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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 48. Capitel/
[Spaltenumbruch] che einem aus den Krieges-Schiffen die-
ser Republic im Britannischen Meer be-
gegnen, ihre obersten Fahnen oder Flag-
gen streichen, und ihr oberstes Segel ab-
lassen, auf die Weise, wie es lange vor die-
sen Zeiten bey vor gewesener Regierung
allezeit gebräuchlich gewesen.

§. 7.

Eben dergleichen ist auch in der
zwischen dem König Carl dem II. in Groß-
Britannien und den Vereinigten Nie-
derlanden Anno 1662. am 4. September
getroffenen Allianz stipuliret worden. Die
hieher gehörigen Worte in erwehnter
Allianz lauten folgender maassen: Des-
gleichen, daß diejenigen Schiffe und Fahr-
zeuge der Vereinigten Niederlande, so
wohl zum Kriege, als feindliche Gewalt
abzutreiben, zugerichtet, als andere, wel-
che in der Engelländischen See eines von
Sr. Königl. Majestät Krieges-Schiffen
antreffen würden, die Flagge über dem
Mast-Korbe solten streichen, und das
Mars-Segel fallen lassen, gleichwie es vor
diesen, und bey voriger Regierung ge-
bräuchlich gewesen. Franckreich hat auch
zu allen Zeiten, und sonderlich die Könige
Henrich II. und III. in ihren A. 1555. und
1584. publicirten Reichs-Satzungen dar-
auf gedrungen, daß alle Schiffe, welche
an den Frantzösischen Küsten bey denen
Forts vorbeyfahren, oder Königliche
Frantzösische Schiffe daselbst rencontriren
würden, zur Erkennung der Frantzösi-
schen Herrschafft über das an bemeldte
Küsten stossende Meer, die Segel streichen
folten; allein ohne gewünschten Effect.
S. hiervon Joh. Marquarden de Jure Mer-
catorum & Commerciorum Lib. 2. Cap.
5, pag. 226. Seldenus
aber de Dominio
maris Britannici Lib. 2. Cap.
26. sagt, daß
vor denen Königlich Englischen Schif-
fen, aus Respect gegen den König, und
zur Recognition der Englischen Herr-
schafft über das Meer, aus einer alten
Gerechtigkeit noch zu seiner Zeit die Se-
gel gestrichen worden. Ja es halten die
Könige in Engelland diese Gerechtsame
vor etwas besonders, daß vor ihren
Schiffen die Segel gestrichen werden
müssen.

§. 8.

Da König Ludwig der XIV.
in Franckreich, zu Vermeidung alles Zan-
ckes wegen des Segel-streichens, mit Kö-
nig Carl dem II. in Engelland auf einige
Zeit einen Vergleich getroffen hatte, so
wolte doch sein Successor, Jacobus II. sol-
chen nicht continuiren, sondern praeten-
dir
te das Segel-streichen von seinen Schif-
[Spaltenumbruch] fen von neuen. Ja, es pflegen grosse
Herren sehr scharff über diesem Recht zu
halten, also, daß die See-Officierer, wenn
sie deswegen das geringste versehen, sehr
hart gestrafft worden. Engelland giebt
uns dißfalls ein Exempel an die Hand.
Als der Königlich Schwedische Gesandte
im Jahr 1661. auf der Temse herauf nach
dem Tovvr fuhr, um daselbst auszustei-
gen, und sodann gewöhnlicher maassen
zur Audienz zum König zu fahren, so be-
gegnete er mit seinem nur 20. Canonen
führenden Schiffe unter wegens einem
der vornehmsten Englischen Krieges-
Schiffe, der Königliche Carl genannt,
welches 104. Canonen führte, und von
dem Capitain Holmes geführet wurde.
Nun ließ der Königliche Schwedische Ge-
sandte, wie es billig gewesen, bey dem
Vorbeyfahren vor diesem Schiffe die Se-
gel nicht streichen, auch ihn der Capitain
Holmes
ungehindert vorbeyfahren; Al-
lein dieser kam darüber ins Gefängniß,
und endlich um seinen Dienst.

§. 9.

