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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] me Phasianen, deren man in ein jedes
Fach oder besondere Vermachung im
Frühling bey feinem Frühlings-Wetter
im Martio zehen Hühner, und einen
Hahn setzet, weil die Paltz-Zeit den zwan-
tzigsten Martii angehet, nachdem das
Wetter ist, und währet vier Wochen.
Nach der Paltz-Zeit müssen die Eyer der
Phasianen täglich gesammlet, und wohl
verwahret werden; Hat man nun dreys-
sig biß viertzig beysammen, machet man
von vier kleinen Brettern mit Heu ge-
füllet ein Nest, leget die Eyer unter ein-
ne Truth-Henne, welche in drey Wo-
chen ausbrüthet; So die Jungen aus-
kommen, werden sie in einer warmen
Mütze verwahret, biß sie etliche Tage
alt und lauffen können, dann werden sie
in Lauff-Kasten mit Sand bestreuet ge-
than, und gegen die Sonne gestellet, wor-
bey die alte in verschlossenem Käffigt si-
tzet: Das Futter vor die kleinen ist ge-
kochter Hirsche, hartgesottene Hühner-
Eyer, so klein gehackt werden, Mehl-
Würmlein, Mohn, klein geriebene Sem-
mel mit Kuh-Milch, Ameiß-Eyer, und
gestossener Pfeffer, alles zusammen klein
gehackt, damit werden sie gefüttert, biß
sie fertiger lauffen können, worbey ih-
nen öffters Ameyß-Eyer vorgeschüttet
werden; Man treibet endlich, wann sie
halbwachsend, die Truth-Henne mit den
Jungen in die Felder und Wiesen, wor-
bey sie gehüthet werden, und auff den
Feldern Würmer, Fröschgen, Sprin-
ger, und Käfer fangen, biß sie nach und
nach grösser und Hanff-Körner mit Wei-
tzen fressen können. Umb Michaelis-Zeit
sind sie zu ihrer vollkommenen Grösse ge-
wachsen, und gefärbt: Andere nehmen
auch unter das Futter der Jungen Le-
ber-Kraut, Petersilien, Schaaffgarbe, jun-
ge Brenn-Nesseln; Damit sie nicht be-
schrien werden, beräuchert man die Jun-
gen mit ihren gestossenen Eyer-Schalen,
Tausendgülden-Kraut, weise Heyde,
Thorant, und Toste, Heyl aller Welt,
Schwalben-Wurtz, Schwalben-Nest,
Hopffen-Blüth, unser Frauen Haar,
Sathe-Baum, weiß Elixen-Holtz, Pal-
men-Kräutlein, eines so viel als des
andern, und damit werden sowohl die
Alten, als Jungen beräuchert. Jn das
Nest leget man gerne Wermuth, Kan-
del-Kraut, und Qvendel, Gundermann,
Feld-Kümmel und Klee-Blätter; Wann
man die Phasianen mästen will, purgiret
man sie vier oder fünff Tage vorher mit
[Spaltenumbruch] Foenum Graecum, machet Nuddeln aus
Gersten- und Bohnen-Mehl, und stopf-
fet sie, so werden sie von drey Pfund
schwer wägen. Für ihre Läuse machet
man gegen der Sonnen am Berge Grüb-
lein, thut halb Asche und halb Sand da-
rin, so baden sie sich damit, und verge-
hen die Läuse. Vor allen Dingen aber
muß durch alle Phasianen-Fäche frisch
Wasser lauffen, und gegen der Mittags-
Sonnen bergigt seyn: Jngleichen Kraut-
Kohl zur Laxirung der Gesundheit. U-
brigens werden ihnen die Federn im al-
ten Monden verschnitten, und sie hierzu
in besondere Kammern eingetrieben,
welche oben mit Leinewand bezogen, die
Thür und Fenster aber verblendet ist, daß
es finster wird, so kan einer nach dem an-
dern verschnitten und gelassen werden:
Weil im finstern NB. wenns stille ist, ein
jeder Phasian sich greiffen lässet; Wann
aber Donner-Wetter oder Sturm-Win-
de poltern, stürmen und fliegen sie unter-
einander. Die Eulen und zahmen Ka-
tzen thun des Nachts grossen Schaden
darunter; Dergleichen thun auch die
Krähen und Aelstern bey Tage, maas-
sen sie die Eyer sehr wegschleppen und
aussauffen. Was die Jltnisse und Wie-
