Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Vierdtes Buch.
Von Gläsern vor uns auff. Wir spielen für und für.
Das Kraut ist hier der Wein/ das Loth ein frisches Bier/
das man das beste heisst. Wir feuren aus den Stücken/
die uns ein Glaser geusst. Wir bauen gleichsam Brücken.
Bewachen allen Paß; Wir rücken än den Feind/
der feindlich ist in dem/ daß er sich nennet Freund.
ümm Freundschafft führt man Krieg. Wir machen Nacht
zu Tage/
Zu Nachte manchen Tag. Man hört von keiner Klage/
als wenn man nicht mehr kan. Wir fallen wie wir stehn/
wir wollen keinen Schritt aus unsern Gliedern gehn/
Das Kriegern schimpflich ist. Man sieht die Troupen
schwingen/
und wachen Karakoll. Wir lachen/ jauchtzen/ singen/
Das Feldspiel dient für uns. Dort zeigt sich ein Squadron/
Hier eine Kompagnie/ und ist gefasset schon/
daß sie dem Feinde steh'. Es geht zu/ wie im Kriegen.
Der Anbruch wird gemacht. Wir kommen/ sehen/ siegen/
Dz Glücke wil uns wol. Bald sind wir Freund/ bald Feind;
Wenn wir am ärgsten thun/ so ist es gut gemeynt.
Wir fechten ritterlich. Vergiessen das Geblüte/
wie wirs getruncken ein. Das durstige Gemühte
erwüscht ihm stets den Feind/ mit dem sichs rauffen kan/
daß beyde fallen hin auff den besagten Plan.
Die Gläser loben wir/ die einen Schimpff verstehen/
und wider Tisch und Wand mit unsern Köpffen gehen/
und fäster sind/ als sie. Wir schencken ehrlich ein/
und trincken redlich aus. Wenn denn der blancke Wein
durch das berühmte Glaß in liechtem Golde blincket/
da wächst uns erst der Muht/ das man behertzter trincket.
Wir stifften Brüderschafft. Der Trunck macht alle gleich.
Die Feigen werden frisch/ die Armen werden reich
durch das geliebte Glaß. Es läßt sich keiner schertzen/
wenns der Gesundheit gilt; Er hebt von gantzem Hertzen/
und leert die Schale wol. Er macht es redlich aus/
und dräng' ihm Schweiß und Bier/ und alles andre rauß/
Es
L iij
Vierdtes Buch.
Von Glaͤſern vor uns auff. Wir ſpielen fuͤr und fuͤr.
Das Kraut iſt hier der Wein/ das Loth ein friſches Bier/
das man das beſte heiſſt. Wir feuren aus den Stuͤcken/
die uns ein Glaſer geuſſt. Wir bauen gleichſam Bruͤcken.
Bewachen allen Paß; Wir ruͤcken aͤn den Feind/
der feindlich iſt in dem/ daß er ſich nennet Freund.
uͤmm Freundſchafft fuͤhrt man Krieg. Wir machen Nacht
zu Tage/
Zu Nachte manchen Tag. Man hoͤrt von keiner Klage/
als wenn man nicht mehr kan. Wir fallen wie wir ſtehn/
wir wollen keinen Schritt aus unſern Gliedern gehn/
Das Kriegern ſchimpflich iſt. Man ſieht die Troupen
ſchwingen/
und wachen Karakoll. Wir lachen/ jauchtzen/ ſingen/
Das Feldſpiel dient fuͤr uns. Dort zeigt ſich ein Squadron/
Hier eine Kompagnie/ und iſt gefaſſet ſchon/
daß ſie dem Feinde ſteh’. Es geht zu/ wie im Kriegen.
Der Anbruch wird gemacht. Wir kommen/ ſehen/ ſiegen/
Dz Gluͤcke wil uns wol. Bald ſind wir Freund/ bald Feind;
Wenn wir am aͤrgſten thun/ ſo iſt es gut gemeynt.
Wir fechten ritterlich. Vergieſſen das Gebluͤte/
wie wirs getruncken ein. Das durſtige Gemuͤhte
erwuͤſcht ihm ſtets den Feind/ mit dem ſichs rauffen kan/
daß beyde fallen hin auff den beſagten Plan.