Doch diese Gewohnheit, daß die
Schiffe, so sich einander begegnen, durch
Losungs-Schüsse, Segel-streichen, u. d.
g. so grosse Ehre erweisen, ist unter den
Europaeischen Völckern nicht allein einge-
führet. Denn so meldet Johann Neu-
hof in seiner Chinesischen Reise-Beschrei-
bung: Es müssen den Schiffen des Käy-
sers in China, welche sehr prächtig und
künstlich gebauet sind, nicht so wohl we-
gen ihres sehr propren Ansehens, als des
Respects vor ihren Herrn, alle Schiffs-
Capitains, wenn sie denselben begegnen,
ausweichen, und die Segel vor ihnen
streichen. Ja, es müssen unter denen
Schiffs-Capitains des Käysers selbst alle-
mahl die geringern den höhern weichen.
Die Fordertheile derer den Käyserlichen
Schiffs-Capitains zugehörigen Schiffe
sind in Form eines Castels gebauet, auf
welchem sich die Trompeten und Paucken
allemahl wacker hören lassen, wenn nun
andere Schiffe solches vernehmen, so müs-
sen sie denselben ausweichen. Wenn a-
ber zwey Käyserliche Schiffe einander be-
gegnen, so muß der geringere Capitain
dem höhern weichen, und entstehet sodann
kein Streit darüber, weil solches durch
öffentliche Reichs-Gesetze ausgemacht ist,
welchen ein iedweder folgen muß. Da-
mit man aber desto leichter erkennen mö-
ge, wem der Vorzug gebühret, so ist der
Character eines ieden Schiffs-Capitains
mit drey Viertel hohen güldnen Buchsta-

ben

Des Fiſch-Buchs 48. Capitel/
[Spaltenumbruch] che einem aus den Krieges-Schiffen die-
ſer Republic im Britanniſchen Meer be-
gegnen, ihre oberſten Fahnen oder Flag-
gen ſtreichen, und ihr oberſtes Segel ab-
laſſen, auf die Weiſe, wie es lange vor die-
ſen Zeiten bey vor geweſener Regierung
allezeit gebraͤuchlich geweſen.

§. 7.

Eben dergleichen iſt auch in der
zwiſchen dem Koͤnig Carl dem II. in Groß-
Britannien und den Vereinigten Nie-
derlanden Anno 1662. am 4. September
getroffenen Allianz ſtipuliret worden. Die
hieher gehoͤrigen Worte in erwehnter
Allianz lauten folgender maaſſen: Des-
gleichen, daß diejenigen Schiffe und Fahr-
zeuge der Vereinigten Niederlande, ſo
wohl zum Kriege, als feindliche Gewalt
abzutreiben, zugerichtet, als andere, wel-
che in der Engellaͤndiſchen See eines von
Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt Krieges-Schiffen
antreffen wuͤrden, die Flagge uͤber dem
Maſt-Korbe ſolten ſtreichen, und das
Mars-Segel fallen laſſen, gleichwie es vor
dieſen, und bey voriger Regierung ge-
braͤuchlich geweſen. Franckreich hat auch
zu allen Zeiten, und ſonderlich die Koͤnige
Henrich II. und III. in ihren A. 1555. und
1584. publicirten Reichs-Satzungen dar-
auf gedrungen, daß alle Schiffe, welche
an den Frantzoͤſiſchen Kuͤſten bey denen
Forts vorbeyfahren, oder Koͤnigliche
Frantzoͤſiſche Schiffe daſelbſt rencontriren
wuͤrden, zur Erkennung der Frantzoͤſi-
ſchen Herrſchafft uͤber das an bemeldte
Kuͤſten ſtoſſende Meer, die Segel ſtreichen
folten; allein ohne gewuͤnſchten Effect.
S. hiervon Joh. Marquarden de Jure Mer-
catorum & Commerciorum Lib. 2. Cap.
5, pag. 226. Seldenus
aber de Dominio
maris Britannici Lib. 2. Cap.
26. ſagt, daß
vor denen Koͤniglich Engliſchen Schif-
fen, aus Reſpect gegen den Koͤnig, und
zur Recognition der Engliſchen Herr-
ſchafft uͤber das Meer, aus einer alten
Gerechtigkeit noch zu ſeiner Zeit die Se-
gel geſtrichen worden. Ja es halten die
Koͤnige in Engelland dieſe Gerechtſame
vor etwas beſonders, daß vor ihren
Schiffen die Segel geſtrichen werden
muͤſſen.

§. 8.

