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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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b)
von der disposition überhaupt.
von einander geliebet worden.
L. Comm: Die tugend ist allezeit frey und von der
natur allezeit frey erkläret,
Appl. Alle tugend ist eine art der liebe, also ist die
liebe allezeit baronistret.
Conn. Der ietzige standt den sie aus freyheit erwehlet
scheint sie doch um die freyheit zu bringen,
nachdem ieder theil nun verbunden ist, die
pflicht, die treu und beystand lebenslang ein-
ander zu erweisen.
L. C. Die menschliche freyheit ist also niemahls frey.
Resp. Die verbindung aber ist kein zwang, denn
wer willig dient, ist dennoch frey.
Concl Wir wünschen daß ihnen ihre verbin-
dung so angenehm und so geseegnet seyn mö-
ge, daß sie den darunter verborgnen zwang,
wo er anders so zu nennen, bey der süßig-
keit ihrer freyheit nie verspühren mögen.
II. Disposition einer rede darinnen den Prin-
tzen von Pfaltz-Sultzbach im nahmen der
stände seines landes zu der vermäblung mit
der Fürstin von Arenberg gratulirt wird.
Thes. s. argum. Illustrans: Die unbeschreibliche
freude der getreuesten unterthanen über
die vermählung E. Durchl. ist so groß, daß
sie selbe mit eignen worten nicht aus zu drü-
cken wissen, sondern sie als ein befonderes
schicksaal des himmels ansehen, bey wel-
chen Gott alles gethan: Also daß man da-
von recht sagen könne:
Nec sorte nec fato.
Interpretatio historica: Diese überschrift ist gebraucht
worden, als Wilhelm III. Printz von Oranien
ao. 1672. zum stadthalter der vereinigten Nie-
derlande erwehlet wurde.
Interpretat. Philos. Es soll dadurch angezeiget wer-
den, daß bey so hohen verrichtungen hoher
häupter eine besondere göttliche providentz
das
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b)
von der diſpoſition uͤberhaupt.
von einander geliebet worden.
L. Comm: Die tugend iſt allezeit frey und von der
natur allezeit frey erklaͤret,
Appl. Alle tugend iſt eine art der liebe, alſo iſt die
liebe allezeit baroniſtret.
Conn. Der ietzige ſtandt den ſie aus freyheit erwehlet
ſcheint ſie doch um die freyheit zu bringen,
nachdem ieder theil nun verbunden iſt, die
pflicht, die treu und beyſtand lebenslang ein-
ander zu erweiſen.
L. C. Die menſchliche freyheit iſt alſo niemahls frey.
Reſp. Die verbindung aber iſt kein zwang, denn
wer willig dient, iſt dennoch frey.
Concl Wir wuͤnſchen daß ihnen ihre verbin-
dung ſo angenehm und ſo geſeegnet ſeyn moͤ-
ge, daß ſie den darunter verborgnen zwang,
wo er anders ſo zu nennen, bey der ſuͤßig-
keit ihrer freyheit nie verſpuͤhren moͤgen.
II. Diſpoſition einer rede darinnen den Prin-
tzen von Pfaltz-Sultzbach im nahmen der
ſtaͤnde ſeines landes zu der vermaͤblung mit
der Fuͤrſtin von Arenberg gratulirt wird.
Theſ. ſ. argum. Illuſtrans: Die unbeſchreibliche
freude der getreueſten unterthanen uͤber
die vermaͤhlung E. Durchl. iſt ſo groß, daß
ſie ſelbe mit eignen worten nicht aus zu druͤ-
cken wiſſen, ſondern ſie als ein befonderes
ſchickſaal des himmels anſehen, bey wel-
chen Gott alles gethan: Alſo daß man da-
von recht ſagen koͤnne:
Nec ſorte nec fato.
Interpretatio hiſtorica: Dieſe uͤberſchrift iſt gebraucht
worden, als Wilhelm III. Printz von Oranien
ao. 1672. zum ſtadthalter der vereinigten Nie-
derlande erwehlet wurde.
Interpretat. Philoſ. Es ſoll dadurch angezeiget wer-
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[391/0409] von der diſpoſition uͤberhaupt. b⁾ von einander geliebet worden. L. Comm: Die tugend iſt allezeit frey und von der natur allezeit frey erklaͤret, Appl. Alle tugend iſt eine art der liebe, alſo iſt die liebe allezeit baroniſtret. Conn. Der ietzige ſtandt den ſie aus freyheit erwehlet ſcheint ſie doch um die freyheit zu bringen, nachdem ieder theil nun verbunden iſt, die pflicht, die treu und beyſtand lebenslang ein- ander zu erweiſen. L. C. Die menſchliche freyheit iſt alſo niemahls frey. Reſp. Die verbindung aber iſt kein zwang, denn wer willig dient, iſt dennoch frey. Concl Wir wuͤnſchen daß ihnen ihre verbin- dung ſo angenehm und ſo geſeegnet ſeyn moͤ- ge, daß ſie den darunter verborgnen zwang, wo er anders ſo zu nennen, bey der ſuͤßig- keit ihrer freyheit nie verſpuͤhren moͤgen. II. Diſpoſition einer rede darinnen den Prin- tzen von Pfaltz-Sultzbach im nahmen der ſtaͤnde ſeines landes zu der vermaͤblung mit der Fuͤrſtin von Arenberg gratulirt wird. Theſ. ſ. argum. Illuſtrans: Die unbeſchreibliche freude der getreueſten unterthanen uͤber die vermaͤhlung E. Durchl. iſt ſo groß, daß ſie ſelbe mit eignen worten nicht aus zu druͤ- cken wiſſen, ſondern ſie als ein befonderes ſchickſaal des himmels anſehen, bey wel- chen Gott alles gethan: Alſo daß man da- von recht ſagen koͤnne: Nec ſorte nec fato. Interpretatio hiſtorica: Dieſe uͤberſchrift iſt gebraucht worden, als Wilhelm III. Printz von Oranien ao. 1672. zum ſtadthalter der vereinigten Nie- derlande erwehlet wurde. Interpretat. Philoſ. Es ſoll dadurch angezeiget wer- den, daß bey ſo hohen verrichtungen hoher haͤupter eine beſondere goͤttliche providentz das B b 4

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/409>, abgerufen am 14.05.2024.