Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

zu gut gewesen / daß man einem gesundem Hertzen in einer krancken Brust hätte können zu Hülffe kommen. Wenn die köstliche Essence in einem zerbrechlichen Gefäß wird auffgehalten / wie leicht ist es geschehen / daß das Gefäß zerbricht / so ist der Safft verschüttet. Man könte wohl über solches schreiben:

Fragile Hospitium: Wie leicht zerbricht diß Hauß / So muß der Wirth herauß.

So gehts auch zu / wenn das beste Hertz in einer bösen Brust seinen Auffenthalt hat / wie leicht kan auff die Krankheit der Tod erfolgen / so muß das Hertze räumen. Ist dieses nicht bey dem Sehl. Herr Weyll eingetroffen? Er hatte ein gutes Hertz / aber eine böse Brust / darüber man wohl diese Worte schreiben mögen:

Corinaegro pectore sanum: Die Brust war böß und kranck / und kunte nicht genesen / Doch ist das Hertz darin gesund und gut gewesen.

Ja / ja / der Sehl. Herr Weyll hat ein gutes / ein gesundes Hertz in einer krancken Brust gehabt. Mein Verstand ist aber itzo nicht dazu aufgeräumet darüber zu pilosophiren / ob das Gemüht oder die Seele ihren Sitz im Hertzen habe? Ich rede aber wie die meisten reden / und wenn ich sage: Herr Weyll hatte ein gutes und gesundes Hertz / so verstehe ich freylich durch das Hertz sein Gemüht und seine theure Seele / von der sage ich: Sie ist gut und gesund gewesen. Zwar von der angeerbten Sünden-Kranckheit kan ich sein Hertz nicht frey sprechen / diese aber wurde bald in dem Gesund-Brunnen der Heil. Tauffe in so weit geheilet / daß sie nicht mehr tödlich war / und wenn ja in seinem Leben ein

zu gut gewesen / daß man einem gesundem Hertzen in einer krancken Brust hätte können zu Hülffe kommen. Wenn die köstliche Essence in einem zerbrechlichen Gefäß wird auffgehalten / wie leicht ist es geschehen / daß das Gefäß zerbricht / so ist der Safft verschüttet. Man könte wohl über solches schreiben:

Fragile Hospitium: Wie leicht zerbricht diß Hauß / So muß der Wirth herauß.

So gehts auch zu / wenn das beste Hertz in einer bösen Brust seinen Auffenthalt hat / wie leicht kan auff die Krankheit der Tod erfolgen / so muß das Hertze räumen. Ist dieses nicht bey dem Sehl. Herr Weyll eingetroffen? Er hatte ein gutes Hertz / aber eine böse Brust / darüber man wohl diese Worte schreiben mögen:

Corinaegro pectore sanum: Die Brust war böß und kranck / und kunte nicht genesen / Doch ist das Hertz darin gesund und gut gewesen.

