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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 27. C. von Bleyen u. Elritzen. 28. C. von Forellen
[Spaltenumbruch]
Das 27. Capitel/
Von den Bleyen und Elritzen.
§. 1.

Die Bleye gleichen den Brassen, sind
aber kleiner und dünner, oder flacher
am Leibe. Der Kopff ist klein, die Schup-
pen rund, dünne und weißlicht, die ober-
sten Floßfedern dunckel, der Rücken
schwärtzlicht, der Bauch hingegen weiß,
und das gantze Fleisch, sonderlich der
Schwantz, voller Gräten. Es werden
viel dieser Fische in der schwartzen Elster
gefangen. Jhr Fleisch ist süß und weiß,
und schicken sich insonderheit gut zu bra-
ten. Dem Geschmack nach kommen sie
fast den Barben gleich.

§. 2.

Jm Winter fängt man die
fettesten von diesen Fischen unter dem Ey-
se. Sie halten sich zwar auch in Ströh-
men auf, sie treten aber lieber in die tie-
fen Oerter der Land-Seen, und im May,
wenn sie leichen, an das Ufer.

§. 3.

Die Elritzen sind kleine Fische,
noch kleiner, als die Schmerlen, und
schwartz-getipffelt; sie sollen sehr frucht-
bar seyn, und alle 4. Wochen einmahl
leichen. Sie sind gerne in den Bächlein,
da sich die Gründlinge aufhalten, allein
sie lassen sich bey ihnen unter den Steinen
und auf dem Grunde selten finden, son-
dern in sandigen Oertern der Flüsse, und
mitten oder oben auf den Wassern, und
pflegt man sie in kleinen Körben und
Reusen zu fangen. Man findet diese Art
Fischgen an unterschiedenen Orten im
Ertzgebürge, in der Schönburgischen
Grafschafft, in dem Vogtlande, und an
andern Orten mehr. Sie werden mit
einer Butter-Brühe zugerichtet, und
zu gantzen Bissen verzehret, ja mit Löf-
feln gespeiset.

Das 28. Capitel/
Von den Forellen.
§. 1.

Die Forellen sind ein herrlicher und de-
licat
er Fisch, der gerne in harten und
hellen Wassern stehet, in welchen Sand
und Kieselsteine sind. Sie sind unter-
schiedener Gattungen. Die Wald-Foh-
ren sind schwartz, die Teich-Fohren gel-
be, die Lachs-Fohren gar gelblicht, man-
che gläntzen mit Gold-artigen Spiegeln,
[Spaltenumbruch] auratae genennt. Sie fressen, was sie be-
zwingen können, allerley Fischlein, Frö-
sche und Eydexen. Wenn sie in den Tei-
chen lange aufbehalten werden, bekom-
men sie eine ziemliche Grösse, und gelten
viel. Es hat sich auch bißweilen zugetra-
gen, daß in alten verbrochenen Wasser-
nöthigen Stollen und Strecken, sonder-
lich forne am Mund-Loch, überaus fet-
te und starcke Forellen erwachsen. Es
giebt nicht nur im gantzen Ober-Ertzge-
bürge, sondern auch in dem Mittel-Ge-
bürge um Freyberg herum, ja noch wei-
ter herunter biß an Dresden und Wald-
heim, in Bächen und Teichen Forellen.
Durch Lockwitz, so eine Meile von Dres-
den, fliesset eine Bache, die herrliche Fo-
rellen hat. Jn der Weisseritz, zumahl um
das Städtgen Rabenau, werden auch
viel Forellen gefangen, aber unter Dres-
den und gegen Meissen keine eintzige, viel-
weniger um Leipzig.

§. 2.

Sie sind zwar mittelmäßiger
Grösse, iedoch geschiehet es bißweilen, daß
sie zu vier biß fünff Pfund starck werden.
Sie haben ein härtliches und gesundes
Fleisch; Sie werden meistens trocken ge-
sotten, und mit Eßig gespeiset. Um An-
naberg, Zwönitz, und der Orten, wer-
den sie bißweilen gesotten, mit Petersilge
eingelegt, in eine Schachtel sauber einge-
packt, und auf der geschwinden Post an
gute Freunde nach Leipzig übermacht,
und wenn sie ankommen, so sind sie noch
von sehr gutem Geschmack.

§. 3.

