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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Kleid als den Mann. Aber auch diese Außendinge sind nichts
Zufälliges; die Schale bildet sich nach dem Kern, und diese Er-
wägung ist es, die uns nach einem nochmaligen Umblick in der
schönen Kirche, in die Räume des Schlosses zurückführt. Die hohe,
schwere Eichentreppe hinauf, treten wir alsbald in das Wohn- und
Arbeitszimmer August Ludwigs von der Marwitz, des Vaters des
gegenwärtigen Besitzers, ein Zimmer, das uns auf den ersten Blick
die originelle Eigenart seines früheren Bewohners verräth. Die
Pietät gegen den Hingeschiedenen, hat es in seiner ganzen Einrich-
tung so ziemlich unverändert erhalten.

Es ist ein großer luftiger Raum, einfach in seinem Mobiliar
und nur an den Pfeilern der Fensterwand mit Familienbildnissen
geschmückt, zumeist mit den Porträts derer, die wir als Zeit- und
Kampfgenossen des großen Königs bereits kennen gelernt haben.
Sein charakteristisches Element erhält das Zimmer durch eine fort-
laufende Reihe von Wandschränken, die ein an Thüren und Ab-
theilungen reiches Ganze bilden und wie eine Birkenmaserpanelli-
rung die Wände des Zimmers umziehen. Hier entstanden jene
Arbeiten, die, nach der Seite des Wissens und Talents nicht ver-
ächtlich, in hohem Maße hervorragen durch ihren Muth und ihre
Selbständigkeit und der Mittelpunkt für Bestrebungen gewor-
den sind, die sich, nach langem Kampf gegen die herrschende Strö-
mung, wenigstens das Recht der Existenz erobert haben.

Unsere Aufmerksamkeit gehört aber in diesem Momente nicht
der Wirksamkeit des Mannes, sondern dem Orte, an dem er
thätig war. Die Wandschränke bergen in ihrer Tiefe den besten
Theil jener mehrerwähnten Bibliothek, die der Hubertsburg-Mar-
witz dem Quintus Jcilius bändeweis im Spiele abgewonnen,
während die vielen Thürfelder die Umrahmung für ebenso viele
Kupferstiche bilden. Diese originelle Benutzung der Schrankthüren
zur Aufstellung einer kleinen Kupferstichgallerie macht einen eigen-
thümlichen und sehr gefälligen Eindruck, der unter der Wahrneh-
mung wächst, daß die Auswahl der Stiche entschieden mehr nach
kleinen Liebhabereien, als nach irgend welchem Kunstprincip erfolgt

Kleid als den Mann. Aber auch dieſe Außendinge ſind nichts
Zufälliges; die Schale bildet ſich nach dem Kern, und dieſe Er-
wägung iſt es, die uns nach einem nochmaligen Umblick in der
ſchönen Kirche, in die Räume des Schloſſes zurückführt. Die hohe,
ſchwere Eichentreppe hinauf, treten wir alsbald in das Wohn- und
Arbeitszimmer Auguſt Ludwigs von der Marwitz, des Vaters des
gegenwärtigen Beſitzers, ein Zimmer, das uns auf den erſten Blick
die originelle Eigenart ſeines früheren Bewohners verräth. Die
Pietät gegen den Hingeſchiedenen, hat es in ſeiner ganzen Einrich-
tung ſo ziemlich unverändert erhalten.

Es iſt ein großer luftiger Raum, einfach in ſeinem Mobiliar
und nur an den Pfeilern der Fenſterwand mit Familienbildniſſen
geſchmückt, zumeiſt mit den Porträts derer, die wir als Zeit- und
Kampfgenoſſen des großen Königs bereits kennen gelernt haben.
Sein charakteriſtiſches Element erhält das Zimmer durch eine fort-
laufende Reihe von Wandſchränken, die ein an Thüren und Ab-
theilungen reiches Ganze bilden und wie eine Birkenmaſerpanelli-
rung die Wände des Zimmers umziehen. Hier entſtanden jene
Arbeiten, die, nach der Seite des Wiſſens und Talents nicht ver-
ächtlich, in hohem Maße hervorragen durch ihren Muth und ihre
Selbſtändigkeit und der Mittelpunkt für Beſtrebungen gewor-
den ſind, die ſich, nach langem Kampf gegen die herrſchende Strö-
mung, wenigſtens das Recht der Exiſtenz erobert haben.

