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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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III. Theil. Schmiedemaschinen.
bei E an den mit dem Schelleisen versehenen Bolzen oder Schlitten greift.
Befindet sich E in höchster Lage, so ist der auf E in seiner Verschiebungs-
richtung fallende Druck kleiner als der auf den Kolben wirkende Luft-
druck, dagegen ist der Weg, den E bei beginnender Kolbenbewegung zu-
rücklegt, grösser als der Kolbenweg. Das ändert sich von der Lage 2 des
Knotenpunktes ab. Es werden die auf E entfallenden Drücke grösser, die
zugehörigen Wege kleiner. In der Lage 6 des Knotenpunktes ist die Ver-
vielfältigung des Kolbendruckes eine sehr grosse. Weiter wie bis etwa
in die Lage 6 darf man den Knotenpunkt nicht bewegen lassen, weil die
Widerstandsfähigkeit der Maschine in Frage gestellt werden, übrigens auch
der Knotenpunkt über den Todtpunkt hinwegschlüpfen könnte.

Die vorliegende Uebersetzung des Kolbendrucks auf das Schelleisen
entspricht den Anforderungen. Zunächst ist das Schelleisen dem Niet zu
nähern. Die Widerstände sind klein; es wird aber gewünscht, dass das
Nähern rasch stattfindet. Nach dem Angriff steigert sich der Widerstand
und nahe vor Vollendung des Schliess-
kopfes ist er am grössten.

Es stellen sich jedoch bei dem
Entwurfe der Maschine manche
Schwierigkeiten ein. Wegen der
grossen Drücke, bezw. Zugkräfte,
welche auf den Knotenpunkt des Knie-
hebels wirken, ist es nicht leicht,
diesem die erforderlichen Abmes-
sungen zu geben. Auch die Verbin-
dung des bolzenartigen Schlittens mit
c und die Führung des Schlittens
will sorgfältig durchgearbeitet werden.

Die auf das Hebelwerk, bezw.
das Schelleisen wirkenden Kräfte ge-
winnt man am besten auf zeichne-
rischem Wege. Geht man von einem
bestimmten Kolbendruck P aus, so
kann man -- nach Fig. 1164 -- diesen

[Abbildung] Fig. 1164.
in geeignetem Maassstabe auf der Verlängerung von e abtragen und ge-
winnt, durch Ziehen einer Parallele zu d auf c den Abschnitt, welcher
den in Richtung c fallenden Druck R ausdrückt, ferner durch eine Parallele
zu e die (Zug-) Kraft P1 in der Richtung von d. Die erste Parallele
schneidet c in einem ziemlich spitzen Winkel, woraus Ungenauigkeiten ent-
stehen können. Man kann, um diese zu vermeiden, von der Anschauung
ausgehen, dass P die Stange c um E mit dem Hebelarm r rechts zu drehen
sucht, die Kraft P1 an dem Hebelarm r1 aber sich dem widersetzt, so dass
entsteht:
P1 · r1 = P · r, oder
[Formel 1]
r und r1 lassen sich messen, dann trägt man P1 auf und gewinnt zeich-
nerisch die Kraft R genauer.


III. Theil. Schmiedemaschinen.
bei E an den mit dem Schelleisen versehenen Bolzen oder Schlitten greift.
Befindet sich E in höchster Lage, so ist der auf E in seiner Verschiebungs-
richtung fallende Druck kleiner als der auf den Kolben wirkende Luft-
druck, dagegen ist der Weg, den E bei beginnender Kolbenbewegung zu-
rücklegt, grösser als der Kolbenweg. Das ändert sich von der Lage 2 des
Knotenpunktes ab. Es werden die auf E entfallenden Drücke grösser, die
zugehörigen Wege kleiner. In der Lage 6 des Knotenpunktes ist die Ver-
vielfältigung des Kolbendruckes eine sehr grosse. Weiter wie bis etwa
in die Lage 6 darf man den Knotenpunkt nicht bewegen lassen, weil die
Widerstandsfähigkeit der Maschine in Frage gestellt werden, übrigens auch
der Knotenpunkt über den Todtpunkt hinwegschlüpfen könnte.

Die vorliegende Uebersetzung des Kolbendrucks auf das Schelleisen
entspricht den Anforderungen. Zunächst ist das Schelleisen dem Niet zu
nähern. Die Widerstände sind klein; es wird aber gewünscht, dass das
Nähern rasch stattfindet. Nach dem Angriff steigert sich der Widerstand
und nahe vor Vollendung des Schliess-
kopfes ist er am grössten.

