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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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Sie hatten sich gefunden die beyden lie-
benden Seelen und fühlten! daß es unmög-
lich seyn würde sie jemals wieder zu trennen.

Hoch über den blinkenden Helm hob er
auf beyden Armen das reizende Mädchen,
und schwur: daß er sich diese beste Gabe
des Himmels trotz allen Widersachern er-
halten wolle.

"Aber wie kamst Du hier her? -- Wann
erkanntest Du mich? -- Wo bist Du die
ganze Zeit über gewesen?" -- So durch-
kreuzten sich nun die Fragen, und es wurde
Nacht, ehe sie beantwortet waren.

Diese mußte man in dem Walde zubrin-
gen. Der junge Held sammlete dürres
Laub seiner Einzigen ein Lager zu bereiten,
legte sie dann behutsam darauf nieder, und
entschlummerte nun zu ihren Füßen.

So erblickte sie Soline, die Beschützerin
ihrer Jugend. Seitdem ihr die unglückli-

Sie hatten ſich gefunden die beyden lie-
benden Seelen und fuͤhlten! daß es unmoͤg-
lich ſeyn wuͤrde ſie jemals wieder zu trennen.

Hoch uͤber den blinkenden Helm hob er
auf beyden Armen das reizende Maͤdchen,
und ſchwur: daß er ſich dieſe beſte Gabe
des Himmels trotz allen Widerſachern er-
halten wolle.

»Aber wie kamſt Du hier her? — Wann
erkannteſt Du mich? — Wo biſt Du die
ganze Zeit uͤber geweſen?« — So durch-
kreuzten ſich nun die Fragen, und es wurde
Nacht, ehe ſie beantwortet waren.

Dieſe mußte man in dem Walde zubrin-
gen. Der junge Held ſammlete duͤrres
Laub ſeiner Einzigen ein Lager zu bereiten,
legte ſie dann behutſam darauf nieder, und
entſchlummerte nun zu ihren Fuͤßen.

So erblickte ſie Soline, die Beſchuͤtzerin
ihrer Jugend. Seitdem ihr die ungluͤckli-

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[94/0098] Sie hatten ſich gefunden die beyden lie- benden Seelen und fuͤhlten! daß es unmoͤg- lich ſeyn wuͤrde ſie jemals wieder zu trennen. Hoch uͤber den blinkenden Helm hob er auf beyden Armen das reizende Maͤdchen, und ſchwur: daß er ſich dieſe beſte Gabe des Himmels trotz allen Widerſachern er- halten wolle. »Aber wie kamſt Du hier her? — Wann erkannteſt Du mich? — Wo biſt Du die ganze Zeit uͤber geweſen?« — So durch- kreuzten ſich nun die Fragen, und es wurde Nacht, ehe ſie beantwortet waren. Dieſe mußte man in dem Walde zubrin- gen. Der junge Held ſammlete duͤrres Laub ſeiner Einzigen ein Lager zu bereiten, legte ſie dann behutſam darauf nieder, und entſchlummerte nun zu ihren Fuͤßen. So erblickte ſie Soline, die Beſchuͤtzerin ihrer Jugend. Seitdem ihr die ungluͤckli-

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/98>, abgerufen am 01.05.2024.