Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

Bild:
<< vorherige Seite

heiligen Tempel der Bruderliebe rühmen hör-
ten. Diese guten Menschen waren so treu-
herzig, daß sie sich sogar nicht einmal durch
das äußerliche, sehr unzweideutig nichtswür-
dige Betragen einer großen Anzahl Eurer
Ordensglieder abhalten ließen, doch immer zu
glauben, daß die Ordensverfassungen dennoch
sehr löblich und vertrefflich seyn könnten, ob
sich die Glieder desselben gleich die Freiheit
erlaubten, nichts weniger, als löblich gegen
einander selbst, im bürgerlichen Leben zu han-
deln. Und so vermehrte sich die Anzahl Eu-
rer Glieder doch immer und demnach auch
wohl Euer innerer Wohlstand -- *). Aber
nun, da ihr selbst gesteht, Ihr könntet
Euch spalten
, so fällt der ganze Nimbus
Eurer Vortrefflichkeit, und der Begriff, den
gute Seelen ehedem noch von der seeligen
Abgeschiedenheit hatten, in welcher Ihr in
Euren Logen lebtet, dahin. Nun wirds bald
die ganze Erde wissen, daß Asträens Zeiten,
wovon Ihr in all Euren Liederchen dudeltet,
eine schöne Schimäre ist, die vielleicht dem
Jahre 2440 aufbehalten ist. Und was sollen
wir nun zu der Parthei unter Euch sagen,
welche verfolgen will? und die seyd Ihr! **)

*) Darinn ist keine Konsequenz.
**) Der Verf. spricht überall nur von der Zinnendor-
fischen Parthei oder den BB. der sogenannten großen
Landes-Loge.
Erstes Bändch. Q

heiligen Tempel der Bruderliebe ruͤhmen hoͤr-
ten. Dieſe guten Menſchen waren ſo treu-
herzig, daß ſie ſich ſogar nicht einmal durch
das aͤußerliche, ſehr unzweideutig nichtswuͤr-
dige Betragen einer großen Anzahl Eurer
Ordensglieder abhalten ließen, doch immer zu
glauben, daß die Ordensverfaſſungen dennoch
ſehr loͤblich und vertrefflich ſeyn koͤnnten, ob
ſich die Glieder deſſelben gleich die Freiheit
erlaubten, nichts weniger, als loͤblich gegen
einander ſelbſt, im buͤrgerlichen Leben zu han-
deln. Und ſo vermehrte ſich die Anzahl Eu-
rer Glieder doch immer und demnach auch
wohl Euer innerer Wohlſtand — *). Aber
nun, da ihr ſelbſt geſteht, Ihr koͤnntet
Euch ſpalten
, ſo faͤllt der ganze Nimbus
Eurer Vortrefflichkeit, und der Begriff, den
gute Seelen ehedem noch von der ſeeligen
Abgeſchiedenheit hatten, in welcher Ihr in
Euren Logen lebtet, dahin. Nun wirds bald
die ganze Erde wiſſen, daß Aſtraͤens Zeiten,
wovon Ihr in all Euren Liederchen dudeltet,
eine ſchoͤne Schimaͤre iſt, die vielleicht dem
Jahre 2440 aufbehalten iſt. Und was ſollen
wir nun zu der Parthei unter Euch ſagen,
welche verfolgen will? und die ſeyd Ihr! **)

