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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und derselben erfindung.
Wann sich die leute über die syllogismos mo-
quiren; Denn es ist eben als wenn sich ie-
mand über einem vernünfftigen schluß mo-
quirete:
Jndem ich einen Syllogismum aller-
dings einen vernünfftigen schluß nennen muß.
Oder: Ein Philosophe muß den affecten
nicht ergeben seyn: Denn er heist ein liebha-
ber der weißheit,
wie reimt sich aber dieses mit
einen liebhaber der affecten.

§. 32. Endlich sind einige dinge zu berühren,
welche gleich denen vorhergehenden schein-
gründen, in denen ebenfalls berührten fällen,
gelegenheit zu beweiß-gründen an die hand bie-
ten, oder doch bey denen rhetoribus nicht recht
ausgemacht sind und mit denen rechten Logi-
calischen theils vermischt, theils ihnen unrecht
entgegen gesetzt werden, theils auch zu sehr nach
der scholastischen strohschneiderey schmecken.
Solches sind die argumenta, a materia, a for-
ma[unleserliches Material], a subiecto, ab adiuncto, a partibus, a
circumstantiis, a repugnantibus, oppositis,
disparatis, dissimilibus, insinuatione, medita-
tione, consectariis, loco communi, argutiis,
parallelismo, tempore, &c.
Wann sie aber
etwas gutes an sich haben, so ist solches im vor-
hergehenden schon angeführet, wie fern es zum
beweisen nützlich, oder wird sich bey denen illu-
strantibus und patheticis, die nothwendig
sorgfältig von den probantibus zu unterschei-
den, vollends zeigen. Ubrigens kan man ihrer
sicher entbehren.

§. 33. Uberhaupt muß man sich der Orato-
rischen schmincke mit der grösten klugheit bedie-

nen,
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und derſelben erfindung.
Wann ſich die leute uͤber die ſyllogiſmos mo-
quiren; Denn es iſt eben als wenn ſich ie-
mand uͤber einem vernuͤnfftigen ſchluß mo-
quirete:
Jndem ich einen Syllogiſmum aller-
dings einen vernuͤnfftigen ſchluß nennen muß.
Oder: Ein Philoſophe muß den affecten
nicht ergeben ſeyn: Denn er heiſt ein liebha-
ber der weißheit,
wie reimt ſich aber dieſes mit
einen liebhaber der affecten.

§. 32. Endlich ſind einige dinge zu beruͤhren,
welche gleich denen vorhergehenden ſchein-
gruͤnden, in denen ebenfalls beruͤhrten faͤllen,
gelegenheit zu beweiß-gruͤnden an die hand bie-
ten, oder doch bey denen rhetoribus nicht recht
ausgemacht ſind und mit denen rechten Logi-
caliſchen theils vermiſcht, theils ihnen unrecht
entgegen geſetzt werden, theils auch zu ſehr nach
der ſcholaſtiſchen ſtrohſchneiderey ſchmecken.
Solches ſind die argumenta, a materia, a for-
ma[unleserliches Material], a subiecto, ab adiuncto, a partibus, a
circumſtantiis, a repugnantibus, oppoſitis,
diſparatis, diſſimilibus, inſinuatione, medita-
tione, conſectariis, loco communi, argutiis,
paralleliſmo, tempore, &c.
Wann ſie aber
etwas gutes an ſich haben, ſo iſt ſolches im vor-
hergehenden ſchon angefuͤhret, wie fern es zum
beweiſen nuͤtzlich, oder wird ſich bey denen illu-
ſtrantibus und patheticis, die nothwendig
ſorgfaͤltig von den probantibus zu unterſchei-
den, vollends zeigen. Ubrigens kan man ihrer
ſicher entbehren.

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riſchen ſchmincke mit der groͤſten klugheit bedie-

nen,
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[89/0107] und derſelben erfindung. Wann ſich die leute uͤber die ſyllogiſmos mo- quiren; Denn es iſt eben als wenn ſich ie- mand uͤber einem vernuͤnfftigen ſchluß mo- quirete: Jndem ich einen Syllogiſmum aller- dings einen vernuͤnfftigen ſchluß nennen muß. Oder: Ein Philoſophe muß den affecten nicht ergeben ſeyn: Denn er heiſt ein liebha- ber der weißheit, wie reimt ſich aber dieſes mit einen liebhaber der affecten. §. 32. Endlich ſind einige dinge zu beruͤhren, welche gleich denen vorhergehenden ſchein- gruͤnden, in denen ebenfalls beruͤhrten faͤllen, gelegenheit zu beweiß-gruͤnden an die hand bie- ten, oder doch bey denen rhetoribus nicht recht ausgemacht ſind und mit denen rechten Logi- caliſchen theils vermiſcht, theils ihnen unrecht entgegen geſetzt werden, theils auch zu ſehr nach der ſcholaſtiſchen ſtrohſchneiderey ſchmecken. Solches ſind die argumenta, a materia, a for- ma_ , a subiecto, ab adiuncto, a partibus, a circumſtantiis, a repugnantibus, oppoſitis, diſparatis, diſſimilibus, inſinuatione, medita- tione, conſectariis, loco communi, argutiis, paralleliſmo, tempore, &c. Wann ſie aber etwas gutes an ſich haben, ſo iſt ſolches im vor- hergehenden ſchon angefuͤhret, wie fern es zum beweiſen nuͤtzlich, oder wird ſich bey denen illu- ſtrantibus und patheticis, die nothwendig ſorgfaͤltig von den probantibus zu unterſchei- den, vollends zeigen. Ubrigens kan man ihrer ſicher entbehren. §. 33. Uberhaupt muß man ſich der Orato- riſchen ſchmincke mit der groͤſten klugheit bedie- nen, F 5

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/107>, abgerufen am 02.05.2024.