Es stellen sich jedoch bei dem
Entwurfe der Maschine manche
Schwierigkeiten ein. Wegen der
grossen Drücke, bezw. Zugkräfte,
welche auf den Knotenpunkt des Knie-
hebels wirken, ist es nicht leicht,
diesem die erforderlichen Abmes-
sungen zu geben. Auch die Verbin-
dung des bolzenartigen Schlittens mit
c und die Führung des Schlittens
will sorgfältig durchgearbeitet werden.

Die auf das Hebelwerk, bezw.
das Schelleisen wirkenden Kräfte ge-
winnt man am besten auf zeichne-
rischem Wege. Geht man von einem
bestimmten Kolbendruck P aus, so
kann man — nach Fig. 1164 — diesen

[Abbildung] Fig. 1164.
in geeignetem Maassstabe auf der Verlängerung von e abtragen und ge-
winnt, durch Ziehen einer Parallele zu d auf c den Abschnitt, welcher
den in Richtung c fallenden Druck R ausdrückt, ferner durch eine Parallele
zu e die (Zug-) Kraft P1 in der Richtung von d. Die erste Parallele
schneidet c in einem ziemlich spitzen Winkel, woraus Ungenauigkeiten ent-
stehen können. Man kann, um diese zu vermeiden, von der Anschauung
ausgehen, dass P die Stange c um E mit dem Hebelarm r rechts zu drehen
sucht, die Kraft P1 an dem Hebelarm r1 aber sich dem widersetzt, so dass
entsteht:
P1 · r1 = P · r, oder
[Formel 1]
r und r1 lassen sich messen, dann trägt man P1 auf und gewinnt zeich-
nerisch die Kraft R genauer.


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[651/0669] III. Theil. Schmiedemaschinen. bei E an den mit dem Schelleisen versehenen Bolzen oder Schlitten greift. Befindet sich E in höchster Lage, so ist der auf E in seiner Verschiebungs- richtung fallende Druck kleiner als der auf den Kolben wirkende Luft- druck, dagegen ist der Weg, den E bei beginnender Kolbenbewegung zu- rücklegt, grösser als der Kolbenweg. Das ändert sich von der Lage 2 des Knotenpunktes ab. Es werden die auf E entfallenden Drücke grösser, die zugehörigen Wege kleiner. In der Lage 6 des Knotenpunktes ist die Ver- vielfältigung des Kolbendruckes eine sehr grosse. Weiter wie bis etwa in die Lage 6 darf man den Knotenpunkt nicht bewegen lassen, weil die Widerstandsfähigkeit der Maschine in Frage gestellt werden, übrigens auch der Knotenpunkt über den Todtpunkt hinwegschlüpfen könnte. Die vorliegende Uebersetzung des Kolbendrucks auf das Schelleisen entspricht den Anforderungen. Zunächst ist das Schelleisen dem Niet zu nähern. Die Widerstände sind klein; es wird aber gewünscht, dass das Nähern rasch stattfindet. Nach dem Angriff steigert sich der Widerstand und nahe vor Vollendung des Schliess- kopfes ist er am grössten. Es stellen sich jedoch bei dem Entwurfe der Maschine manche Schwierigkeiten ein. Wegen der grossen Drücke, bezw. Zugkräfte, welche auf den Knotenpunkt des Knie- hebels wirken, ist es nicht leicht, diesem die erforderlichen Abmes- sungen zu geben. Auch die Verbin- dung des bolzenartigen Schlittens mit c und die Führung des Schlittens will sorgfältig durchgearbeitet werden. Die auf das Hebelwerk, bezw. das Schelleisen wirkenden Kräfte ge- winnt man am besten auf zeichne- rischem Wege. Geht man von einem bestimmten Kolbendruck P aus, so kann man — nach Fig. 1164 — diesen [Abbildung Fig. 1164.] in geeignetem Maassstabe auf der Verlängerung von e abtragen und ge- winnt, durch Ziehen einer Parallele zu d auf c den Abschnitt, welcher den in Richtung c fallenden Druck R ausdrückt, ferner durch eine Parallele zu e die (Zug-) Kraft P1 in der Richtung von d. Die erste Parallele schneidet c in einem ziemlich spitzen Winkel, woraus Ungenauigkeiten ent- stehen können. Man kann, um diese zu vermeiden, von der Anschauung ausgehen, dass P die Stange c um E mit dem Hebelarm r rechts zu drehen sucht, die Kraft P1 an dem Hebelarm r1 aber sich dem widersetzt, so dass entsteht: P1 · r1 = P · r, oder [FORMEL] r und r1 lassen sich messen, dann trägt man P1 auf und gewinnt zeich- nerisch die Kraft R genauer.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/669>, abgerufen am 28.04.2024.