Da Koͤnig Ludwig der XIV.
in Franckreich, zu Vermeidung alles Zan-
ckes wegen des Segel-ſtreichens, mit Koͤ-
nig Carl dem II. in Engelland auf einige
Zeit einen Vergleich getroffen hatte, ſo
wolte doch ſein Succeſſor, Jacobus II. ſol-
chen nicht continuiren, ſondern præten-
dir
te das Segel-ſtreichen von ſeinen Schif-
[Spaltenumbruch] fen von neuen. Ja, es pflegen groſſe
Herren ſehr ſcharff uͤber dieſem Recht zu
halten, alſo, daß die See-Officierer, wenn
ſie deswegen das geringſte verſehen, ſehr
hart geſtrafft worden. Engelland giebt
uns dißfalls ein Exempel an die Hand.
Als der Koͤniglich Schwediſche Geſandte
im Jahr 1661. auf der Temſe herauf nach
dem Tovvr fuhr, um daſelbſt auszuſtei-
gen, und ſodann gewoͤhnlicher maaſſen
zur Audienz zum Koͤnig zu fahren, ſo be-
gegnete er mit ſeinem nur 20. Canonen
fuͤhrenden Schiffe unter wegens einem
der vornehmſten Engliſchen Krieges-
Schiffe, der Koͤnigliche Carl genannt,
welches 104. Canonen fuͤhrte, und von
dem Capitain Holmes gefuͤhret wurde.
Nun ließ der Koͤnigliche Schwediſche Ge-
ſandte, wie es billig geweſen, bey dem
Vorbeyfahren vor dieſem Schiffe die Se-
gel nicht ſtreichen, auch ihn der Capitain
Holmes
ungehindert vorbeyfahren; Al-
lein dieſer kam daruͤber ins Gefaͤngniß,
und endlich um ſeinen Dienſt.

§. 9.

Doch dieſe Gewohnheit, daß die
Schiffe, ſo ſich einander begegnen, durch
Loſungs-Schuͤſſe, Segel-ſtreichen, u. d.
g. ſo groſſe Ehre erweiſen, iſt unter den
Europæiſchen Voͤlckern nicht allein einge-
fuͤhret. Denn ſo meldet Johann Neu-
hof in ſeiner Chineſiſchen Reiſe-Beſchrei-
bung: Es muͤſſen den Schiffen des Kaͤy-
ſers in China, welche ſehr praͤchtig und
kuͤnſtlich gebauet ſind, nicht ſo wohl we-
gen ihres ſehr propren Anſehens, als des
Reſpects vor ihren Herrn, alle Schiffs-
Capitains, wenn ſie denſelben begegnen,
ausweichen, und die Segel vor ihnen
ſtreichen. Ja, es muͤſſen unter denen
Schiffs-Capitains des Kaͤyſers ſelbſt alle-
mahl die geringern den hoͤhern weichen.
Die Fordertheile derer den Kaͤyſerlichen
Schiffs-Capitains zugehoͤrigen Schiffe
ſind in Form eines Caſtels gebauet, auf
welchem ſich die Trompeten und Paucken
allemahl wacker hoͤren laſſen, wenn nun
andere Schiffe ſolches vernehmen, ſo muͤſ-
ſen ſie denſelben ausweichen. Wenn a-
ber zwey Kaͤyſerliche Schiffe einander be-
gegnen, ſo muß der geringere Capitain
dem hoͤhern weichen, und entſtehet ſodann
kein Streit daruͤber, weil ſolches durch
oͤffentliche Reichs-Geſetze ausgemacht iſt,
welchen ein iedweder folgen muß. Da-
mit man aber deſto leichter erkennen moͤ-
ge, wem der Vorzug gebuͤhret, ſo iſt der
Character eines ieden Schiffs-Capitains
mit drey Viertel hohen guͤldnen Buchſta-

