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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Der Oden


J.
Auff verreisen eines seiner
guten Freunde.
DAnion gieng in tieffen Sinnen
ümm der sanfften Pleissen Rand/
wo sie und der Elster-strand
holdreich in einander rinnen;
Die Gesellschafft sprach ihm zu:
Damon/ was besinnest du?
Seit ich/ sprach er/ in den Orden
eurer Kundschafft kommen bin/
ist der Sommer fünffmahl hin/
fünffmahl ist es Winter worden;
und so lange bin ich hier.
Jch will weg aus der Revier.
Kein Leid stößt mir zwar zu handen.
Die Gesellschafft halt ich werth;
So ist baßlich meine Heerd'
hübsch bey feister Kost gestanden.
Mein geehrtes Vaterland
das ists/ das mir beut die Hand.
Grünet wol/ ihr bunten Matten;
Seyd ihr Lüffte/ seyd geküst/
Rosenthal du sehr gegrüst/
sehr ihr Bäche/ sehr ihr Schatten.
Und du drey-beströmte Stadt
die mich wol bewirtet hat.
Jhr
Der Oden


J.
Auff verreiſen eines ſeiner
guten Freunde.
DAnion gieng in tieffen Sinnen
uͤmm der ſanfften Pleiſſen Rand/
wo ſie und der Elſter-ſtrand
holdreich in einander rinnen;
Die Geſellſchafft ſprach ihm zu:
Damon/ was beſinneſt du?
Seit ich/ ſprach er/ in den Orden
eurer Kundſchafft kommen bin/
iſt der Sommer fuͤnffmahl hin/
fuͤnffmahl iſt es Winter worden;
und ſo lange bin ich hier.
Jch will weg aus der Revier.
Kein Leid ſtoͤßt mir zwar zu handen.
Die Geſellſchafft halt ich werth;
So iſt baßlich meine Heerd’
huͤbſch bey feiſter Koſt geſtanden.
Mein geehrtes Vaterland
das iſts/ das mir beut die Hand.
Gruͤnet wol/ ihr bunten Matten;
Seyd ihr Luͤffte/ ſeyd gekuͤſt/
Roſenthal du ſehr gegruͤſt/
ſehr ihr Baͤche/ ſehr ihr Schatten.
Und du drey-beſtroͤmte Stadt
die mich wol bewirtet hat.
Jhr
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[398/0418] Der Oden J. Auff verreiſen eines ſeiner guten Freunde. DAnion gieng in tieffen Sinnen uͤmm der ſanfften Pleiſſen Rand/ wo ſie und der Elſter-ſtrand holdreich in einander rinnen; Die Geſellſchafft ſprach ihm zu: Damon/ was beſinneſt du? Seit ich/ ſprach er/ in den Orden eurer Kundſchafft kommen bin/ iſt der Sommer fuͤnffmahl hin/ fuͤnffmahl iſt es Winter worden; und ſo lange bin ich hier. Jch will weg aus der Revier. Kein Leid ſtoͤßt mir zwar zu handen. Die Geſellſchafft halt ich werth; So iſt baßlich meine Heerd’ huͤbſch bey feiſter Koſt geſtanden. Mein geehrtes Vaterland das iſts/ das mir beut die Hand. Gruͤnet wol/ ihr bunten Matten; Seyd ihr Luͤffte/ ſeyd gekuͤſt/ Roſenthal du ſehr gegruͤſt/ ſehr ihr Baͤche/ ſehr ihr Schatten. Und du drey-beſtroͤmte Stadt die mich wol bewirtet hat. Jhr

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/418>, abgerufen am 26.04.2024.