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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Verg. geg. d Sitten u. Bevölkerungsp. Incest.
begriff die Arten des Incests, welche, nach ih-
rer Vorstellungsart, bey allen Völkern als In-
cest anerkannt waren und dessen Verbot im
römischen Staat durch unabänderliche Sitten
begründet war: dieser gründete sich auf zu-
fällige Einrichtungen und Gesetze des römi-
schen Staats. *) Zum inc. jur. civ. rechnete
man daher blos den Beyschlaf zwischen Perso-
nen, unter denen eine fingirte Verwandschaft
oder Schwägerschaft existirte; **) der inc. jur.
gent.
hatte wirkliche verwandte oder ver-
schwägerte Personen zum Gegenstand und
wurde vornämlich begangen 1) zwischen As-
cendenten und Descendenten ***) 2) zwischen
Blutsverwandten oder Verschwägerten, von
welchen der eine zu dem andern im älterli-

chen
gründliche Theorie von diesem Verbrechen ausge-
gestellt werden kann. -- Der Vf. wird diesen noch
so dunkeln Unterschied in einer besondern Abhand-
lung nach den Gesetzen entwickeln.
*) L. 6. 8. D. de R. N. L. 38. §. 2. D. ad L. Iul.
de adult.
**) Dahin gehören die Fälle: §. 1. 2. I. de nupt.
L. 12. §. 1. 2. L. 14. §. ult. L. 15. D. de R. N.
L. 15. C. de incest. nupt. (L. 2. 4. C. Th. eod).
***) Nach Westenberg ad D. L. XLVIII. tit. 5. §. 22.
und Andern soll aber dieser Fall inc. jur. gent.
seyn.
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Verg. geg. d Sitten u. Bevölkerungsp. Inceſt.
begriff die Arten des Inceſts, welche, nach ih-
rer Vorſtellungsart, bey allen Völkern als In-
ceſt anerkannt waren und deſſen Verbot im
römiſchen Staat durch unabänderliche Sitten
begründet war: dieſer gründete ſich auf zu-
fällige Einrichtungen und Geſetze des römi-
ſchen Staats. *) Zum inc. jur. civ. rechnete
man daher blos den Beyſchlaf zwiſchen Perſo-
nen, unter denen eine fingirte Verwandſchaft
oder Schwägerſchaft exiſtirte; **) der inc. jur.
gent.
hatte wirkliche verwandte oder ver-
ſchwägerte Perſonen zum Gegenſtand und
wurde vornämlich begangen 1) zwiſchen Aſ-
cendenten und Deſcendenten ***) 2) zwiſchen
Blutsverwandten oder Verſchwägerten, von
welchen der eine zu dem andern im älterli-

chen
gründliche Theorie von dieſem Verbrechen ausge-
geſtellt werden kann. — Der Vf. wird dieſen noch
ſo dunkeln Unterſchied in einer beſondern Abhand-
lung nach den Geſetzen entwickeln.
*) L. 6. 8. D. de R. N. L. 38. §. 2. D. ad L. Iul.
de adult.
**) Dahin gehören die Fälle: §. 1. 2. I. de nupt.
L. 12. §. 1. 2. L. 14. §. ult. L. 15. D. de R. N.
L. 15. C. de inceſt. nupt. (L. 2. 4. C. Th. eod).
***) Nach Weſtenberg ad D. L. XLVIII. tit. 5. §. 22.
und Andern ſoll aber dieſer Fall inc. jur. gent.
ſeyn.
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[401/0429] Verg. geg. d Sitten u. Bevölkerungsp. Inceſt. begriff die Arten des Inceſts, welche, nach ih- rer Vorſtellungsart, bey allen Völkern als In- ceſt anerkannt waren und deſſen Verbot im römiſchen Staat durch unabänderliche Sitten begründet war: dieſer gründete ſich auf zu- fällige Einrichtungen und Geſetze des römi- ſchen Staats. *) Zum inc. jur. civ. rechnete man daher blos den Beyſchlaf zwiſchen Perſo- nen, unter denen eine fingirte Verwandſchaft oder Schwägerſchaft exiſtirte; **) der inc. jur. gent. hatte wirkliche verwandte oder ver- ſchwägerte Perſonen zum Gegenſtand und wurde vornämlich begangen 1) zwiſchen Aſ- cendenten und Deſcendenten ***) 2) zwiſchen Blutsverwandten oder Verſchwägerten, von welchen der eine zu dem andern im älterli- chen **) *) L. 6. 8. D. de R. N. L. 38. §. 2. D. ad L. Iul. de adult. **) Dahin gehören die Fälle: §. 1. 2. I. de nupt. L. 12. §. 1. 2. L. 14. §. ult. L. 15. D. de R. N. L. 15. C. de inceſt. nupt. (L. 2. 4. C. Th. eod). ***) Nach Weſtenberg ad D. L. XLVIII. tit. 5. §. 22. und Andern ſoll aber dieſer Fall inc. jur. gent. ſeyn. **) gründliche Theorie von dieſem Verbrechen ausge- geſtellt werden kann. — Der Vf. wird dieſen noch ſo dunkeln Unterſchied in einer beſondern Abhand- lung nach den Geſetzen entwickeln. C c

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/429>, abgerufen am 28.04.2024.