Die Glaͤſer loben wir/ die einen Schimpff verſtehen/
und wider Tiſch und Wand mit unſern Koͤpffen gehen/
und faͤſter ſind/ als ſie. Wir ſchencken ehrlich ein/
und trincken redlich aus. Wenn denn der blancke Wein
durch das beruͤhmte Glaß in liechtem Golde blincket/
da waͤchſt uns erſt der Muht/ das man behertzter trincket.
Wir ſtifften Bruͤderſchafft. Der Trunck macht alle gleich.
Die Feigen werden friſch/ die Armen werden reich
durch das geliebte Glaß. Es laͤßt ſich keiner ſchertzen/
wenns der Geſundheit gilt; Er hebt von gantzem Hertzen/
und leert die Schale wol. Er macht es redlich aus/
und draͤng’ ihm Schweiß und Bier/ und alles andre rauß/
Es
L iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0185" n="165"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierdtes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Von Gla&#x0364;&#x017F;ern vor uns auff. Wir &#x017F;pielen fu&#x0364;r und fu&#x0364;r.</l><lb/>
          <l>Das Kraut i&#x017F;t hier der Wein/ das Loth ein fri&#x017F;ches Bier/</l><lb/>
          <l>das man das be&#x017F;te hei&#x017F;&#x017F;t. Wir feuren aus den Stu&#x0364;cken/</l><lb/>
          <l>die uns ein Gla&#x017F;er geu&#x017F;&#x017F;t. Wir bauen gleich&#x017F;am Bru&#x0364;cken.</l><lb/>
          <l>Bewachen allen Paß; Wir ru&#x0364;cken a&#x0364;n den Feind/</l><lb/>
          <l>der feindlich i&#x017F;t in dem/ daß er &#x017F;ich nennet Freund.</l><lb/>
          <l>u&#x0364;mm Freund&#x017F;chafft fu&#x0364;hrt man Krieg. Wir machen Nacht</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">zu Tage/</hi> </l><lb/>
          <l>Zu Nachte manchen Tag. Man ho&#x0364;rt von keiner Klage/</l><lb/>
          <l>als wenn man nicht mehr kan. Wir fallen wie wir &#x017F;tehn/</l><lb/>
          <l>wir wollen keinen Schritt aus un&#x017F;ern Gliedern gehn/</l><lb/>
          <l>Das Kriegern &#x017F;chimpflich i&#x017F;t. Man &#x017F;ieht die Troupen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chwingen/</hi> </l><lb/>
          <l>und wachen Karakoll. Wir lachen/ jauchtzen/ &#x017F;ingen/</l><lb/>
          <l>Das Feld&#x017F;piel dient fu&#x0364;r uns. Dort zeigt &#x017F;ich ein Squadron/</l><lb/>
          <l>Hier eine Kompagnie/ und i&#x017F;t gefa&#x017F;&#x017F;et &#x017F;chon/</l><lb/>
          <l>daß &#x017F;ie dem Feinde &#x017F;teh&#x2019;. Es geht zu/ wie im Kriegen.</l><lb/>
          <l>Der Anbruch wird gemacht. Wir kommen/ &#x017F;ehen/ &#x017F;iegen/</l><lb/>
          <l>Dz Glu&#x0364;cke wil uns wol. Bald &#x017F;ind wir Freund/ bald Feind;</l><lb/>
          <l>Wenn wir am a&#x0364;rg&#x017F;ten thun/ &#x017F;o i&#x017F;t es gut gemeynt.</l><lb/>
          <l>Wir fechten ritterlich. Vergie&#x017F;&#x017F;en das Geblu&#x0364;te/</l><lb/>
          <l>wie wirs getruncken ein. Das dur&#x017F;tige Gemu&#x0364;hte</l><lb/>
          <l>erwu&#x0364;&#x017F;cht ihm &#x017F;tets den Feind/ mit dem &#x017F;ichs rauffen kan/</l><lb/>
          <l>daß beyde fallen hin auff den be&#x017F;agten Plan.</l><lb/>
          <l>Die Gla&#x0364;&#x017F;er loben wir/ die einen Schimpff ver&#x017F;tehen/</l><lb/>
