Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

von allerhand schul-
sten empfindlichkeit, weit heftiger solches ge-
than haben, wenn nicht die getreue vorsorge
Carls v. D. (tit. tot.) den durch doppelten
trauer-fall erschreckten hochseel. in seine auf-
sicht genommen, und biß in das 18. iahr, in
denen anfangs-gründen der vernunft und
schrift, auch anderer hochadel. wissenschaften,
hätte unterrichten lassen. Denn hieselbst fand
er dasienige, was ihm, durch den hintritt seiner
hochseeligen eltern, war entzogen worden. Hier
legte er den grund zu demienigen, welches ei-
nem nicht nur vom geblüte, sondern auch gemü-
the edelgebohrnen zukommt, wozu seine hoch-
adeliche eltern, nur den ersten stein beygetra-
gen hatten, und nachdem der grund wohlgele-
get, konte er sicher darauf zu bauen suchen. Es
ist bekannt, das frembde länder besehen, vieles
zu der vollkommenheit eines cavalliers darreichen
kan, allein nuralsdann wann man in seinem ei-
genen vaterlande wohl und klüglich zu leben
gelernet. Unser hoch-seel. Herr v. D. hatte
die regeln kluger aufführung zu hause wohl
auszuüben gewust, deßwegen wurde auch sein
Herr vormund bewogen, ihn in die entfern-
ten länder zu schicken, um selbige auch an an-
dern örtern zu zeigen und vollkommen zu ma-
chen. Er gieng also in die vereinigte Nieder-
lande, besahe selbige, und setzte sich in Mathe-
matischen wissenschaften feste, damit er von
dar etwas nützliches zurück brächte. Wie er
denn auch darinn nachgehends, noch im alter

seine

von allerhand ſchul-
ſten empfindlichkeit, weit heftiger ſolches ge-
than haben, wenn nicht die getreue vorſorge
Carls v. D. (tit. tot.) den durch doppelten
trauer-fall erſchreckten hochſeel. in ſeine auf-
ſicht genommen, und biß in das 18. iahr, in
denen anfangs-gruͤnden der vernunft und
ſchrift, auch anderer hochadel. wiſſenſchaften,
haͤtte unterrichten laſſen. Denn hieſelbſt fand
er dasienige, was ihm, durch den hintritt ſeiner
hochſeeligen eltern, war entzogen worden. Hier
legte er den grund zu demienigen, welches ei-
nem nicht nur vom gebluͤte, ſondern auch gemuͤ-
the edelgebohrnen zukommt, wozu ſeine hoch-
adeliche eltern, nur den erſten ſtein beygetra-
gen hatten, und nachdem der grund wohlgele-
get, konte er ſicher darauf zu bauen ſuchen. Es
iſt bekannt, das frembde laͤnder beſehen, vieles
zu der vollkom̃enheit eines cavallieꝛs darreichen
kan, allein nuralsdann wann man in ſeinem ei-
genen vaterlande wohl und kluͤglich zu leben
gelernet. Unſer hoch-ſeel. Herr v. D. hatte
die regeln kluger auffuͤhrung zu hauſe wohl
auszuuͤben gewuſt, deßwegen wurde auch ſein
Herr vormund bewogen, ihn in die entfern-
ten laͤnder zu ſchicken, um ſelbige auch an an-
dern oͤrtern zu zeigen und vollkommen zu ma-
chen. Er gieng alſo in die vereinigte Nieder-
lande, beſahe ſelbige, und ſetzte ſich in Mathe-
matiſchen wiſſenſchaften feſte, damit er von
dar etwas nuͤtzliches zuruͤck braͤchte. Wie er
denn auch darinn nachgehends, noch im alter