*) Darinn iſt keine Konſequenz.
**) Der Verf. ſpricht uͤberall nur von der Zinnendor-
fiſchen Parthei oder den BB. der ſogenannten großen
Landes-Loge.
Erſtes Baͤndch. Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0259" n="241"/> <hi rendition="#et">heiligen Tempel der Bruderliebe ru&#x0364;hmen ho&#x0364;r-<lb/>
ten. Die&#x017F;e guten Men&#x017F;chen waren &#x017F;o treu-<lb/>
herzig, daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;ogar nicht einmal durch<lb/>
das a&#x0364;ußerliche, &#x017F;ehr unzweideutig nichtswu&#x0364;r-<lb/>
dige Betragen einer großen Anzahl Eurer<lb/>
Ordensglieder abhalten ließen, doch immer zu<lb/>
glauben, daß die Ordensverfa&#x017F;&#x017F;ungen dennoch<lb/>
&#x017F;ehr lo&#x0364;blich und vertrefflich &#x017F;eyn ko&#x0364;nnten, ob<lb/>
&#x017F;ich die Glieder de&#x017F;&#x017F;elben gleich die Freiheit<lb/>
erlaubten, nichts weniger, als lo&#x0364;blich gegen<lb/>
einander &#x017F;elb&#x017F;t, im bu&#x0364;rgerlichen Leben zu han-<lb/>
deln. Und &#x017F;o vermehrte &#x017F;ich die Anzahl Eu-<lb/>
rer Glieder doch immer und demnach auch<lb/>
wohl Euer innerer Wohl&#x017F;tand &#x2014; <note place="foot" n="*)">Darinn i&#x017F;t keine Kon&#x017F;equenz.</note>. Aber<lb/>
nun, da ihr &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;teht, <hi rendition="#g">Ihr ko&#x0364;nntet<lb/>
Euch &#x017F;palten</hi>, &#x017F;o fa&#x0364;llt der ganze Nimbus<lb/>
Eurer Vortrefflichkeit, und der Begriff, den<lb/>
gute Seelen ehedem noch von der &#x017F;eeligen<lb/>
Abge&#x017F;chiedenheit hatten, in welcher Ihr in<lb/>
Euren Logen lebtet, dahin. Nun wirds bald<lb/>
die ganze Erde wi&#x017F;&#x017F;en, daß A&#x017F;tra&#x0364;ens Zeiten,<lb/>
wovon Ihr in all Euren Liederchen dudeltet,<lb/>
eine &#x017F;cho&#x0364;ne Schima&#x0364;re i&#x017F;t, die vielleicht dem<lb/>
Jahre 2440 aufbehalten i&#x017F;t. Und was &#x017F;ollen<lb/>
wir nun zu <hi rendition="#g">der</hi> Parthei unter Euch &#x017F;agen,<lb/>
welche <hi rendition="#g">verfolgen</hi> will? und die &#x017F;eyd <hi rendition="#g">Ihr</hi>! <note place="foot" n="**)">Der Verf. &#x017F;pricht u&#x0364;berall nur von der Zinnendor-<lb/>
fi&#x017F;chen Parthei oder den BB. der &#x017F;ogenannten großen<lb/>
Landes-Loge.</note></hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;tes Ba&#x0364;ndch. Q</fw><lb/>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0259] heiligen Tempel der Bruderliebe ruͤhmen hoͤr- ten. Dieſe guten Menſchen waren ſo treu- herzig, daß ſie ſich ſogar nicht einmal durch das aͤußerliche, ſehr unzweideutig nichtswuͤr- dige Betragen einer großen Anzahl Eurer Ordensglieder abhalten ließen, doch immer zu glauben, daß die Ordensverfaſſungen dennoch ſehr loͤblich und vertrefflich ſeyn koͤnnten, ob ſich die Glieder deſſelben gleich die Freiheit erlaubten, nichts weniger, als loͤblich gegen einander ſelbſt, im buͤrgerlichen Leben zu han- deln. Und ſo vermehrte ſich die Anzahl Eu- rer Glieder doch immer und demnach auch wohl Euer innerer Wohlſtand — *). Aber nun, da ihr ſelbſt geſteht, Ihr koͤnntet Euch ſpalten, ſo faͤllt der ganze Nimbus Eurer Vortrefflichkeit, und der Begriff, den gute Seelen ehedem noch von der ſeeligen Abgeſchiedenheit hatten, in welcher Ihr in Euren Logen lebtet, dahin. Nun wirds bald die ganze Erde wiſſen, daß Aſtraͤens Zeiten, wovon Ihr in all Euren Liederchen dudeltet, eine ſchoͤne Schimaͤre iſt, die vielleicht dem Jahre 2440 aufbehalten iſt. Und was ſollen wir nun zu der Parthei unter Euch ſagen, welche verfolgen will? und die ſeyd Ihr! **) *) Darinn iſt keine Konſequenz. **) Der Verf. ſpricht uͤberall nur von der Zinnendor- fiſchen Parthei oder den BB. der ſogenannten großen Landes-Loge. Erſtes Baͤndch. Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/259
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/259>, abgerufen am 04.05.2024.