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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Der Sonnetten
JV.
Als Jhm Herrn Timothei Swirsens
Haußfrauen Ableben/ in Ehsten be-

richtet ward.
JCH bin betrübt mit Jhm/ dem Freunde jener Zeit.
Es thauret mich sein fall/ in dem er muß verliehren
deß Hertzens halben Theil/ und hin zum Grabe führen.
Jch bin betrübt mit Jhm. Es tauret mich sein Leid.
Ach/ daß diß Beyleid doch vor ihm nun ist so weit!
Doch daß Er nach der Zeit dasselbe möge spüren/
So will ich auch allhier Jhm seinen Todten ziehren/
und etwas setzen auff von keiner Sterbligkeit.
Wir Menschen pflegen offt zu klagen über Leichen/
und wissen selber nicht/ wie nah' uns unsre Zeichen
deß Todes sind gesteckt. Wer weiß/ ob auch ümm dich
Ein Auge wird genetzt. Drüm will ich andre klagen/
und hierbeyneben auch von meiner Schwachheit sagen:
So hab' ich recht beweint in einem fremden mich.


V.
Auff seiner Stieffmutter Absterben/
welches Er in fremden Landen er-

fuhre.
JCH sehe noch die Angst deß fürchtenden Gesichtes/
Als/ Mutter/ ich vor Euch mit halber Freude tratt/
und/ ümm zu reisen aus/ gewollten Urlaub bath/
den ich Euch fast zwung' ab. Das Urtheil deß Gerichtes
und
Der Sonnetten
JV.
Als Jhm Herꝛn Timothei Swirſens
Haußfrauen Ableben/ in Ehſten be-

richtet ward.
JCH bin betruͤbt mit Jhm/ dem Freunde jener Zeit.
Es thauret mich ſein fall/ in dem er muß verliehren
deß Hertzens halben Theil/ und hin zum Grabe fuͤhren.
Jch bin betruͤbt mit Jhm. Es tauret mich ſein Leid.
Ach/ daß diß Beyleid doch vor ihm nun iſt ſo weit!
Doch daß Er nach der Zeit daſſelbe moͤge ſpuͤren/
So will ich auch allhier Jhm ſeinen Todten ziehren/
und etwas ſetzen auff von keiner Sterbligkeit.
Wir Menſchen pflegen offt zu klagen uͤber Leichen/
und wiſſen ſelber nicht/ wie nah’ uns unſre Zeichen
deß Todes ſind geſteckt. Wer weiß/ ob auch uͤmm dich
Ein Auge wird genetzt. Druͤm will ich andre klagen/
und hierbeyneben auch von meiner Schwachheit ſagen:
So hab’ ich recht beweint in einem fremden mich.


V.
Auff ſeiner Stieffmutter Abſterben/
welches Er in fremden Landen er-

fuhre.
JCH ſehe noch die Angſt deß fuͤrchtenden Geſichtes/
Als/ Mutter/ ich vor Euch mit halber Freude tratt/
und/ uͤmm zu reiſen aus/ gewollten Urlaub bath/
den ich Euch faſt zwung’ ab. Das Urtheil deß Gerichtes
und
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[666/0686] Der Sonnetten JV. Als Jhm Herꝛn Timothei Swirſens Haußfrauen Ableben/ in Ehſten be- richtet ward. JCH bin betruͤbt mit Jhm/ dem Freunde jener Zeit. Es thauret mich ſein fall/ in dem er muß verliehren deß Hertzens halben Theil/ und hin zum Grabe fuͤhren. Jch bin betruͤbt mit Jhm. Es tauret mich ſein Leid. Ach/ daß diß Beyleid doch vor ihm nun iſt ſo weit! Doch daß Er nach der Zeit daſſelbe moͤge ſpuͤren/ So will ich auch allhier Jhm ſeinen Todten ziehren/ und etwas ſetzen auff von keiner Sterbligkeit. Wir Menſchen pflegen offt zu klagen uͤber Leichen/ und wiſſen ſelber nicht/ wie nah’ uns unſre Zeichen deß Todes ſind geſteckt. Wer weiß/ ob auch uͤmm dich Ein Auge wird genetzt. Druͤm will ich andre klagen/ und hierbeyneben auch von meiner Schwachheit ſagen: So hab’ ich recht beweint in einem fremden mich. V. Auff ſeiner Stieffmutter Abſterben/ welches Er in fremden Landen er- fuhre. JCH ſehe noch die Angſt deß fuͤrchtenden Geſichtes/ Als/ Mutter/ ich vor Euch mit halber Freude tratt/ und/ uͤmm zu reiſen aus/ gewollten Urlaub bath/ den ich Euch faſt zwung’ ab. Das Urtheil deß Gerichtes und

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/686>, abgerufen am 31.05.2024.