ſeine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0470" n="452"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von allerhand                                 &#x017F;chul-</hi></fw><lb/>
&#x017F;ten empfindlichkeit, weit                         heftiger &#x017F;olches ge-<lb/>
than haben, wenn nicht die getreue                         vor&#x017F;orge<lb/>
Carls v. D. (<hi rendition="#aq">tit. tot.</hi>) den                         durch doppelten<lb/>
trauer-fall er&#x017F;chreckten hoch&#x017F;eel. in                         &#x017F;eine auf-<lb/>
&#x017F;icht genommen, und biß in das 18. iahr,                         in<lb/>
denen anfangs-gru&#x0364;nden der vernunft und<lb/>
&#x017F;chrift,                         auch anderer hochadel. wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften,<lb/>
ha&#x0364;tte unterrichten la&#x017F;&#x017F;en. Denn                         hie&#x017F;elb&#x017F;t fand<lb/>
er dasienige, was ihm, durch den hintritt                         &#x017F;einer<lb/>
hoch&#x017F;eeligen eltern, war entzogen worden.                         Hier<lb/>
legte er den grund zu demienigen, welches ei-<lb/>
nem nicht nur                         vom geblu&#x0364;te, &#x017F;ondern auch gemu&#x0364;-<lb/>
the                         edelgebohrnen zukommt, wozu &#x017F;eine hoch-<lb/>
adeliche eltern, nur den                         er&#x017F;ten &#x017F;tein beygetra-<lb/>
gen hatten, und nachdem der grund                         wohlgele-<lb/>
get, konte er &#x017F;icher darauf zu bauen &#x017F;uchen.                         Es<lb/>
i&#x017F;t bekannt, das frembde la&#x0364;nder be&#x017F;ehen,                         vieles<lb/>
zu der vollkom&#x0303;enheit eines cavallie&#xA75B;s                         darreichen<lb/>
kan, allein nuralsdann wann man in &#x017F;einem ei-<lb/>
genen vaterlande wohl und klu&#x0364;glich zu leben<lb/>
gelernet.                         Un&#x017F;er hoch-&#x017F;eel. Herr v. D. hatte<lb/>
die regeln kluger                         auffu&#x0364;hrung zu hau&#x017F;e wohl<lb/>
auszuu&#x0364;ben                         gewu&#x017F;t, deßwegen wurde auch &#x017F;ein<lb/>
Herr vormund bewogen,                         ihn in die entfern-<lb/>
ten la&#x0364;nder zu &#x017F;chicken, um                         &#x017F;elbige auch an an-<lb/>
dern o&#x0364;rtern zu zeigen und vollkommen                         zu ma-<lb/>
chen. Er gieng al&#x017F;o in die vereinigte Nieder-<lb/>
lande,                         be&#x017F;ahe &#x017F;elbige, und &#x017F;etzte &#x017F;ich in Mathe-<lb/>
mati&#x017F;chen wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften fe&#x017F;te, damit er                         von<lb/>
dar etwas nu&#x0364;tzliches zuru&#x0364;ck bra&#x0364;chte. Wie                         er<lb/>
denn auch darinn nachgehends, noch im alter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0470] von allerhand ſchul- ſten empfindlichkeit, weit heftiger ſolches ge- than haben, wenn nicht die getreue vorſorge Carls v. D. (tit. tot.) den durch doppelten trauer-fall erſchreckten hochſeel. in ſeine auf- ſicht genommen, und biß in das 18. iahr, in denen anfangs-gruͤnden der vernunft und ſchrift, auch anderer hochadel. wiſſenſchaften, haͤtte unterrichten laſſen. Denn hieſelbſt fand er dasienige, was ihm, durch den hintritt ſeiner hochſeeligen eltern, war entzogen worden. Hier legte er den grund zu demienigen, welches ei- nem nicht nur vom gebluͤte, ſondern auch gemuͤ- the edelgebohrnen zukommt, wozu ſeine hoch- adeliche eltern, nur den erſten ſtein beygetra- gen hatten, und nachdem der grund wohlgele- get, konte er ſicher darauf zu bauen ſuchen. Es iſt bekannt, das frembde laͤnder beſehen, vieles zu der vollkom̃enheit eines cavallieꝛs darreichen kan, allein nuralsdann wann man in ſeinem ei- genen vaterlande wohl und kluͤglich zu leben gelernet. Unſer hoch-ſeel. Herr v. D. hatte die regeln kluger auffuͤhrung zu hauſe wohl auszuuͤben gewuſt, deßwegen wurde auch ſein Herr vormund bewogen, ihn in die entfern- ten laͤnder zu ſchicken, um ſelbige auch an an- dern oͤrtern zu zeigen und vollkommen zu ma- chen. Er gieng alſo in die vereinigte Nieder- lande, beſahe ſelbige, und ſetzte ſich in Mathe- matiſchen wiſſenſchaften feſte, damit er von dar etwas nuͤtzliches zuruͤck braͤchte. Wie er denn auch darinn nachgehends, noch im alter ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/470
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/470>, abgerufen am 19.05.2024.