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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
und nimmt den letzteren Riegel mit, so dass nunmehr K gedreht werden kann.
Die Keilfläche, welche a niedergezogen hatte, gleitet dann über die betreffende
Nase hinweg, a schnellt wieder empor (Fig. 604), während der demnächst
festzuhaltende Zahn den Riegel b zunächst noch zurückhält. Erst wenn
dieser Zahn nahezu in seine Riegellage gekommen ist, wird auch b durch
seine Feder empor geschoben und vollzieht die Verriegelung.

In der Nähe der Stelle, an welcher der Schnitt aufhören soll, hat der
Arbeiter besondere Vorsicht anzuwenden, um zu verhüten, dass sie über-
schritten wird. Bei Wiederholung derselben Arbeit sucht man diese Auf-

[Abbildung] Fig. 603.
[Abbildung] Fig. 604.
gabe durch eine den Schlitten-
weg begrenzende Marke zu er
leichtern, oder besser durch einen
festen Anschlag, mit dem wohl
eine Vorrichtung verbunden ist,
welche die selbstthätige Zuschie-
bung auslöst, so bald der Schlitten
diesen Anschlag erreicht hat.
Wenn derartige Vorrichtungen
sich schon nützlich erweisen bei
Maschinen, die längere Zeit für
die Arbeit oder von dem Augen-
blick des Angreifens bis zur
Vollendung des Schnittes ge-
brauchen, so ist das noch viel-
mehr der Fall bei denjenigen
Maschinen, für die man einen
raschen Stahlwechsel für zweck-
mässig hält. Es mögen deshalb in dem Folgenden die mir bekannt gewordenen
Anschläge für Drehbänke mit Stahlwechsel, die selbstverständlich auch für
andere Werkzeugmaschinen als Drehbänke zu verwenden sind, wenn bei ihnen
ein ähnlicher Stahlwechsel angeordnet ist, erörtert werden. Man findet zuweilen
für sämmtliche Stichel einer Stahlwechseleinrichtung nur einen gemeinschaft-
lichen Anschlag für die Längsverschiebung und, wenn die Spanabnahme
auch quer gegen die Drehbankaxe stattfindet, einen zweiten gemeinschaft-
lichen Anschlag für die Querverschiebung.1) Daraus ergiebt sich folgendes
Verfahren für das Einspannen der einzelnen Werkzeuge. Man stellt den
Anschlag bei den Versuchsarbeiten für das erste Werkzeug richtig ein und
spannt nun alle übrigen Werkzeuge so ein, dass sie ihre Arbeit gerade in
dem Augenblicke vollendet haben, in dem der Schlitten gegen den für das
erste Werkzeug passend eingestellten Anschlag stösst. Welcher Menge von
Schwierigkeiten begegnet man hierbei! Nicht selten entschliesst man sich,
den Anschlag für ein später zum Angriff kommendes Werkzeug einzustellen,
weil dieses besonders schwer zum bereits festgelegten Anschlage passend
einzuspannen ist. Dann muss das erste Werkzeug wieder umgespannt
werden u. s. w. Ich habe auch gesehen, dass man sich besonderer Pass-
stücke bedient, die zwischen die beiden Anschlagflächen gelegt werden.
Allein das muss auch als Nothbehelf angesehen werden, da die Herrichtung

1) Lorenz, Dingl. polyt. Journ. 1877, Bd. 226, S. 136. Pihet, Public. industrielle
1880, Bd. 26, 8. 385. Brown & Sharpe, ebenda 1884, Bd. 30, S. 11. Hure, ebenda 1887/88,
Bd. 31, S. 359.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
und nimmt den letzteren Riegel mit, so dass nunmehr K gedreht werden kann.
Die Keilfläche, welche a niedergezogen hatte, gleitet dann über die betreffende
Nase hinweg, a schnellt wieder empor (Fig. 604), während der demnächst
festzuhaltende Zahn den Riegel b zunächst noch zurückhält. Erst wenn
dieser Zahn nahezu in seine Riegellage gekommen ist, wird auch b durch
seine Feder empor geschoben und vollzieht die Verriegelung.

In der Nähe der Stelle, an welcher der Schnitt aufhören soll, hat der
Arbeiter besondere Vorsicht anzuwenden, um zu verhüten, dass sie über-
schritten wird. Bei Wiederholung derselben Arbeit sucht man diese Auf-