sel gleichfalls vor Schaden verursachen,
kan ein Jeder von sich selbst leicht erwe-
gen, weshalben dann höchstnöthig, wo-
ferne anderst ein Phasian-Gehäge oder
Phasian-Garten mit Nutzen soll angele-
get werden, daß man mit allem äusersten
Fleiß mit Ernst dahin bedacht sey, alle
dergleichen schädliche Raub-Thiere und
Raub-Vögel mit allem Ernst, nach äu-
serstem Vermögen zu vertilgen, weil es
ohnediß mühsam genung, und eine be-
schwerliche und sauere Arbeit erfordert,
die Phasianen auffzubringen. Welches
zuweilen, nachdem die Jahres-Witte-
rung ist, oder feuchte und nasse Frühlinge
in der Leg- und Brüth-Zeit einfallen,
dem jungen Zuwachs ein feuchtes, flüs-
siges und verderbliches Temperament
schädlich naturalisiret, daß offters, wenig
oder gar keine Jungen aufferzogen wer-
den können, oder doch wann sie halb-
wüchsig, verkrummen und lahm werden,
welches mir in meiner Phasanerie viel-
fältig begegnet ist, daß mein Phasian-
Wärther offters, wie er damit gar be-
zaubert sey, geklaget und ob er schon sei-
ne Kunst rechtschaffen gelernet, daß er
mir vorhero wohl etliche hundert voll-
kommen erziehen können, und jährlich

so

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] me Phaſianen, deren man in ein jedes
Fach oder beſondere Vermachung im
Fruͤhling bey feinem Fruͤhlings-Wetter
im Martio zehen Huͤhner, und einen
Hahn ſetzet, weil die Paltz-Zeit den zwan-
tzigſten Martii angehet, nachdem das
Wetter iſt, und waͤhret vier Wochen.
Nach der Paltz-Zeit muͤſſen die Eyer der
Phaſianen taͤglich geſammlet, und wohl
verwahret werden; Hat man nun dreyſ-
ſig biß viertzig beyſammen, machet man
von vier kleinen Brettern mit Heu ge-
fuͤllet ein Neſt, leget die Eyer unter ein-
ne Truth-Henne, welche in drey Wo-
chen ausbruͤthet; So die Jungen aus-
kommen, werden ſie in einer warmen
Muͤtze verwahret, biß ſie etliche Tage
alt und lauffen koͤnnen, dann werden ſie
in Lauff-Kaſten mit Sand beſtreuet ge-
than, und gegen die Sonne geſtellet, wor-
bey die alte in verſchloſſenem Kaͤffigt ſi-
tzet: Das Futter vor die kleinen iſt ge-
kochter Hirſche, hartgeſottene Huͤhner-
Eyer, ſo klein gehackt werden, Mehl-
Wuͤrmlein, Mohn, klein geriebene Sem-
mel mit Kuh-Milch, Ameiß-Eyer, und
geſtoſſener Pfeffer, alles zuſammen klein
gehackt, damit werden ſie gefuͤttert, biß
ſie fertiger lauffen koͤnnen, worbey ih-
nen oͤffters Ameyß-Eyer vorgeſchuͤttet
werden; Man treibet endlich, wann ſie
halbwachſend, die Truth-Henne mit den
Jungen in die Felder und Wieſen, wor-
bey ſie gehuͤthet werden, und auff den
Feldern Wuͤrmer, Froͤſchgen, Sprin-
ger, und Kaͤfer fangen, biß ſie nach und
nach groͤſſer und Hanff-Koͤrner mit Wei-
tzen freſſen koͤnnen. Umb Michaelis-Zeit
ſind ſie zu ihrer vollkommenen Groͤſſe ge-
wachſen, und gefaͤrbt: Andere nehmen
auch unter das Futter der Jungen Le-
ber-Kraut, Peterſiliẽ, Schaaffgarbe, jun-
ge Brenn-Neſſeln; Damit ſie nicht be-
ſchrien werden, beraͤuchert man die Jun-
gen mit ihren geſtoſſenen Eyer-Schalen,
Tauſendguͤlden-Kraut, weiſe Heyde,
Thorant, und Toſte, Heyl aller Welt,
Schwalben-Wurtz, Schwalben-Neſt,
Hopffen-Bluͤth, unſer Frauen Haar,
Sathe-Baum, weiß Elixen-Holtz, Pal-
men-Kraͤutlein, eines ſo viel als des
andern, und damit werden ſowohl die
Alten, als Jungen beraͤuchert. Jn das
Neſt leget man gerne Wermuth, Kan-
del-Kraut, und Qvendel, Gundermann,
Feld-Kuͤmmel und Klee-Blaͤtter; Wann
man die Phaſianen maͤſten will, purgiret
man ſie vier oder fuͤnff Tage vorher mit
[Spaltenumbruch] Fœnum Græcum, machet Nuddeln aus