ben
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[480/0648] Des Fiſch-Buchs 48. Capitel/ che einem aus den Krieges-Schiffen die- ſer Republic im Britanniſchen Meer be- gegnen, ihre oberſten Fahnen oder Flag- gen ſtreichen, und ihr oberſtes Segel ab- laſſen, auf die Weiſe, wie es lange vor die- ſen Zeiten bey vor geweſener Regierung allezeit gebraͤuchlich geweſen. §. 7. Eben dergleichen iſt auch in der zwiſchen dem Koͤnig Carl dem II. in Groß- Britannien und den Vereinigten Nie- derlanden Anno 1662. am 4. September getroffenen Allianz ſtipuliret worden. Die hieher gehoͤrigen Worte in erwehnter Allianz lauten folgender maaſſen: Des- gleichen, daß diejenigen Schiffe und Fahr- zeuge der Vereinigten Niederlande, ſo wohl zum Kriege, als feindliche Gewalt abzutreiben, zugerichtet, als andere, wel- che in der Engellaͤndiſchen See eines von Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt Krieges-Schiffen antreffen wuͤrden, die Flagge uͤber dem Maſt-Korbe ſolten ſtreichen, und das Mars-Segel fallen laſſen, gleichwie es vor dieſen, und bey voriger Regierung ge- braͤuchlich geweſen. Franckreich hat auch zu allen Zeiten, und ſonderlich die Koͤnige Henrich II. und III. in ihren A. 1555. und 1584. publicirten Reichs-Satzungen dar- auf gedrungen, daß alle Schiffe, welche an den Frantzoͤſiſchen Kuͤſten bey denen Forts vorbeyfahren, oder Koͤnigliche Frantzoͤſiſche Schiffe daſelbſt rencontriren wuͤrden, zur Erkennung der Frantzoͤſi- ſchen Herrſchafft uͤber das an bemeldte Kuͤſten ſtoſſende Meer, die Segel ſtreichen folten; allein ohne gewuͤnſchten Effect. S. hiervon Joh. Marquarden de Jure Mer- catorum & Commerciorum Lib. 2. Cap. 5, pag. 226. Seldenus aber de Dominio maris Britannici Lib. 2. Cap. 26. ſagt, daß vor denen Koͤniglich Engliſchen Schif- fen, aus Reſpect gegen den Koͤnig, und zur Recognition der Engliſchen Herr- ſchafft uͤber das Meer, aus einer alten Gerechtigkeit noch zu ſeiner Zeit die Se- gel geſtrichen worden. Ja es halten die Koͤnige in Engelland dieſe Gerechtſame vor etwas beſonders, daß vor ihren Schiffen die Segel geſtrichen werden muͤſſen. §. 8. Da Koͤnig Ludwig der XIV. in Franckreich, zu Vermeidung alles Zan- ckes wegen des Segel-ſtreichens, mit Koͤ- nig Carl dem II. in Engelland auf einige Zeit einen Vergleich getroffen hatte, ſo wolte doch ſein Succeſſor, Jacobus II. ſol- chen nicht continuiren, ſondern præten- dirte das Segel-ſtreichen von ſeinen Schif- fen von neuen. Ja, es pflegen groſſe Herren ſehr ſcharff uͤber dieſem Recht zu halten, alſo, daß die See-Officierer, wenn ſie deswegen das geringſte verſehen, ſehr hart geſtrafft worden. Engelland giebt uns dißfalls ein Exempel an die Hand. Als der Koͤniglich Schwediſche Geſandte im Jahr 1661. auf der Temſe herauf nach dem Tovvr fuhr, um daſelbſt auszuſtei- gen, und ſodann gewoͤhnlicher maaſſen zur Audienz zum Koͤnig zu fahren, ſo be- gegnete er mit ſeinem nur 20. Canonen fuͤhrenden Schiffe unter wegens einem der vornehmſten Engliſchen Krieges- Schiffe, der Koͤnigliche Carl genannt, welches 104. Canonen fuͤhrte, und von dem Capitain Holmes gefuͤhret wurde. Nun ließ der Koͤnigliche Schwediſche Ge- ſandte, wie es billig geweſen, bey dem Vorbeyfahren vor dieſem Schiffe die Se- gel nicht ſtreichen, auch ihn der Capitain Holmes ungehindert vorbeyfahren; Al- lein dieſer kam daruͤber ins Gefaͤngniß, und endlich um ſeinen Dienſt. §. 9. Doch dieſe Gewohnheit, daß die Schiffe, ſo ſich einander begegnen, durch Loſungs-Schuͤſſe, Segel-ſtreichen, u. d. g. ſo groſſe Ehre erweiſen, iſt unter den Europæiſchen Voͤlckern nicht allein einge- fuͤhret. Denn ſo meldet Johann Neu- hof in ſeiner Chineſiſchen Reiſe-Beſchrei- bung: Es muͤſſen den Schiffen des Kaͤy- ſers in China, welche ſehr praͤchtig und kuͤnſtlich gebauet ſind, nicht ſo wohl we- gen ihres ſehr propren Anſehens, als des Reſpects vor ihren Herrn, alle Schiffs- Capitains, wenn ſie denſelben begegnen, ausweichen, und die Segel vor ihnen ſtreichen. Ja, es muͤſſen unter denen Schiffs-Capitains des Kaͤyſers ſelbſt alle- mahl die geringern den hoͤhern weichen. Die Fordertheile derer den Kaͤyſerlichen Schiffs-Capitains zugehoͤrigen Schiffe ſind in Form eines Caſtels gebauet, auf welchem ſich die Trompeten und Paucken allemahl wacker hoͤren laſſen, wenn nun andere Schiffe ſolches vernehmen, ſo muͤſ- ſen ſie denſelben ausweichen. Wenn a- ber zwey Kaͤyſerliche Schiffe einander be- gegnen, ſo muß der geringere Capitain dem hoͤhern weichen, und entſtehet ſodann kein Streit daruͤber, weil ſolches durch oͤffentliche Reichs-Geſetze ausgemacht iſt, welchen ein iedweder folgen muß. Da- mit man aber deſto leichter erkennen moͤ- ge, wem der Vorzug gebuͤhret, ſo iſt der Character eines ieden Schiffs-Capitains mit drey Viertel hohen guͤldnen Buchſta- ben

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/648>, abgerufen am 30.04.2024.