Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Das Durch den Seeligen Todt Des weyland Edlen, Großachtbahren und Wohlweisen Herrn Ernst Boes, ... Mit Gott glücklich getroffene Liqvidum. Braunschweig, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite

mir die Zusage erhielte. So habe ich denn eine Schuld auf mich geladen / und der traurige Anblick dieser aufgebahrten Leiche fodert itzo von mir die Bezahlung. Ich gestehe aber gar gern / das hertzliche Mitleiden / so ich mit denen habe / sobey diesen Trauer-Fall ihr Leiden schmertzlich empfinden / würde mich zweiffelhafftig machen / was ich reden solte / wenn nicht der nunmehr erblaste Mund mir selber die Rede in den Mund geleget / da Er von mir verlangte öffentlich von ihm zu zeugen / wie Er auch bey seinen grösten Creutz und langwierigen Kranckheit / ja biß in den Todt / mit Abraham / mit Mund und Hertzen sagen wolle: HErr / ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit und Treu / die du an deinen Knecht gethan hast. So stund der Seel. Mann mit seinem GOtt gleichsam immer in Rechnung / sahe aber wohl / daß an seiner Seiten immer mehr im Rest bliebe / als Er bezahlen könte. Mir deucht gäntzlich / Er hat darum so sehr gewündschet / daß doch die Messe möchte erst zu Ende seyn / weil ihm der Sinn zugetragen; In der Zahlwoche würde Er endlich mit seinem GOtt völlig heraus kommen. So ists auch geschehen / und kan ich / wenn M. H. A. nicht verdrießlich fallen solte / noch wenig Worte zu hören / Seinen Todt ihnen wohl beschreiben / als ein mit Gott glücklich getroffenes Liqvidum. Ich stel-

mir die Zusage erhielte. So habe ich denn eine Schuld auf mich geladen / und der traurige Anblick dieser aufgebahrten Leiche fodert itzo von mir die Bezahlung. Ich gestehe aber gar gern / das hertzliche Mitleiden / so ich mit denen habe / sobey diesen Trauer-Fall ihr Leiden schmertzlich empfinden / würde mich zweiffelhafftig machen / was ich reden solte / wenn nicht der nunmehr erblaste Mund mir selber die Rede in den Mund geleget / da Er von mir verlangte öffentlich von ihm zu zeugen / wie Er auch bey seinen grösten Creutz und langwierigen Kranckheit / ja biß in den Todt / mit Abraham / mit Mund und Hertzen sagen wolle: HErr / ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit und Treu / die du an deinen Knecht gethan hast. So stund der Seel. Mann mit seinem GOtt gleichsam immer in Rechnung / sahe aber wohl / daß an seiner Seiten immer mehr im Rest bliebe / als Er bezahlen könte. Mir deucht gäntzlich / Er hat darum so sehr gewündschet / daß doch die Messe möchte erst zu Ende seyn / weil ihm der Sinn zugetragen; In der Zahlwoche würde Er endlich mit seinem GOtt völlig heraus kommen. So ists auch geschehen / und kan ich / wenn M. H. A. nicht verdrießlich fallen solte / noch wenig Worte zu hören / Seinen Todt ihnen wohl beschreiben / als ein mit Gott glücklich getroffenes Liqvidum. Ich stel-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0004"/>
mir die Zusage erhielte. So
                     habe ich denn eine Schuld auf mich geladen / und der traurige Anblick dieser
                     aufgebahrten Leiche fodert itzo von mir die Bezahlung. Ich gestehe aber gar gern
                     / das hertzliche Mitleiden / so ich mit denen habe / sobey diesen Trauer-Fall
                     ihr Leiden schmertzlich empfinden / würde mich zweiffelhafftig machen / was ich
                     reden solte / wenn nicht der nunmehr erblaste Mund mir selber die Rede in den
                     Mund geleget / da Er von mir verlangte öffentlich von ihm zu zeugen / wie Er
                     auch bey seinen grösten Creutz und langwierigen Kranckheit / ja biß in den Todt
                     / mit Abraham / mit Mund und Hertzen sagen wolle: HErr / ich bin zu gering aller
                     Barmhertzigkeit und Treu / die du an deinen Knecht gethan hast. So stund der
                     Seel. Mann mit seinem GOtt gleichsam immer in Rechnung / sahe aber wohl / daß an
                     seiner Seiten immer mehr im Rest bliebe / als Er bezahlen könte. Mir deucht
                     gäntzlich / Er hat darum so sehr gewündschet / daß doch die Messe möchte erst zu
                     Ende seyn / weil ihm der Sinn zugetragen; In der Zahlwoche würde Er endlich mit
                     seinem GOtt völlig heraus kommen. So ists auch geschehen / und kan ich / wenn M.
                     H. A. nicht verdrießlich fallen solte / noch wenig Worte zu hören / Seinen Todt
                     ihnen wohl beschreiben / als ein mit Gott glücklich getroffenes Liqvidum. Ich
                             stel-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0004] mir die Zusage erhielte. So habe ich denn eine Schuld auf mich geladen / und der traurige Anblick dieser aufgebahrten Leiche fodert itzo von mir die Bezahlung. Ich gestehe aber gar gern / das hertzliche Mitleiden / so ich mit denen habe / sobey diesen Trauer-Fall ihr Leiden schmertzlich empfinden / würde mich zweiffelhafftig machen / was ich reden solte / wenn nicht der nunmehr erblaste Mund mir selber die Rede in den Mund geleget / da Er von mir verlangte öffentlich von ihm zu zeugen / wie Er auch bey seinen grösten Creutz und langwierigen Kranckheit / ja biß in den Todt / mit Abraham / mit Mund und Hertzen sagen wolle: HErr / ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit und Treu / die du an deinen Knecht gethan hast. So stund der Seel. Mann mit seinem GOtt gleichsam immer in Rechnung / sahe aber wohl / daß an seiner Seiten immer mehr im Rest bliebe / als Er bezahlen könte. Mir deucht gäntzlich / Er hat darum so sehr gewündschet / daß doch die Messe möchte erst zu Ende seyn / weil ihm der Sinn zugetragen; In der Zahlwoche würde Er endlich mit seinem GOtt völlig heraus kommen. So ists auch geschehen / und kan ich / wenn M. H. A. nicht verdrießlich fallen solte / noch wenig Worte zu hören / Seinen Todt ihnen wohl beschreiben / als ein mit Gott glücklich getroffenes Liqvidum. Ich stel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_liqvidium_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_liqvidium_1706/4
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Das Durch den Seeligen Todt Des weyland Edlen, Großachtbahren und Wohlweisen Herrn Ernst Boes, ... Mit Gott glücklich getroffene Liqvidum. Braunschweig, 1706, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_liqvidium_1706/4>, abgerufen am 28.03.2024.