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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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Levabit se: Was wir izt fallen sehen / Wird aufgerichtet stehen.

Sie klagen aber nicht / Hochbetrübteste Leidtragende / daß Sie nun verlassen sind; Nein / diese / so wir hier vor uns im Klag- und Traur-Habit erblicken / heissen Sie ein anders hoffen. Denn nebst dem / daß Sie mit ihrer itzigen Gegenwart den Tod / theils eines auffrichtigen Anverwandten / theils eines wehrt-geschätzten Collegen, theils eines ungefälscheten Freundes / betrauren / wollen Sie zugleich an den Tag legen / daß sie / so viel an ihnen ist / der Hochbetrübten Frau Witwen / denen Vater- und Mutterlosen Weysen Bäume seyn wollen / daran sie sich halten / Bäume / darunter sie Schutz und Schatten finden sollen. Nun hierum wil ich sie / M. H. A. in ihrem Nahmen fleißig ersuchen / und zugleich thun / warum ich ersuchet bin. Ich wil / M. H. A. schuldigen Danck sagen / daß Sie bey diesen so unbeständigen Wetter doch ihre beständige Freundschafft gegen den Sehl. Herrn Cämmerer und der Sehl. Jungfer darthun / und diesen Zweig samt seinen Stamm auf unsern Gottes-Acker wollen einpflantzen sehen. So lange sie noch in der Welt sind / werden sie dieses mit geflissenster Danckbarkeit zu erkennen sich eiffrigst bemühen. Daneben wünschen sie / daß der böse Gärtner der Tod noch lange aus ihrem Garten bleiben / Sie aber als grünende / blühende und fruchtbringende Bäume samt ihren Zweigen / zwar auch einmahl ins Paradieß versetzet / doch wenns ihnen gut und seelig ist / hier noch eine gute Zeit mögen übrig bleiben. Ich aber wil diese Worte noch hinzu setzen:

Prucul esto securis: O Tod / laß diese Bäum mit Aesten und mit Reben Vor deiner Sichel hier noch lange sicher leben!
Levabit se: Was wir izt fallen sehen / Wird aufgerichtet stehen.

Sie klagen aber nicht / Hochbetrübteste Leidtragende / daß Sie nun verlassen sind; Nein / diese / so wir hier vor uns im Klag- und Traur-Habit erblicken / heissen Sie ein anders hoffen. Denn nebst dem / daß Sie mit ihrer itzigen Gegenwart den Tod / theils eines auffrichtigen Anverwandten / theils eines wehrt-geschätzten Collegen, theils eines ungefälscheten Freundes / betrauren / wollen Sie zugleich an den Tag legen / daß sie / so viel an ihnen ist / der Hochbetrübten Frau Witwen / denen Vater- und Mutterlosen Weysen Bäume seyn wollen / daran sie sich halten / Bäume / darunter sie Schutz und Schatten finden sollen. Nun hierum wil ich sie / M. H. A. in ihrem Nahmen fleißig ersuchen / und zugleich thun / warum ich ersuchet bin. Ich wil / M. H. A. schuldigen Danck sagen / daß Sie bey diesen so unbeständigen Wetter doch ihre beständige Freundschafft gegen den Sehl. Herrn Cämmerer und der Sehl. Jungfer darthun / und diesen Zweig samt seinen Stam̃ auf unsern Gottes-Acker wollen einpflantzen sehen. So lange sie noch in der Welt sind / werden sie dieses mit geflissenster Danckbarkeit zu erkennen sich eiffrigst bemühen. Daneben wünschen sie / daß der böse Gärtner der Tod noch lange aus ihrem Garten bleiben / Sie aber als grünende / blühende und fruchtbringende Bäume samt ihren Zweigen / zwar auch einmahl ins Paradieß versetzet / doch weñs ihnen gut und seelig ist / hier noch eine gute Zeit mögen übrig bleiben. Ich aber wil diese Worte noch hinzu setzen:

Prucul esto securis: O Tod / laß diese Bäum mit Aesten und mit Reben Vor deiner Sichel hier noch lange sicher leben!
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                     heissen Sie ein anders hoffen. Denn nebst dem / daß Sie mit ihrer itzigen
                     Gegenwart den Tod / theils eines auffrichtigen Anverwandten / theils eines
                     wehrt-geschätzten Collegen, theils eines ungefälscheten Freundes / betrauren /
                     wollen Sie zugleich an den Tag legen / daß sie / so viel an ihnen ist / der
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                     wollen / daran sie sich halten / Bäume / darunter sie Schutz und Schatten finden
                     sollen. Nun hierum wil ich sie / M. H. A. in ihrem Nahmen fleißig ersuchen / und
                     zugleich thun / warum ich ersuchet bin. Ich wil / M. H. A. schuldigen Danck
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[62/0068] Levabit se: Was wir izt fallen sehen / Wird aufgerichtet stehen. Sie klagen aber nicht / Hochbetrübteste Leidtragende / daß Sie nun verlassen sind; Nein / diese / so wir hier vor uns im Klag- und Traur-Habit erblicken / heissen Sie ein anders hoffen. Denn nebst dem / daß Sie mit ihrer itzigen Gegenwart den Tod / theils eines auffrichtigen Anverwandten / theils eines wehrt-geschätzten Collegen, theils eines ungefälscheten Freundes / betrauren / wollen Sie zugleich an den Tag legen / daß sie / so viel an ihnen ist / der Hochbetrübten Frau Witwen / denen Vater- und Mutterlosen Weysen Bäume seyn wollen / daran sie sich halten / Bäume / darunter sie Schutz und Schatten finden sollen. Nun hierum wil ich sie / M. H. A. in ihrem Nahmen fleißig ersuchen / und zugleich thun / warum ich ersuchet bin. Ich wil / M. H. A. schuldigen Danck sagen / daß Sie bey diesen so unbeständigen Wetter doch ihre beständige Freundschafft gegen den Sehl. Herrn Cämmerer und der Sehl. Jungfer darthun / und diesen Zweig samt seinen Stam̃ auf unsern Gottes-Acker wollen einpflantzen sehen. So lange sie noch in der Welt sind / werden sie dieses mit geflissenster Danckbarkeit zu erkennen sich eiffrigst bemühen. Daneben wünschen sie / daß der böse Gärtner der Tod noch lange aus ihrem Garten bleiben / Sie aber als grünende / blühende und fruchtbringende Bäume samt ihren Zweigen / zwar auch einmahl ins Paradieß versetzet / doch weñs ihnen gut und seelig ist / hier noch eine gute Zeit mögen übrig bleiben. Ich aber wil diese Worte noch hinzu setzen: Prucul esto securis: O Tod / laß diese Bäum mit Aesten und mit Reben Vor deiner Sichel hier noch lange sicher leben!

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/68>, abgerufen am 26.04.2024.