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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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und a Küch'. In Preußen hoaben's die Schul und
in Wian hoaben wir die Küch'. Und i weiß halt
nit, was i vorzieh."

"Ich weiß es." sagte Käthe "und ich glaube
Botho auch."

Damit trennte man sich und unser junges Paar
stieg in einen offenen Wagen, nachdem Ordre gegeben
war, das Gepäck nachzuschicken.

Käthe warf sich zurück und stemmte den kleinen
Fuß gegen den Rücksitz, auf dem ein Riesenbouquet,
die letzte Huldigung der von der reizenden Berliner
Dame ganz entzückten Schlangenbader Hauswirthin
lag. Käthe selbst nahm Botho's Arm und schmiegte
sich an ihn, aber auf wenig Augenblicke nur, dann
richtete sie sich wieder auf und sagte, während sie
mit dem Sonnenschirm das immer aufs neue her¬
unterfallende Bouquet festhielt: "Es ist doch eigent¬
lich reizend hier, all die Menschen und die vielen
Spreekähne, die vor Enge nicht ein noch aus wissen.
Und so wenig Staub. Ich find' es doch einen
rechten Segen, daß sie jetzt sprengen und Alles unter
Wasser setzen; freilich lange Kleider darf man dabei
nicht tragen. Und sieh nur den Brodwagen da mit
dem vorgespannten Hund. Es ist doch zu komisch.
Nur der Kanal... Ich weiß nicht, er ist immer
noch so..."

"Ja," lachte Botho, "er ist immer noch so.

und a Küch'. In Preußen hoaben's die Schul und
in Wian hoaben wir die Küch'. Und i weiß halt
nit, was i vorzieh.“

„Ich weiß es.“ ſagte Käthe „und ich glaube
Botho auch.“

Damit trennte man ſich und unſer junges Paar
ſtieg in einen offenen Wagen, nachdem Ordre gegeben
war, das Gepäck nachzuſchicken.

Käthe warf ſich zurück und ſtemmte den kleinen
Fuß gegen den Rückſitz, auf dem ein Rieſenbouquet,
die letzte Huldigung der von der reizenden Berliner
Dame ganz entzückten Schlangenbader Hauswirthin
lag. Käthe ſelbſt nahm Botho's Arm und ſchmiegte
ſich an ihn, aber auf wenig Augenblicke nur, dann
richtete ſie ſich wieder auf und ſagte, während ſie
mit dem Sonnenſchirm das immer aufs neue her¬
unterfallende Bouquet feſthielt: „Es iſt doch eigent¬
lich reizend hier, all die Menſchen und die vielen
Spreekähne, die vor Enge nicht ein noch aus wiſſen.
Und ſo wenig Staub. Ich find' es doch einen
rechten Segen, daß ſie jetzt ſprengen und Alles unter
Waſſer ſetzen; freilich lange Kleider darf man dabei
nicht tragen. Und ſieh nur den Brodwagen da mit
dem vorgeſpannten Hund. Es iſt doch zu komiſch.
Nur der Kanal... Ich weiß nicht, er iſt immer
noch ſo...“

„Ja,“ lachte Botho, „er iſt immer noch ſo.

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[264/0274] und a Küch'. In Preußen hoaben's die Schul und in Wian hoaben wir die Küch'. Und i weiß halt nit, was i vorzieh.“ „Ich weiß es.“ ſagte Käthe „und ich glaube Botho auch.“ Damit trennte man ſich und unſer junges Paar ſtieg in einen offenen Wagen, nachdem Ordre gegeben war, das Gepäck nachzuſchicken. Käthe warf ſich zurück und ſtemmte den kleinen Fuß gegen den Rückſitz, auf dem ein Rieſenbouquet, die letzte Huldigung der von der reizenden Berliner Dame ganz entzückten Schlangenbader Hauswirthin lag. Käthe ſelbſt nahm Botho's Arm und ſchmiegte ſich an ihn, aber auf wenig Augenblicke nur, dann richtete ſie ſich wieder auf und ſagte, während ſie mit dem Sonnenſchirm das immer aufs neue her¬ unterfallende Bouquet feſthielt: „Es iſt doch eigent¬ lich reizend hier, all die Menſchen und die vielen Spreekähne, die vor Enge nicht ein noch aus wiſſen. Und ſo wenig Staub. Ich find' es doch einen rechten Segen, daß ſie jetzt ſprengen und Alles unter Waſſer ſetzen; freilich lange Kleider darf man dabei nicht tragen. Und ſieh nur den Brodwagen da mit dem vorgeſpannten Hund. Es iſt doch zu komiſch. Nur der Kanal... Ich weiß nicht, er iſt immer noch ſo...“ „Ja,“ lachte Botho, „er iſt immer noch ſo.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/274>, abgerufen am 26.04.2024.