Wenn die Forellen leichen, kan
man sie mit den Händen haschen. Wenn
im Sommer, sagt Colerus, die Sonne
um den Mittag heiß scheinet, so sind sie
gerne mitten im Strohme, wo das Was-
ser am stärcksten rinnet, und sind als-
denn, wie auch zu der Zeit, wenns re-
gnet, leicht zu fangen. Sie springen off-
ters mit sonderbarer Geschwindigkeit ü-
ber hohe Wasser-Fälle. Einige rathen,
wenn man Forellen fangen wolte, so sol-
te man das Qverder mit Liebstöckel-Safft
bestreichen, der Liebstöckel müste aber erst
im Wasser gesotten, und der Safft da-
von ausgedrückt seyn, so würden sie ger-
ne anbeissen. Ob zwar die Forellen ge-
gen den Herbst zu streichen, so streichen sie
doch auch im Frühling, und manchmahl
gar zeitlich, bald nach Weyhnachten. Sie
können nicht leicht erhalten werden, aus-
ser an Orten, wo man hell-fliessende
Wasser hineinleiten kan. Wenn ein
Bach zu Forellen gut ist, und solche doch

nicht
Des Fiſch-Buchs 27. C. von Bleyen u. Elritzen. 28. C. von Forellen
[Spaltenumbruch]
Das 27. Capitel/
Von den Bleyen und Elritzen.
§. 1.

Die Bleye gleichen den Braſſen, ſind
aber kleiner und duͤnner, oder flacher
am Leibe. Der Kopff iſt klein, die Schup-
pen rund, duͤnne und weißlicht, die ober-
ſten Floßfedern dunckel, der Ruͤcken
ſchwaͤrtzlicht, der Bauch hingegen weiß,
und das gantze Fleiſch, ſonderlich der
Schwantz, voller Graͤten. Es werden
viel dieſer Fiſche in der ſchwartzen Elſter
gefangen. Jhr Fleiſch iſt ſuͤß und weiß,
und ſchicken ſich inſonderheit gut zu bra-
ten. Dem Geſchmack nach kommen ſie
faſt den Barben gleich.

§. 2.

Jm Winter faͤngt man die
fetteſten von dieſen Fiſchen unter dem Ey-
ſe. Sie halten ſich zwar auch in Stroͤh-
men auf, ſie treten aber lieber in die tie-
fen Oerter der Land-Seen, und im May,
wenn ſie leichen, an das Ufer.

§. 3.

Die Elritzen ſind kleine Fiſche,
noch kleiner, als die Schmerlen, und
ſchwartz-getipffelt; ſie ſollen ſehr frucht-
bar ſeyn, und alle 4. Wochen einmahl
leichen. Sie ſind gerne in den Baͤchlein,
da ſich die Gruͤndlinge aufhalten, allein
ſie laſſen ſich bey ihnen unter den Steinen
und auf dem Grunde ſelten finden, ſon-
dern in ſandigen Oertern der Fluͤſſe, und
mitten oder oben auf den Waſſern, und
pflegt man ſie in kleinen Koͤrben und
Reuſen zu fangen. Man findet dieſe Art
Fiſchgen an unterſchiedenen Orten im
Ertzgebuͤrge, in der Schoͤnburgiſchen
Grafſchafft, in dem Vogtlande, und an
andern Orten mehr. Sie werden mit
einer Butter-Bruͤhe zugerichtet, und
zu gantzen Biſſen verzehret, ja mit Loͤf-
feln geſpeiſet.

Das 28. Capitel/
Von den Forellen.
§. 1.

Die Forellen ſind ein herrlicher und de-
licat
er Fiſch, der gerne in harten und
hellen Waſſern ſtehet, in welchen Sand
und Kieſelſteine ſind. Sie ſind unter-
ſchiedener Gattungen. Die Wald-Foh-
ren ſind ſchwartz, die Teich-Fohren gel-
be, die Lachs-Fohren gar gelblicht, man-
che glaͤntzen mit Gold-artigen Spiegeln,
[Spaltenumbruch] auratæ genennt. Sie freſſen, was ſie be-
zwingen koͤnnen, allerley Fiſchlein, Froͤ-
ſche und Eydexen. Wenn ſie in den Tei-
chen lange aufbehalten werden, bekom-
men ſie eine ziemliche Groͤſſe, und gelten
viel. Es hat ſich auch bißweilen zugetra-
gen, daß in alten verbrochenen Waſſer-
noͤthigen Stollen und Strecken, ſonder-
lich forne am Mund-Loch, uͤberaus fet-
te und ſtarcke Forellen erwachſen. Es
giebt nicht nur im gantzen Ober-Ertzge-
buͤrge, ſondern auch in dem Mittel-Ge-
buͤrge um Freyberg herum, ja noch wei-
ter herunter biß an Dresden und Wald-
heim, in Baͤchen und Teichen Forellen.
Durch Lockwitz, ſo eine Meile von Dres-
den, flieſſet eine Bache, die herrliche Fo-
rellen hat. Jn der Weiſſeritz, zumahl um
das Staͤdtgen Rabenau, werden auch
viel Forellen gefangen, aber unter Dres-
den und gegen Meiſſen keine eintzige, viel-
weniger um Leipzig.

