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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Anderes Buch.
Und unsre Freunde Schaar/ die durch die lange Nacht
Jn süßer Fröligkeit an unsrer Tafel wacht/
Erzählen/ was wier hier nach langer länge sehen.
Was übels und was guuts uns hier und da geschehen.
Denn wird uns eine Lust das zu erwehnen seyn/
Was ohne Reu' und Leid uns itzt kaum fället ein.
Jtzt ist es keine Zeit/ daß du dir machest sorgen.
Wie du uns würdig wollst bewirten an dem morgen/
Biß inn die tieffe Nacht/ nun wir ümm deine Hand/
Der höhers was gebührt/ dier knüpfen dieses Band.
das reich an Armuht ist. Laß diesen Kummer fahren.
Wier wollen diese Lust biß auff die Rükkunfft sparen.
Doch/ daß dem Tage noch geschehe halb sein Recht.
Wolan/ so halte dich auch hier nicht allzuschlecht.
Sey Gast frey/ wie du pflegst. Wier wolln dier gerne folgen
Jnn die berühmte Stadt der weit-gepreisten Wolgen/
Sie meyn' ich/ Astrachan/ die Königliche Stadt/
Die viel an voller Lust/ wie unser Deutschland/ hat.
Zu Schiffe schikt sichs nicht/ daß wier von gantzem Hertzen
Nach unsrer schönen Aart an solchen Festen schertzen.
Wier wollen an das Land/ in unser Lust-Hauß gehn/
Da laß die Tafel denn für uns gedekket stehn.
Frey muß ein Hertze seyn/ das recht sich wil erfreuen.
Es ist sich nicht guut froh/ wenn mann schoon was mueß
scheuen.
Gönnst du uns volle Lust/ so schaff' uns einen Plaan/
den man beschleichen nicht/ auch nicht behorchen kann.
Der schöne Herbst-Tag selbst giebt anlaß sich zu setzen/
und inn der grünen Schooß deß Gartens zu ergetzen;
Der nahe Weinstok beut die braunen Trauben dar/
Mit weissen unterstekt. Das feucht-gefüllte Jahr
Reicht gantz sein Reichtuhm her. Trägt Pfirschken auff und
Quitten/
Lässt Aepfel aller Aart hinn auff den Teppich schütten.
Der Vater der Revier/ gesteiffet an sein Rohr/
Setzt frischen Kaffiar und gute Krebse vor.
So
Anderes Buch.
Und unſre Freunde Schaar/ die durch die lange Nacht
Jn ſuͤßer Froͤligkeit an unſrer Tafel wacht/
Erzaͤhlen/ was wier hier nach langer laͤnge ſehen.
Was uͤbels und was guuts uns hier und da geſchehen.
Denn wird uns eine Luſt das zu erwehnen ſeyn/
Was ohne Reu’ und Leid uns itzt kaum faͤllet ein.
Jtzt iſt es keine Zeit/ daß du dir macheſt ſorgen.
Wie du uns wuͤrdig wollſt bewirten an dem morgen/
Biß inn die tieffe Nacht/ nun wir uͤmm deine Hand/
Der hoͤhers was gebuͤhrt/ dier knuͤpfen dieſes Band.
das reich an Armuht iſt. Laß dieſen Kummer fahren.
Wier wollen dieſe Luſt biß auff die Ruͤkkunfft ſparen.
Doch/ daß dem Tage noch geſchehe halb ſein Recht.
Wolan/ ſo halte dich auch hier nicht allzuſchlecht.
Sey Gaſt frey/ wie du pflegſt. Wier wolln dier gerne folgen
Jnn die beruͤhmte Stadt der weit-gepreiſten Wolgen/
Sie meyn’ ich/ Aſtrachan/ die Koͤnigliche Stadt/
Die viel an voller Luſt/ wie unſer Deutſchland/ hat.
Zu Schiffe ſchikt ſichs nicht/ daß wier von gantzem Hertzen
Nach unſrer ſchoͤnen Aart an ſolchen Feſten ſchertzen.