Gerſten- und Bohnen-Mehl, und ſtopf-
fet ſie, ſo werden ſie von drey Pfund
ſchwer waͤgen. Fuͤr ihre Laͤuſe machet
man gegen der Sonnen am Berge Gruͤb-
lein, thut halb Aſche und halb Sand da-
rin, ſo baden ſie ſich damit, und verge-
hen die Laͤuſe. Vor allen Dingen aber
muß durch alle Phaſianen-Faͤche friſch
Waſſer lauffen, und gegen der Mittags-
Sonnen bergigt ſeyn: Jngleichen Kraut-
Kohl zur Laxirung der Geſundheit. U-
brigens werden ihnen die Federn im al-
ten Monden verſchnitten, und ſie hierzu
in beſondere Kammern eingetrieben,
welche oben mit Leinewand bezogen, die
Thuͤr und Fenſter aber verblendet iſt, daß
es finſter wird, ſo kan einer nach dem an-
dern verſchnitten und gelaſſen werden:
Weil im finſtern NB. wenns ſtille iſt, ein
jeder Phaſian ſich greiffen laͤſſet; Wann
aber Donner-Wetter oder Sturm-Win-
de poltern, ſtuͤrmen und fliegen ſie unter-
einander. Die Eulen und zahmen Ka-
tzen thun des Nachts groſſen Schaden
darunter; Dergleichen thun auch die
Kraͤhen und Aelſtern bey Tage, maaſ-
ſen ſie die Eyer ſehr wegſchleppen und
ausſauffen. Was die Jltniſſe und Wie-
ſel gleichfalls vor Schaden verurſachen,
kan ein Jeder von ſich ſelbſt leicht erwe-
gen, weshalben dann hoͤchſtnoͤthig, wo-
ferne anderſt ein Phaſian-Gehaͤge oder
Phaſian-Garten mit Nutzen ſoll angele-
get werden, daß man mit allem aͤuſerſten
Fleiß mit Ernſt dahin bedacht ſey, alle
dergleichen ſchaͤdliche Raub-Thiere und
Raub-Voͤgel mit allem Ernſt, nach aͤu-
ſerſtem Vermoͤgen zu vertilgen, weil es
ohnediß muͤhſam genung, und eine be-
ſchwerliche und ſauere Arbeit erfordert,
die Phaſianen auffzubringen. Welches
zuweilen, nachdem die Jahres-Witte-
rung iſt, oder feuchte und naſſe Fruͤhlinge
in der Leg- und Bruͤth-Zeit einfallen,
dem jungen Zuwachs ein feuchtes, fluͤſ-
ſiges und verderbliches Temperament
ſchaͤdlich naturaliſiret, daß offters, wenig
oder gar keine Jungen aufferzogen wer-
den koͤnnen, oder doch wann ſie halb-
wuͤchſig, verkrummen und lahm werden,
welches mir in meiner Phaſanerie viel-
faͤltig begegnet iſt, daß mein Phaſian-
Waͤrther offters, wie er damit gar be-
zaubert ſey, geklaget und ob er ſchon ſei-
ne Kunſt rechtſchaffen gelernet, daß er
mir vorhero wohl etliche hundert voll-
kommen erziehen koͤnnen, und jaͤhrlich

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[328/0496] Fuͤnffter Theil/ me Phaſianen, deren man in ein jedes Fach oder beſondere Vermachung im Fruͤhling bey feinem Fruͤhlings-Wetter im Martio zehen Huͤhner, und einen Hahn ſetzet, weil die Paltz-Zeit den zwan- tzigſten Martii angehet, nachdem das Wetter iſt, und waͤhret vier Wochen. Nach der Paltz-Zeit muͤſſen die Eyer der Phaſianen taͤglich geſammlet, und wohl verwahret werden; Hat man nun dreyſ- ſig biß viertzig beyſammen, machet man von vier kleinen Brettern mit Heu ge- fuͤllet ein Neſt, leget die Eyer unter ein- ne Truth-Henne, welche in drey Wo- chen ausbruͤthet; So die Jungen aus- kommen, werden ſie in einer warmen Muͤtze verwahret, biß ſie etliche Tage alt und lauffen koͤnnen, dann werden ſie in Lauff-Kaſten mit Sand beſtreuet ge- than, und gegen die Sonne geſtellet, wor- bey die alte in verſchloſſenem Kaͤffigt ſi- tzet: Das Futter vor die kleinen iſt ge- kochter Hirſche, hartgeſottene Huͤhner- Eyer, ſo klein gehackt werden, Mehl- Wuͤrmlein, Mohn, klein geriebene Sem- mel mit Kuh-Milch, Ameiß-Eyer, und geſtoſſener Pfeffer, alles zuſammen klein gehackt, damit werden ſie gefuͤttert, biß ſie fertiger lauffen koͤnnen, worbey ih- nen oͤffters