Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.ches Logement vor ihn aufzuthun, und zuzurichten, in welchem dieser vortreff- Ob nun zwar dieses denen sämtlichen Gelehrten in dem Parnasso sehr Spa- Nachdem nun denen Gelehrten die verborgenen Griffe, und Heimlichkei- Denen Gelehrten, derer gantze Wissenschafft in einem eit- len Wort-Gepränge und Geschwätze bestehet, wird die- se Relation aus dem Parnasso bestens recommandiret. EIn Gelehrter Laconier hatte seine Meynung mit allzuvielen Worten vor- zweyen
ches Logement vor ihn aufzuthun, und zuzurichten, in welchem dieſer vortreff- Ob nun zwar dieſes denen ſaͤmtlichen Gelehrten in dem Parnaſſo ſehr Spa- Nachdem nun denen Gelehrten die verborgenen Griffe, und Heimlichkei- Denen Gelehrten, derer gantze Wiſſenſchafft in einem eit- len Wort-Gepraͤnge und Geſchwaͤtze beſtehet, wird die- ſe Relation aus dem Parnaſſo beſtens recommandiret. EIn Gelehrter Laconier hatte ſeine Meynung mit allzuvielen Worten vor- zweyen
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ches Logement vor ihn aufzuthun, und zuzurichten, in welchem dieſer vortreff-
liche Mann, dem gemeinen Nutzen zum Beſten, das herrliche Trumpff-Spiel
oͤffentlich lehren, und jederman darinnen unterweiſen ſolte. Apollo machte ihm
darneben eine herrliche Beſtallung aus, von 500. Ducaten, befahl auch bey ho-
her Straffe denen Platonicis, Peripateticis, und denen ſaͤmtlichen Philoſophis
moralibus, wie auch insgemein allen Gelehrten in dem Parnaſſo, daß ſie dieſe
hoͤchſt-noͤthige Wiſſenſchafft mit Fleiß erlernen ſolten. Und damit ſie dieſes
Spiel nicht ſo leichtlich wieder vergeſſen moͤchten, erlaubte er ihnen, ſich taͤglich
eine Stunde darinnen zu uͤben.
Ob nun zwar dieſes denen ſaͤmtlichen Gelehrten in dem Parnaſſo ſehr Spa-
niſch vorkam, daß aus einem ſolchen, vermeynten, gemeinen Bernhaͤuter-
Spiel, etwas zum menſchlichen Leben nuͤtz- und dienliches ſolte koͤnnen gefaſſet
werden; ſo wuſten ſie dennoch vor gewiß, daß Appollo nicht leichtlich etwas befoͤh-
le, daraus ſeine (Virtuoſi) Tugendhaffte nicht ſonderlichen und groſſen Nutzen zu
erwarten haͤtten. Sie leiſteten demnach Ihrer Parnaſſiſchen Majeſtaͤt unterthaͤ-
nigſten Gehorſam, dergeſtalt, daß gedachte Schule in ein groſſes Aufnehmen
geriethe.
Nachdem nun denen Gelehrten die verborgenen Griffe, und Heimlichkei-
ten, dieſes Spiels begunten offenbar zu werden, erhuben ſie Se. Parnaſſiſche
Majeſtaͤt, Dero trefflichen und hohen Verſtandes wegen, biß in den achten
Himmel hinauf, ruͤhmeten und preiſeten uͤberall, daß weder die Philoſophie,
noch auch die Poëterey, Mathematic, Sternguckerey, oder einige andere Scienttz,
ſondern eintzig und allein dieſes wunterſeltſame Trumpff-Spiel, das hohe Ge-
heimniß, ſonderlich diejenigen, ſo ihr Leben bey Hofe zubringen muͤſſen, lehrte,
daß eine jede ſchlimme, und die Geringſte Trumpff-Karte die aller-
hoͤchſten und beſten Bilder in der Karte, wann ſie nicht Trumpff ſind,
hinweg nimmt und dieſelben ſticht.
Denen Gelehrten, derer gantze Wiſſenſchafft in einem eit-
len Wort-Gepraͤnge und Geſchwaͤtze beſtehet, wird die-
ſe Relation aus dem Parnaſſo beſtens
recommandiret.
EIn Gelehrter Laconier hatte ſeine Meynung mit allzuvielen Worten vor-
gebracht; ward aber von dem Magiſtrat daſelbſt uͤberzeuget, daß er es mit
zweyen
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Zitationshilfe: | Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/142>, abgerufen am 10.12.2023. |