Wier wollen an das Land/ in unſer Luſt-Hauß gehn/
Da laß die Tafel denn fuͤr uns gedekket ſtehn.
Frey muß ein Hertze ſeyn/ das recht ſich wil erfreuen.
Es iſt ſich nicht guut froh/ wenn mann ſchoon was mueß
ſcheuen.
Goͤnnſt du uns volle Luſt/ ſo ſchaff’ uns einen Plaan/
den man beſchleichen nicht/ auch nicht behorchen kann.
Der ſchoͤne Herbſt-Tag ſelbſt giebt anlaß ſich zu ſetzen/
und inn der gruͤnen Schooß deß Gartens zu ergetzen;
Der nahe Weinſtok beut die braunen Trauben dar/
Mit weiſſen unterſtekt. Das feucht-gefuͤllte Jahr
Reicht gantz ſein Reichtuhm her. Traͤgt Pfirſchken auff und
Quitten/
Laͤſſt Aepfel aller Aart hinn auff den Teppich ſchuͤtten.
Der Vater der Revier/ geſteiffet an ſein Rohr/
Setzt friſchen Kaffiar und gute Krebſe vor.
So
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[91/0111] Anderes Buch. Und unſre Freunde Schaar/ die durch die lange Nacht Jn ſuͤßer Froͤligkeit an unſrer Tafel wacht/ Erzaͤhlen/ was wier hier nach langer laͤnge ſehen. Was uͤbels und was guuts uns hier und da geſchehen. Denn wird uns eine Luſt das zu erwehnen ſeyn/ Was ohne Reu’ und Leid uns itzt kaum faͤllet ein. Jtzt iſt es keine Zeit/ daß du dir macheſt ſorgen. Wie du uns wuͤrdig wollſt bewirten an dem morgen/ Biß inn die tieffe Nacht/ nun wir uͤmm deine Hand/ Der hoͤhers was gebuͤhrt/ dier knuͤpfen dieſes Band. das reich an Armuht iſt. Laß dieſen Kummer fahren. Wier wollen dieſe Luſt biß auff die Ruͤkkunfft ſparen. Doch/ daß dem Tage noch geſchehe halb ſein Recht. Wolan/ ſo halte dich auch hier nicht allzuſchlecht. Sey Gaſt frey/ wie du pflegſt. Wier wolln dier gerne folgen Jnn die beruͤhmte Stadt der weit-gepreiſten Wolgen/ Sie meyn’ ich/ Aſtrachan/ die Koͤnigliche Stadt/ Die viel an voller Luſt/ wie unſer Deutſchland/ hat. Zu Schiffe ſchikt ſichs nicht/ daß wier von gantzem Hertzen Nach unſrer ſchoͤnen Aart an ſolchen Feſten ſchertzen. Wier wollen an das Land/ in unſer Luſt-Hauß gehn/ Da laß die Tafel denn fuͤr uns gedekket ſtehn. Frey muß ein Hertze ſeyn/ das recht ſich wil erfreuen. Es iſt ſich nicht guut froh/ wenn mann ſchoon was mueß ſcheuen. Goͤnnſt du uns volle Luſt/ ſo ſchaff’ uns einen Plaan/ den man beſchleichen nicht/ auch nicht behorchen kann. Der ſchoͤne Herbſt-Tag ſelbſt giebt anlaß ſich zu ſetzen/ und inn der gruͤnen Schooß deß Gartens zu ergetzen; Der nahe Weinſtok beut die braunen Trauben dar/ Mit weiſſen unterſtekt. Das feucht-gefuͤllte Jahr Reicht gantz ſein Reichtuhm her. Traͤgt Pfirſchken auff und Quitten/ Laͤſſt Aepfel aller Aart hinn auff den Teppich ſchuͤtten. Der Vater der Revier/ geſteiffet an ſein Rohr/ Setzt friſchen Kaffiar und gute Krebſe vor. So

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/111>, abgerufen am 15.05.2024.