Ja / ja / der Sehl. Herr Weyll hat ein gutes / ein gesundes Hertz in einer krancken Brust gehabt. Mein Verstand ist aber itzo nicht dazu aufgeräumet darüber zu pilosophiren / ob das Gemüht oder die Seele ihren Sitz im Hertzen habe? Ich rede aber wie die meisten reden / und wenn ich sage: Herr Weyll hatte ein gutes und gesundes Hertz / so verstehe ich freylich durch das Hertz sein Gemüht und seine theure Seele / von der sage ich: Sie ist gut und gesund gewesen. Zwar von der angeerbten Sünden-Kranckheit kan ich sein Hertz nicht frey sprechen / diese aber wurde bald in dem Gesund-Brunnen der Heil. Tauffe in so weit geheilet / daß sie nicht mehr tödlich war / und wenn ja in seinem Leben ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0071" n="65"/>
zu gut gewesen / daß man einem
                     gesundem Hertzen in einer krancken Brust hätte können zu Hülffe kommen. Wenn die
                     köstliche Essence in einem zerbrechlichen Gefäß wird auffgehalten / wie leicht
                     ist es geschehen / daß das Gefäß zerbricht / so ist der Safft verschüttet. Man
                     könte wohl über solches schreiben:</p>
        <l>Fragile Hospitium: Wie leicht zerbricht diß Hauß / So muß der Wirth herauß.</l>
        <p>So gehts auch zu / wenn das beste Hertz in einer bösen Brust seinen Auffenthalt
                     hat / wie leicht kan auff die Krankheit der Tod erfolgen / so muß das Hertze
                     räumen. Ist dieses nicht bey dem Sehl. Herr Weyll eingetroffen? Er hatte ein
                     gutes Hertz / aber eine böse Brust / darüber man wohl diese Worte schreiben
                     mögen:</p>
        <l>Corinaegro pectore sanum: Die Brust war böß und kranck / und kunte nicht genesen
                     / Doch ist das Hertz darin gesund und gut gewesen.</l>
        <p>Ja / ja / der Sehl. Herr Weyll hat ein gutes / ein gesundes Hertz in einer
                     krancken Brust gehabt. Mein Verstand ist aber itzo nicht dazu aufgeräumet
                     darüber zu pilosophiren / ob das Gemüht oder die Seele ihren Sitz im Hertzen
                     habe? Ich rede aber wie die meisten reden / und wenn ich sage: Herr Weyll hatte
                     ein gutes und gesundes Hertz / so verstehe ich freylich durch das Hertz sein
                     Gemüht und seine theure Seele / von der sage ich: Sie ist gut und gesund
                     gewesen. Zwar von der angeerbten Sünden-Kranckheit kan ich sein Hertz nicht frey
                     sprechen / diese aber wurde bald in dem Gesund-Brunnen der Heil. Tauffe in so
                     weit geheilet / daß sie nicht mehr tödlich war / und wenn ja in seinem Leben ein
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0071] zu gut gewesen / daß man einem gesundem Hertzen in einer krancken Brust hätte können zu Hülffe kommen. Wenn die köstliche Essence in einem zerbrechlichen Gefäß wird auffgehalten / wie leicht ist es geschehen / daß das Gefäß zerbricht / so ist der Safft verschüttet. Man könte wohl über solches schreiben: Fragile Hospitium: Wie leicht zerbricht diß Hauß / So muß der Wirth herauß. So gehts auch zu / wenn das beste Hertz in einer bösen Brust seinen Auffenthalt hat / wie leicht kan auff die Krankheit der Tod erfolgen / so muß das Hertze räumen. Ist dieses nicht bey dem Sehl. Herr Weyll eingetroffen? Er hatte ein gutes Hertz / aber eine böse Brust / darüber man wohl diese Worte schreiben mögen: Corinaegro pectore sanum: Die Brust war böß und kranck / und kunte nicht genesen / Doch ist das Hertz darin gesund und gut gewesen. Ja / ja / der Sehl. Herr Weyll hat ein gutes / ein gesundes Hertz in einer krancken Brust gehabt. Mein Verstand ist aber itzo nicht dazu aufgeräumet darüber zu pilosophiren / ob das Gemüht oder die Seele ihren Sitz im Hertzen habe? Ich rede aber wie die meisten reden / und wenn ich sage: Herr Weyll hatte ein gutes und gesundes Hertz / so verstehe ich freylich durch das Hertz sein Gemüht und seine theure Seele / von der sage ich: Sie ist gut und gesund gewesen. Zwar von der angeerbten Sünden-Kranckheit kan ich sein Hertz nicht frey sprechen / diese aber wurde bald in dem Gesund-Brunnen der Heil. Tauffe in so weit geheilet / daß sie nicht mehr tödlich war / und wenn ja in seinem Leben ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/71
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/71>, abgerufen am 01.05.2024.