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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von den erläuterungs-gründen.
den guten geschmack verderbe und den willen
verkehre. Dannenhero einem vernünfti-
gen leser oder zuhörer, die sache allezeit suspect
wird, wo er merckt, daß man es mehr auf illu-
strantia, als gründlichkeit ankommen lasse.
conf. Clerici diss. de argumento ab inuidia ducto
welche in seiner Philosophie, gleich nach der
Logick gesetzt, Hl. Lic. Jänichen hat des Clerici
Philosophie, wie bekannt, mit einer netten
vorrede, von dem leben dieses Philosophen,
herausgegeben, Leipzig, 1710. 8.

§. 21. Die klugheit erfodert hiebey, daß
ich zuförderst sehe, ob die sache auch wolle illu-
striret seyn oder nicht, hernach daß ich mich
nach einem guten vorrath a) von dieser art ar-
gumentis umsehe und aus demselben nach be-
schaffenheit derselben, nach den begriffen und
neigungen meines zuhörers oder lesers illu-
strantia aussuche, und ob sie sich zu meiner dispo-
sition schicken, erwege. Also müssen sie nicht gar
zu unbekannt, weithergeholet, gezwungen,
verhast, obscön, dunckel, zweydeutig, läppisch
gar zu bekannt, und sonst meinen absichten zu-
wieder seyn, nicht ungegründete, ärgerliche,
übele, gedancken zugleich mit rege machen,
nicht zu weitläuftig, in gar zu grosser menge,
und gar zu sehr gekünstelt, oder am unrechten
ort, z. e. prächtige bey schlechten dingen, oder
umgekehrt, angebracht werden,b) hingegen
unter sich selbst, mit der sache, und allen ihren
umständen in guter harmonie stehen, welches
alles denn, wegen vieler dabey fürfallenden
umstände, nicht eigentlich kan determiniret

wer-
von den erlaͤuterungs-gruͤnden.
den guten geſchmack verderbe und den willen
verkehre. Dannenhero einem vernuͤnfti-
gen leſer oder zuhoͤrer, die ſache allezeit ſuſpect
wird, wo er merckt, daß man es mehr auf illu-
ſtrantia, als gruͤndlichkeit ankommen laſſe.
conf. Clerici diſſ. de argumento ab inuidia ducto
welche in ſeiner Philoſophie, gleich nach der
Logick geſetzt, Hl. Lic. Jaͤnichen hat des Clerici
Philoſophie, wie bekannt, mit einer netten
vorrede, von dem leben dieſes Philoſophen,
herausgegeben, Leipzig, 1710. 8.

§. 21. Die klugheit erfodert hiebey, daß
ich zufoͤrderſt ſehe, ob die ſache auch wolle illu-
ſtriret ſeyn oder nicht, hernach daß ich mich
nach einem guten vorrath a) von dieſer art ar-
gumentis umſehe und aus demſelben nach be-
ſchaffenheit derſelben, nach den begriffen und
neigungen meines zuhoͤrers oder leſers illu-
ſtꝛantia ausſuche, und ob ſie ſich zu meiner diſpo-
ſition ſchicken, erwege. Alſo muͤſſen ſie nicht gar
zu unbekannt, weithergeholet, gezwungen,
verhaſt, obſcoͤn, dunckel, zweydeutig, laͤppiſch
gar zu bekannt, und ſonſt meinen abſichten zu-
wieder ſeyn, nicht ungegruͤndete, aͤrgerliche,
uͤbele, gedancken zugleich mit rege machen,
nicht zu weitlaͤuftig, in gar zu groſſer menge,
und gar zu ſehr gekuͤnſtelt, oder am unrechten
ort, z. e. praͤchtige bey ſchlechten dingen, oder
umgekehrt, angebracht werden,b) hingegen
unter ſich ſelbſt, mit der ſache, und allen ihren
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alles denn, wegen vieler dabey fuͤrfallenden
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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/136>, abgerufen am 02.05.2024.