Ameyß-Eyer vorgeſchuͤttet werden; Man treibet endlich, wann ſie halbwachſend, die Truth-Henne mit den Jungen in die Felder und Wieſen, wor- bey ſie gehuͤthet werden, und auff den Feldern Wuͤrmer, Froͤſchgen, Sprin- ger, und Kaͤfer fangen, biß ſie nach und nach groͤſſer und Hanff-Koͤrner mit Wei- tzen freſſen koͤnnen. Umb Michaelis-Zeit ſind ſie zu ihrer vollkommenen Groͤſſe ge- wachſen, und gefaͤrbt: Andere nehmen auch unter das Futter der Jungen Le- ber-Kraut, Peterſiliẽ, Schaaffgarbe, jun- ge Brenn-Neſſeln; Damit ſie nicht be- ſchrien werden, beraͤuchert man die Jun- gen mit ihren geſtoſſenen Eyer-Schalen, Tauſendguͤlden-Kraut, weiſe Heyde, Thorant, und Toſte, Heyl aller Welt, Schwalben-Wurtz, Schwalben-Neſt, Hopffen-Bluͤth, unſer Frauen Haar, Sathe-Baum, weiß Elixen-Holtz, Pal- men-Kraͤutlein, eines ſo viel als des andern, und damit werden ſowohl die Alten, als Jungen beraͤuchert. Jn das Neſt leget man gerne Wermuth, Kan- del-Kraut, und Qvendel, Gundermann, Feld-Kuͤmmel und Klee-Blaͤtter; Wann man die Phaſianen maͤſten will, purgiret man ſie vier oder fuͤnff Tage vorher mit Fœnum Græcum, machet Nuddeln aus Gerſten- und Bohnen-Mehl, und ſtopf- fet ſie, ſo werden ſie von drey Pfund ſchwer waͤgen. Fuͤr ihre Laͤuſe machet man gegen der Sonnen am Berge Gruͤb- lein, thut halb Aſche und halb Sand da- rin, ſo baden ſie ſich damit, und verge- hen die Laͤuſe. Vor allen Dingen aber muß durch alle Phaſianen-Faͤche friſch Waſſer lauffen, und gegen der Mittags- Sonnen bergigt ſeyn: Jngleichen Kraut- Kohl zur Laxirung der Geſundheit. U- brigens werden ihnen die Federn im al- ten Monden verſchnitten, und ſie hierzu in beſondere Kammern eingetrieben, welche oben mit Leinewand bezogen, die Thuͤr und Fenſter aber verblendet iſt, daß es finſter wird, ſo kan einer nach dem an- dern verſchnitten und gelaſſen werden: Weil im finſtern NB. wenns ſtille iſt, ein jeder Phaſian ſich greiffen laͤſſet; Wann aber Donner-Wetter oder Sturm-Win- de poltern, ſtuͤrmen und fliegen ſie unter- einander. Die Eulen und zahmen Ka- tzen thun des Nachts groſſen Schaden darunter; Dergleichen thun auch die Kraͤhen und Aelſtern bey Tage, maaſ- ſen ſie die Eyer ſehr wegſchleppen und ausſauffen. Was die Jltniſſe und Wie- ſel gleichfalls vor Schaden verurſachen, kan ein Jeder von ſich ſelbſt leicht erwe- gen, weshalben dann hoͤchſtnoͤthig, wo- ferne anderſt ein Phaſian-Gehaͤge oder Phaſian-Garten mit Nutzen ſoll angele- get werden, daß man mit allem aͤuſerſten Fleiß mit Ernſt dahin bedacht ſey, alle dergleichen ſchaͤdliche Raub-Thiere und Raub-Voͤgel mit allem Ernſt, nach aͤu- ſerſtem Vermoͤgen zu vertilgen, weil es ohnediß muͤhſam genung, und eine be- ſchwerliche und ſauere Arbeit erfordert, die Phaſianen auffzubringen. Welches zuweilen, nachdem die Jahres-Witte- rung iſt, oder feuchte und naſſe Fruͤhlinge in der Leg- und Bruͤth-Zeit einfallen, dem jungen Zuwachs ein feuchtes, fluͤſ- ſiges und verderbliches Temperament ſchaͤdlich naturaliſiret, daß offters, wenig oder gar keine Jungen aufferzogen wer- den koͤnnen, oder doch wann ſie halb- wuͤchſig, verkrummen und lahm werden, welches mir in meiner Phaſanerie viel- faͤltig begegnet iſt, daß mein Phaſian- Waͤrther offters, wie er damit gar be- zaubert ſey, geklaget und ob er ſchon ſei- ne Kunſt rechtſchaffen gelernet, daß er mir vorhero wohl etliche hundert voll- kommen erziehen koͤnnen, und jaͤhrlich ſo

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/496>, abgerufen am 28.04.2024.