die holzdibe nicht; ſo wurde er doch mit einer andern ſtrafe beleget. Difemnach darf nur der- jenige jagen, welcher damit begnadiget iſt, oder ſol- ches

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/974>, abgerufen am 29.04.2024.