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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Der Oden
Du nur thust nicht/ kleine Welt/
was der großen so gefällt.

Gib den müden Büchern feyer.
Thu die matte Feder hin.
Was du hast erlebet heuer/
wird dirs übers Jahr nachziehn?
Was ists/ dem du dich verbannst/
und in ein solch Joch dich spannst?
Was der von Stagyr geschrieben/
Plato/ was du hast erdacht/
das ist alles nach euch blieben/
Jhr nur gabet gute Nacht.
Jst denn diß die große Frucht/
die man in dem schreiben sucht.
Mein/ was hilft es doch dem Dichter/
daß sein Fleiß ihn überlebt.
Zwar ein ieder ist hier Richter/
daß er hat auff Ruhm gestrebt.
Aber was geneusts der Mann
der schon längst ist bey gethan?
Eh man etwas tüchtigs schreibet/
läufft fürwar viel Zeit vorbey.
Und was ists/ das nach uns bleibet?
ein vergebliches Geschrey/
das derselbe doch nicht höret/
der darmitte wird geehret.
Geben dir die Götter Gaben
und verehren dich mit Kunst/
daß du deß kanst Ehre haben/
und verdienen vieler Gunst/
So gedenck doch auch darbey/
wie ein eitel Ding das sey.
Wo

Der Oden
Du nur thuſt nicht/ kleine Welt/
was der großen ſo gefaͤllt.

Gib den muͤden Buͤchern feyer.
Thu die matte Feder hin.
Was du haſt erlebet heuer/
wird dirs uͤbers Jahr nachziehn?
Was iſts/ dem du dich verbannſt/
und in ein ſolch Joch dich ſpannſt?
Was der von Stagyr geſchrieben/
Plato/ was du haſt erdacht/
das iſt alles nach euch blieben/
Jhr nur gabet gute Nacht.
Jſt denn diß die große Frucht/
die man in dem ſchreiben ſucht.
Mein/ was hilft es doch dem Dichter/
daß ſein Fleiß ihn uͤberlebt.
Zwar ein ieder iſt hier Richter/
daß er hat auff Ruhm geſtrebt.
Aber was geneuſts der Mann
der ſchon laͤngſt iſt bey gethan?
Eh man etwas tuͤchtigs ſchreibet/
laͤufft fuͤrwar viel Zeit vorbey.
Und was iſts/ das nach uns bleibet?
ein vergebliches Geſchrey/
das derſelbe doch nicht hoͤret/
der darmitte wird geehret.
Geben dir die Goͤtter Gaben
und verehren dich mit Kunſt/
daß du deß kanſt Ehre haben/
und verdienen vieler Gunſt/
So gedenck doch auch darbey/
wie ein eitel Ding das ſey.
Wo
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[416/0436] Der Oden Du nur thuſt nicht/ kleine Welt/ was der großen ſo gefaͤllt. Gib den muͤden Buͤchern feyer. Thu die matte Feder hin. Was du haſt erlebet heuer/ wird dirs uͤbers Jahr nachziehn? Was iſts/ dem du dich verbannſt/ und in ein ſolch Joch dich ſpannſt? Was der von Stagyr geſchrieben/ Plato/ was du haſt erdacht/ das iſt alles nach euch blieben/ Jhr nur gabet gute Nacht. Jſt denn diß die große Frucht/ die man in dem ſchreiben ſucht. Mein/ was hilft es doch dem Dichter/ daß ſein Fleiß ihn uͤberlebt. Zwar ein ieder iſt hier Richter/ daß er hat auff Ruhm geſtrebt. Aber was geneuſts der Mann der ſchon laͤngſt iſt bey gethan? Eh man etwas tuͤchtigs ſchreibet/ laͤufft fuͤrwar viel Zeit vorbey. Und was iſts/ das nach uns bleibet? ein vergebliches Geſchrey/ das derſelbe doch nicht hoͤret/ der darmitte wird geehret. Geben dir die Goͤtter Gaben und verehren dich mit Kunſt/ daß du deß kanſt Ehre haben/ und verdienen vieler Gunſt/ So gedenck doch auch darbey/ wie ein eitel Ding das ſey. Wo

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/436>, abgerufen am 30.05.2024.