§. 2.

Sie ſind zwar mittelmaͤßiger
Groͤſſe, iedoch geſchiehet es bißweilen, daß
ſie zu vier biß fuͤnff Pfund ſtarck werden.
Sie haben ein haͤrtliches und geſundes
Fleiſch; Sie werden meiſtens trocken ge-
ſotten, und mit Eßig geſpeiſet. Um An-
naberg, Zwoͤnitz, und der Orten, wer-
den ſie bißweilen geſotten, mit Peterſilge
eingelegt, in eine Schachtel ſauber einge-
packt, und auf der geſchwinden Poſt an
gute Freunde nach Leipzig uͤbermacht,
und wenn ſie ankommen, ſo ſind ſie noch
von ſehr gutem Geſchmack.

§. 3.

Wenn die Forellen leichen, kan
man ſie mit den Haͤnden haſchen. Wenn
im Sommer, ſagt Colerus, die Sonne
um den Mittag heiß ſcheinet, ſo ſind ſie
gerne mitten im Strohme, wo das Waſ-
ſer am ſtaͤrckſten rinnet, und ſind als-
denn, wie auch zu der Zeit, wenns re-
gnet, leicht zu fangen. Sie ſpringen off-
ters mit ſonderbarer Geſchwindigkeit uͤ-
ber hohe Waſſer-Faͤlle. Einige rathen,
wenn man Forellen fangen wolte, ſo ſol-
te man das Qverder mit Liebſtoͤckel-Safft
beſtreichen, der Liebſtoͤckel muͤſte aber erſt
im Waſſer geſotten, und der Safft da-
von ausgedruͤckt ſeyn, ſo wuͤrden ſie ger-
ne anbeiſſen. Ob zwar die Forellen ge-
gen den Herbſt zu ſtreichen, ſo ſtreichen ſie
doch auch im Fruͤhling, und manchmahl
gar zeitlich, bald nach Weyhnachten. Sie
koͤnnen nicht leicht erhalten werden, auſ-
ſer an Orten, wo man hell-flieſſende
Waſſer hineinleiten kan. Wenn ein
Bach zu Forellen gut iſt, und ſolche doch