          <l>und wider Ti&#x017F;ch und Wand mit un&#x017F;ern Ko&#x0364;pffen gehen/</l><lb/>
          <l>und fa&#x0364;&#x017F;ter &#x017F;ind/ als &#x017F;ie. Wir &#x017F;chencken ehrlich ein/</l><lb/>
          <l>und trincken redlich aus. Wenn denn der blancke Wein</l><lb/>
          <l>durch das beru&#x0364;hmte Glaß in liechtem Golde blincket/</l><lb/>
          <l>da wa&#x0364;ch&#x017F;t uns er&#x017F;t der Muht/ das man behertzter trincket.</l><lb/>
          <l>Wir &#x017F;tifften Bru&#x0364;der&#x017F;chafft. Der Trunck macht alle gleich.</l><lb/>
          <l>Die Feigen werden fri&#x017F;ch/ die Armen werden reich</l><lb/>
          <l>durch das geliebte Glaß. Es la&#x0364;ßt &#x017F;ich keiner &#x017F;chertzen/</l><lb/>
          <l>wenns der Ge&#x017F;undheit gilt; Er hebt von gantzem Hertzen/</l><lb/>
          <l>und leert die Schale wol. Er macht es redlich aus/</l><lb/>
          <l>und dra&#x0364;ng&#x2019; ihm Schweiß und Bier/ und alles andre rauß/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L iij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0185] Vierdtes Buch. Von Glaͤſern vor uns auff. Wir ſpielen fuͤr und fuͤr. Das Kraut iſt hier der Wein/ das Loth ein friſches Bier/ das man das beſte heiſſt. Wir feuren aus den Stuͤcken/ die uns ein Glaſer geuſſt. Wir bauen gleichſam Bruͤcken. Bewachen allen Paß; Wir ruͤcken aͤn den Feind/ der feindlich iſt in dem/ daß er ſich nennet Freund. uͤmm Freundſchafft fuͤhrt man Krieg. Wir machen Nacht zu Tage/ Zu Nachte manchen Tag. Man hoͤrt von keiner Klage/ als wenn man nicht mehr kan. Wir fallen wie wir ſtehn/ wir wollen keinen Schritt aus unſern Gliedern gehn/ Das Kriegern ſchimpflich iſt. Man ſieht die Troupen ſchwingen/ und wachen Karakoll. Wir lachen/ jauchtzen/ ſingen/ Das Feldſpiel dient fuͤr uns. Dort zeigt ſich ein Squadron/ Hier eine Kompagnie/ und iſt gefaſſet ſchon/ daß ſie dem Feinde ſteh’. Es geht zu/ wie im Kriegen. Der Anbruch wird gemacht. Wir kommen/ ſehen/ ſiegen/ Dz Gluͤcke wil uns wol. Bald ſind wir Freund/ bald Feind; Wenn wir am aͤrgſten thun/ ſo iſt es gut gemeynt. Wir fechten ritterlich. Vergieſſen das Gebluͤte/ wie wirs getruncken ein. Das durſtige Gemuͤhte erwuͤſcht ihm ſtets den Feind/ mit dem ſichs rauffen kan/ daß beyde fallen hin auff den beſagten Plan. Die Glaͤſer loben wir/ die einen Schimpff verſtehen/ und wider Tiſch und Wand mit unſern Koͤpffen gehen/ und faͤſter ſind/ als ſie. Wir ſchencken ehrlich ein/ und trincken redlich aus. Wenn denn der blancke Wein durch das beruͤhmte Glaß in liechtem Golde blincket/ da waͤchſt uns erſt der Muht/ das man behertzter trincket. Wir ſtifften Bruͤderſchafft. Der Trunck macht alle gleich. Die Feigen werden friſch/ die Armen werden reich durch das geliebte Glaß. Es laͤßt ſich keiner ſchertzen/ wenns der Geſundheit gilt; Er hebt von gantzem Hertzen/ und leert die Schale wol. Er macht es redlich aus/ und draͤng’ ihm Schweiß und Bier/ und alles andre rauß/ Es L iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/185
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/185>, abgerufen am 13.05.2024.