Unſere Aufmerkſamkeit gehört aber in dieſem Momente nicht
der Wirkſamkeit des Mannes, ſondern dem Orte, an dem er
thätig war. Die Wandſchränke bergen in ihrer Tiefe den beſten
Theil jener mehrerwähnten Bibliothek, die der Hubertsburg-Mar-
witz dem Quintus Jcilius bändeweis im Spiele abgewonnen,
während die vielen Thürfelder die Umrahmung für ebenſo viele
Kupferſtiche bilden. Dieſe originelle Benutzung der Schrankthüren
zur Aufſtellung einer kleinen Kupferſtichgallerie macht einen eigen-
thümlichen und ſehr gefälligen Eindruck, der unter der Wahrneh-
mung wächst, daß die Auswahl der Stiche entſchieden mehr nach
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[357/0369] Kleid als den Mann. Aber auch dieſe Außendinge ſind nichts Zufälliges; die Schale bildet ſich nach dem Kern, und dieſe Er- wägung iſt es, die uns nach einem nochmaligen Umblick in der ſchönen Kirche, in die Räume des Schloſſes zurückführt. Die hohe, ſchwere Eichentreppe hinauf, treten wir alsbald in das Wohn- und Arbeitszimmer Auguſt Ludwigs von der Marwitz, des Vaters des gegenwärtigen Beſitzers, ein Zimmer, das uns auf den erſten Blick die originelle Eigenart ſeines früheren Bewohners verräth. Die Pietät gegen den Hingeſchiedenen, hat es in ſeiner ganzen Einrich- tung ſo ziemlich unverändert erhalten. Es iſt ein großer luftiger Raum, einfach in ſeinem Mobiliar und nur an den Pfeilern der Fenſterwand mit Familienbildniſſen geſchmückt, zumeiſt mit den Porträts derer, die wir als Zeit- und Kampfgenoſſen des großen Königs bereits kennen gelernt haben. Sein charakteriſtiſches Element erhält das Zimmer durch eine fort- laufende Reihe von Wandſchränken, die ein an Thüren und Ab- theilungen reiches Ganze bilden und wie eine Birkenmaſerpanelli- rung die Wände des Zimmers umziehen. Hier entſtanden jene Arbeiten, die, nach der Seite des Wiſſens und Talents nicht ver- ächtlich, in hohem Maße hervorragen durch ihren Muth und ihre Selbſtändigkeit und der Mittelpunkt für Beſtrebungen gewor- den ſind, die ſich, nach langem Kampf gegen die herrſchende Strö- mung, wenigſtens das Recht der Exiſtenz erobert haben. Unſere Aufmerkſamkeit gehört aber in dieſem Momente nicht der Wirkſamkeit des Mannes, ſondern dem Orte, an dem er thätig war. Die Wandſchränke bergen in ihrer Tiefe den beſten Theil jener mehrerwähnten Bibliothek, die der Hubertsburg-Mar- witz dem Quintus Jcilius bändeweis im Spiele abgewonnen, während die vielen Thürfelder die Umrahmung für ebenſo viele Kupferſtiche bilden. Dieſe originelle Benutzung der Schrankthüren zur Aufſtellung einer kleinen Kupferſtichgallerie macht einen eigen- thümlichen und ſehr gefälligen Eindruck, der unter der Wahrneh- mung wächst, daß die Auswahl der Stiche entſchieden mehr nach kleinen Liebhabereien, als nach irgend welchem Kunſtprincip erfolgt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/369>, abgerufen am 01.11.2024.