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[435/0603] Des Fiſch-Buchs 27. C. von Bleyen u. Elritzen. 28. C. von Forellen Das 27. Capitel/ Von den Bleyen und Elritzen. §. 1. Die Bleye gleichen den Braſſen, ſind aber kleiner und duͤnner, oder flacher am Leibe. Der Kopff iſt klein, die Schup- pen rund, duͤnne und weißlicht, die ober- ſten Floßfedern dunckel, der Ruͤcken ſchwaͤrtzlicht, der Bauch hingegen weiß, und das gantze Fleiſch, ſonderlich der Schwantz, voller Graͤten. Es werden viel dieſer Fiſche in der ſchwartzen Elſter gefangen. Jhr Fleiſch iſt ſuͤß und weiß, und ſchicken ſich inſonderheit gut zu bra- ten. Dem Geſchmack nach kommen ſie faſt den Barben gleich. §. 2. Jm Winter faͤngt man die fetteſten von dieſen Fiſchen unter dem Ey- ſe. Sie halten ſich zwar auch in Stroͤh- men auf, ſie treten aber lieber in die tie- fen Oerter der Land-Seen, und im May, wenn ſie leichen, an das Ufer. §. 3. Die Elritzen ſind kleine Fiſche, noch kleiner, als die Schmerlen, und ſchwartz-getipffelt; ſie ſollen ſehr frucht- bar ſeyn, und alle 4. Wochen einmahl leichen. Sie ſind gerne in den Baͤchlein, da ſich die Gruͤndlinge aufhalten, allein ſie laſſen ſich bey ihnen unter den Steinen und auf dem Grunde ſelten finden, ſon- dern in ſandigen Oertern der Fluͤſſe, und mitten oder oben auf den Waſſern, und pflegt man ſie in kleinen Koͤrben und Reuſen zu fangen. Man findet dieſe Art Fiſchgen an unterſchiedenen Orten im Ertzgebuͤrge, in der Schoͤnburgiſchen Grafſchafft, in dem Vogtlande, und an andern Orten mehr. Sie werden mit einer Butter-Bruͤhe zugerichtet, und zu gantzen Biſſen verzehret, ja mit Loͤf- feln geſpeiſet. Das 28. Capitel/ Von den Forellen. §. 1. Die Forellen ſind ein herrlicher und de- licater Fiſch, der gerne in harten und hellen Waſſern ſtehet, in welchen Sand und Kieſelſteine ſind. Sie ſind unter- ſchiedener Gattungen. Die Wald-Foh- ren ſind ſchwartz, die Teich-Fohren gel- be, die Lachs-Fohren gar gelblicht, man- che glaͤntzen mit Gold-artigen Spiegeln, auratæ genennt. Sie freſſen, was ſie be- zwingen koͤnnen, allerley Fiſchlein, Froͤ- ſche und Eydexen. Wenn ſie in den Tei- chen lange aufbehalten werden, bekom- men ſie eine ziemliche Groͤſſe, und gelten viel. Es hat ſich auch bißweilen zugetra- gen, daß in alten verbrochenen Waſſer- noͤthigen Stollen und Strecken, ſonder- lich forne am Mund-Loch, uͤberaus fet- te und ſtarcke Forellen erwachſen. Es giebt nicht nur im gantzen Ober-Ertzge- buͤrge, ſondern auch in dem Mittel-Ge- buͤrge um Freyberg herum, ja noch wei- ter herunter biß an Dresden und Wald- heim, in Baͤchen und Teichen Forellen. Durch Lockwitz, ſo eine Meile von Dres- den, flieſſet eine Bache, die herrliche Fo- rellen hat. Jn der Weiſſeritz, zumahl um das Staͤdtgen Rabenau, werden auch viel Forellen gefangen, aber unter Dres- den und gegen Meiſſen keine eintzige, viel- weniger um Leipzig. §. 2. Sie ſind zwar mittelmaͤßiger Groͤſſe, iedoch geſchiehet es bißweilen, daß ſie zu vier biß fuͤnff Pfund ſtarck werden. Sie haben ein haͤrtliches und geſundes Fleiſch; Sie werden meiſtens trocken ge- ſotten, und mit Eßig geſpeiſet. Um An- naberg, Zwoͤnitz, und der Orten, wer- den ſie bißweilen geſotten, mit Peterſilge eingelegt, in eine Schachtel ſauber einge- packt, und auf der geſchwinden Poſt an gute Freunde nach Leipzig uͤbermacht, und wenn ſie ankommen, ſo ſind ſie noch von ſehr gutem Geſchmack. §. 3. Wenn die Forellen leichen, kan man ſie mit den Haͤnden haſchen. Wenn im Sommer, ſagt Colerus, die Sonne um den Mittag heiß ſcheinet, ſo ſind ſie gerne mitten im Strohme, wo das Waſ- ſer am ſtaͤrckſten rinnet, und ſind als- denn, wie auch zu der Zeit, wenns re- gnet, leicht zu fangen. Sie ſpringen off- ters mit ſonderbarer Geſchwindigkeit uͤ- ber hohe Waſſer-Faͤlle. Einige rathen, wenn man Forellen fangen wolte, ſo ſol- te man das Qverder mit Liebſtoͤckel-Safft beſtreichen, der Liebſtoͤckel muͤſte aber erſt im Waſſer geſotten, und der Safft da- von ausgedruͤckt ſeyn, ſo wuͤrden ſie ger- ne anbeiſſen. Ob zwar die Forellen ge- gen den Herbſt zu ſtreichen, ſo ſtreichen ſie doch auch im Fruͤhling, und manchmahl gar zeitlich, bald nach Weyhnachten. Sie koͤnnen nicht leicht erhalten werden, auſ- ſer an Orten, wo man hell-flieſſende Waſſer hineinleiten kan. Wenn ein Bach zu Forellen gut iſt, und ſolche doch nicht

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/603>, abgerufen am 30.04.2024.