[Abbildung] Fig. 603.
[Abbildung] Fig. 604.
gabe durch eine den Schlitten-
weg begrenzende Marke zu er
leichtern, oder besser durch einen
festen Anschlag, mit dem wohl
eine Vorrichtung verbunden ist,
welche die selbstthätige Zuschie-
bung auslöst, so bald der Schlitten
diesen Anschlag erreicht hat.
Wenn derartige Vorrichtungen
sich schon nützlich erweisen bei
Maschinen, die längere Zeit für
die Arbeit oder von dem Augen-
blick des Angreifens bis zur
Vollendung des Schnittes ge-
brauchen, so ist das noch viel-
mehr der Fall bei denjenigen
Maschinen, für die man einen
raschen Stahlwechsel für zweck-
mässig hält. Es mögen deshalb in dem Folgenden die mir bekannt gewordenen
Anschläge für Drehbänke mit Stahlwechsel, die selbstverständlich auch für
andere Werkzeugmaschinen als Drehbänke zu verwenden sind, wenn bei ihnen
ein ähnlicher Stahlwechsel angeordnet ist, erörtert werden. Man findet zuweilen
für sämmtliche Stichel einer Stahlwechseleinrichtung nur einen gemeinschaft-
lichen Anschlag für die Längsverschiebung und, wenn die Spanabnahme
auch quer gegen die Drehbankaxe stattfindet, einen zweiten gemeinschaft-
lichen Anschlag für die Querverschiebung.1) Daraus ergiebt sich folgendes
Verfahren für das Einspannen der einzelnen Werkzeuge. Man stellt den
Anschlag bei den Versuchsarbeiten für das erste Werkzeug richtig ein und
spannt nun alle übrigen Werkzeuge so ein, dass sie ihre Arbeit gerade in
dem Augenblicke vollendet haben, in dem der Schlitten gegen den für das
erste Werkzeug passend eingestellten Anschlag stösst. Welcher Menge von
Schwierigkeiten begegnet man hierbei! Nicht selten entschliesst man sich,
den Anschlag für ein später zum Angriff kommendes Werkzeug einzustellen,
weil dieses besonders schwer zum bereits festgelegten Anschlage passend
einzuspannen ist. Dann muss das erste Werkzeug wieder umgespannt
werden u. s. w. Ich habe auch gesehen, dass man sich besonderer Pass-
stücke bedient, die zwischen die beiden Anschlagflächen gelegt werden.
Allein das muss auch als Nothbehelf angesehen werden, da die Herrichtung

1) Lorenz, Dingl. polyt. Journ. 1877, Bd. 226, S. 136. Pihet, Public. industrielle
1880, Bd. 26, 8. 385. Brown & Sharpe, ebenda 1884, Bd. 30, S. 11. Huré, ebenda 1887/88,
Bd. 31, S. 359.
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[314/0328] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. und nimmt den letzteren Riegel mit, so dass nunmehr K gedreht werden kann. Die Keilfläche, welche a niedergezogen hatte, gleitet dann über die betreffende Nase hinweg, a schnellt wieder empor (Fig. 604), während der demnächst festzuhaltende Zahn den Riegel b zunächst noch zurückhält. Erst wenn dieser Zahn nahezu in seine Riegellage gekommen ist, wird auch b durch seine Feder empor geschoben und vollzieht die Verriegelung. In der Nähe der Stelle, an welcher der Schnitt aufhören soll, hat der Arbeiter besondere Vorsicht anzuwenden, um zu verhüten, dass sie über- schritten wird. Bei Wiederholung derselben Arbeit sucht man diese Auf- [Abbildung Fig. 603.] [Abbildung Fig. 604.] gabe durch eine den Schlitten- weg begrenzende Marke zu er leichtern, oder besser durch einen festen Anschlag, mit dem wohl eine Vorrichtung verbunden ist, welche die selbstthätige Zuschie- bung auslöst, so bald der Schlitten diesen Anschlag erreicht hat. Wenn derartige Vorrichtungen sich schon nützlich erweisen bei Maschinen, die längere Zeit für die Arbeit oder von dem Augen- blick des Angreifens bis zur Vollendung des Schnittes ge- brauchen, so ist das noch viel- mehr der Fall bei denjenigen Maschinen, für die man einen raschen Stahlwechsel für zweck- mässig hält. Es mögen deshalb in dem Folgenden die mir bekannt gewordenen Anschläge für Drehbänke mit Stahlwechsel, die selbstverständlich auch für andere Werkzeugmaschinen als Drehbänke zu verwenden sind, wenn bei ihnen ein ähnlicher Stahlwechsel angeordnet ist, erörtert werden. Man findet zuweilen für sämmtliche Stichel einer Stahlwechseleinrichtung nur einen gemeinschaft- lichen Anschlag für die Längsverschiebung und, wenn die Spanabnahme auch quer gegen die Drehbankaxe stattfindet, einen zweiten gemeinschaft- lichen Anschlag für die Querverschiebung. 1) Daraus ergiebt sich folgendes Verfahren für das Einspannen der einzelnen Werkzeuge. Man stellt den Anschlag bei den Versuchsarbeiten für das erste Werkzeug richtig ein und spannt nun alle übrigen Werkzeuge so ein, dass sie ihre Arbeit gerade in dem Augenblicke vollendet haben, in dem der Schlitten gegen den für das erste Werkzeug passend eingestellten Anschlag stösst. Welcher Menge von Schwierigkeiten begegnet man hierbei! Nicht selten entschliesst man sich, den Anschlag für ein später zum Angriff kommendes Werkzeug einzustellen, weil dieses besonders schwer zum bereits festgelegten Anschlage passend einzuspannen ist. Dann muss das erste Werkzeug wieder umgespannt werden u. s. w. Ich habe auch gesehen, dass man sich besonderer Pass- stücke bedient, die zwischen die beiden Anschlagflächen gelegt werden. Allein das muss auch als Nothbehelf angesehen werden, da die Herrichtung 1) Lorenz, Dingl. polyt. Journ. 1877, Bd. 226, S. 136. Pihet, Public. industrielle 1880, Bd. 26, 8. 385. Brown & Sharpe, ebenda 1884, Bd. 30, S. 11. Huré, ebenda 1887/88, Bd. 31, S. 359.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/328>, abgerufen am 19.05.2024.